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Wozu das Studium -> Vereinbarkeit von Familie und Beruf?


paulaken

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Hallo,

seit einigen Monaten arbeite ich nun als Projektassistenz und mein Ziel war schon länger Projektleitung zu werden.

Nun merke ich aber, dass es, trotz sehr familienfreundlichem Unternehmen, nicht wirklich machbar ist.

Ich bin alleinerziehend, habe ein Kind im Grundschulalter, was aufgrund verschiedener Krankheitsbilder nicht einfach ist. Momentan lebt sie bei meinen Eltern, weil schulisch nichts anderes möglich war. Bei mir wäre sie nun auf einer Förderschule mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. Wobei die zuständige Förderschule deutlich davon abriet, sie auf diese Schule zu lassen.

Geplant ist, dass sie mit dem Wechsel zur weiterführenden Schule wieder zu mir zieht. Deswegen suche ich gerade großräumig nach einer passenden Schule. Der Plan ist dann zur Schule zu ziehen und eventuell den Job entsprechend zu wechseln, damit die Fahrtzeiten nicht zu lang werden für uns beide.

Im Job sieht es momentan so aus, dass ich seit Januar genau zwei Wochen im Büro war, den Rest der Zeit europaweit unterwegs. Und das wird bis Mai mindestens so weiter gehen. Auch passt meine Urlaubsplanung (Schulferien) nicht zu den Projektterminen.

Weiter als bis Mai ist die bisherige Planung nicht, ich bin aber sicher, dass es danach nicht groß anders laufen wird.

Ein guter Freund, Projektleiter, antwortete auf meine Frage, ob er eine Möglichkeit sieht Kind und diesen Job unter einen Hut zu kriegen mit: vergiss es.

Eine Nachfrage in einem Fachforum führte zu der Antwort: Es gibt Unternehmen die dafür sorgen, dass man Familie und Job unter einen Hut bekommt.

Fakt ist, dass die meisten Ganztagsschulen eine Betreuung von 7:30 bis 15Uhr anbieten, das sind gerade mal 7,5h. Das reicht nie für eine Vollzeitstelle. Teilzeit wäre vielleicht möglich, wobei das wieder die Frage ist, ob es ein Unternehmen gibt, die in der Position Teilzeit anbieten (meiner Erfahrung nach nicht, aus guten Gründen: wie erklärt man einem Kunden, dass der Verantwortliche kaum erreichbar ist?) Längere Ortsabwesenheiten sind dabei gar nicht möglich.

Das frustriert mich gerade sehr und führt zur Frage, warum ich das Studium eigentlich mache, wenn ich doch nur die Programmierertätigkeit die nächsten 10 Jahre machen kann, weil organisatorisch nichts anderes möglich ist.

Wie seht ihr das Thema? Was ist eure Erfahrung im Bereich Vereinbarkeit von Job und Familie?

Was würdet ihr an meiner Stelle tun?

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Hallo

Was ich an Deiner Stelle tun würde, ich habe ehrlich keine Ahnung.Ich denke es gibt sicher noch teurere Varianten, solche Dinge gebacken zu kriegen, aber so wie ich dich nach dem bisher von Dir gelesenen einschätze, würdest Du das nicht wollen.

Vereinbarkeit von Job und Familie? Gute Frage , ich denke ab einem gewissen Level , ich denke an der Grenze bewegst Du dich wohl gerade wird es sehr,sehr schwer das zu vereinbaren. Bei uns sind die Mehrzahl der Führungskräfte Single oder geschieden oder beides. Die die Verheiratet sind gegen entweder viel Geld für Nannys und Privatschulen aus oder haben Ehepartner die ihrerseits kürzer treten.

Warum wir studieren? Mir geht es wie dir, einen Job mit der Flexibilität, den Freiräumen und der Bezahlung werde ich nach Studienabschluss nicht mehr finden . Ich habe die Hoffnung das es irgendwann für mich eine Ecke in einem sehr eingeschränkten Bereich finde. Wennd as nicht gklappt, ja dann fällt das Studium wohl unter den Punkt Wissenserwerb. Vielleicht hast Du ja auch noch die eine oder ander unbezahlte Rechnung mit Dir selber offen aus Deiner früheren Jugend. Ich denke es gibt genug Gründe zu studieren.

Abgesehen wenn Du eine grundlegende Antwort finden solletst, ich wäre auch sehr interssiert :lol:

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Hallo Paulaken

Ich kenne das Problem nur zu gut. Familie und Karriere vergiss es :-(

Ich kann mich noch an die GSzeit meiner Kids erinnern, alleine wie man angesehen wurde, wenn man als Mutter arbeitet ( Kopfschüttel). Bei uns ging die GTS nur bis 14 Uhr in der GS und dann ging aber kein Bus mehr und die Kids mussten abgeholt werden. Auf der weiterführenden ist es nicht viel besser. GTS bis 16 Uhr aber du musst die Kids abholen oder sie müssen ca. 4 Km zum Bahnhof laufen und sind dann fast 1 1/2 Stunden unterwegs für nachhause.

Leider ist Deutschland nach wie vor sehr Kinder und Mütterunfreundlich. Keine Ahnung wo du wohnst, ich wohne auf dem Land und da ist es eben üblich das die Mamas zuhause bleiben. Dementsprechend ist auch das Jobangebot ....... Wäre es nicht möglich eine leitende Position anzunehmen in der du nicht oder nur wenig reisen musst?

Mhhh wie ist deine Wohnsituation? Hast du schon einmal an ein Mehrgenerationhaus gedacht? Also ein Haus mit deinen Eltern zusammen? Das klappt aber nur wenn du dich richtig gut mit deinen Eltern verstehst, wovon ich ausgehe bei deiner jetzigen Situation. So wärst du und dein Kind nicht ständig räumlich getrennt und du könntest dennoch beruflich deinen Weg gehen.

Viele Grüße

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Zieh nach Holland oder Schweden. Da hauen auch Projektleiter um 15:30 aus laufenden Besprechnugen ab, weil die Kinder aus dem Kindergarten abgeholt werden müssen. Schwedische Väter nehmen die volle Elternzeit, sonst gibt es finanzielle Abstriche - das tun alle, auch Führungskrafte und Projektleiter in heißen Projektphasen. Aber im selben Konzern in Deutschland wird man schief angeguckt, wenn private Termine mal vor die beruflichen Termine treten. Ja, auch bei uns gibt es offiziell einen Fokus auf ausgewogenes Verhältnis zwischen Privat- und Berufsleben. Vergiss es!

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Hallo Paulaken,

Du hast drei zeitintensive Projekte im eigenen Leben:

  • alleinerziehend mit einer Tochter, die etwas mehr Aufmerksamkeit, Kontrolle, Anleitung, whatever benötigt.
  • zeitlich anspruchsvoller Job und eine Karriereplanung, die keine Änderung diesbezüglich in Aussicht stellt
  • ein Fernstudium

Du hast nach Rat und Erfahrungsberichte gebeten. Letztere kann ich mangels Kind nicht unbedingt geben. Ich kann nur auf meine Beobachtungen im Bekanntenkreis zurückgreifen. Ich bin 37 und damit ist die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und persönlichen Zielen seit mindestens 15 Jahren in meinem Leben präsent. Weiterhin habe ich sechs Jahre ein Team von 20-30 Menschen geleitet. Und bin von zwei Jahren davon zurückgetreten in eine rein fachliche Schiene, um mehr zeitlichen Freiraum zu haben. z.B. für mein Fernstudium und für mehr Ausgeglichenheit im Leben. Dennoch vermisse ich die "Action" des letzten Jobs. Aber man kann eben nicht auf allen Hochzeiten tanzen...

Und genau dass ist mein Rat an dich. Ich vermute, dass zwei der genannten drei Lebens-Teil-Projekte vereinbar sind, aber nicht alle drei. Welche drei, dass sind, dass musst du selber herausfinden.

Projekt Arbeit:

Wahrscheinlich gibt es irgendwo Arbeitgeber, die Teilzeit-Arbeit auch in zeitlich anspruchsvollen Stellen (Kundenbetreuung, Projektmanagement, ...) nicht nur erlauben sondern auch "leben". Die Suche danach gleicht bestimmt der bekannten Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Aber selbst dann bist du auf das Wohlwollen des Vorgesetzten und die Kontinuität der Firmenkultur angewiesen. Wechselt der Vorgesetzte oder ändert sich die Unternehmensführung, stehst du wieder ziemlich prekär da. Ob dir diese Unsicherheit taugt, kann ich nicht beurteilen. Für mich wäre es nichts.

Projekt Familie:

Du möchtest mehr Zeit mit deiner Tochter verbringen. Trotz toller Schule und "Ganztags"-Betreuung wirst du deine Arbeitszeiten nicht abdecken können. Alternativen wie Nanny, Internate oder Ehemann wurden schon geannt. Das eine hast du als Alleinerziehende nicht, das andere kostet Geld. Ein Internat ist a) teuer und B) entspricht nicht deinem Ziel mehr direkt am Leben deiner Tochter teilzuhaben. Ich könnte mir vorstellen, dass die erste Zeit eures gemeinsamen Lebens für euch beide stressig wird. Deine Tochter wird aus ihrem gewohnten Lebensrhythmus herausgerissen. Weg von den Großeltern, neue Schulumgebung, Anfang der Pubertät. Ich wünsche euch, dass das alles geschmeidig verläuft, aber mal ehrlich: sehr wahrscheinlich wird es nicht ohne Knflikte nicht ablaufen. Und die werden dich Zeit und Nerven kosten. Hast du die neben aktuellen Job und Studium?

Projekt Studium:

Auf dem ersten Blick erscheint eine Unterbrechung, Pausierung, Kündigung des Studiums als einfachste Möglichkeit mehr Zeit in deinem Leben freizuräumen. Was bedeutet dieser verlust für dich? Einen Traum aufzugeben kostet. Da hat man dran zu knabbern. Leicht entwicklet man einen Groll auf das eigene Schicksal, das Leben an sich und das kostet dauerhaft Energie, Lebenskraft, Lebensfreude. Kannst du mit vollem herzen dich vom Studium verabschieden?

Die Zukunft:

Was ist mit deiner beruflichen Zukunft? Wie sieht es in 10 Jahren in deinem Leben aus? Deine Tochter wird um die 20 sein und ihr eigenes Leben beginnen. Wieviele Jahre hälst du das Leben im Projektmanagement durch? Du wirst vorraussichtlich bis Ende 60/Anfang 70 arbeiten. Was für einen Job möchtest du die letzten 20 Jahre machen? Brauchst du dafür ein Studium?

Kannst du deine beruflichen Träume um 10 Jahre verschieben? Die Realität annehmen, dass man als Mutter zurückstecken muss in den gegebenen Umständen. Die Zeit nutzen für Studienabschluss, einen Master, eine Projektmanagement-Weiterbildung. Währenddessen deine Tochter beim Erwachsen-werden begleiten und dann, wenn sie deine Unterstützung nicht mehr braucht, beruflich durchzustarten? In diese Richtung würde wohl meine Entscheidung gehen. Weniger Job, weniger Geld, mehr Zeit.

PS: Überlege dir, ob du dir eine Woche freinehmen kannst, bevor du wichtige Entscheidungen treffen musst. Irgendwo hinfahren zum Kopf frei bekommen. Mir haben schon öfters meine jährlichen Früjahrsurlaube an der Nordsee geholfen, die nötigen Entscheidungen vorzubereiten. Viel Spazieren gehen an der frischen Luft. Verwöhnen lassen mit Sauna, Massagen. Viel Schlaf, gesundes Essen, gleichmässiger Tagesrhythmus. Hilft ungemein beim Gedanken-sortieren.

LG

Lumi

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Hallo Paulaken,

ich stimme Lumi's Ausführungen ebenfalls im vollen Umfang zu, genau so wie die von Eisenbahner, dass es genug Gründe für ein Studium gibt.

Aus Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Führungskraft nicht einfach ist. Ohne den Rückhalt meiner Frau würde ich es niemals schaffen. Als meine Frau vor einigen Monaten im Krankenhaus lag, da habe ich es deutlich zu spüren bekommen, dass es einfach nicht klappen kann. Vgl. hierzu mein Blogeintrag.

Doch bevor du jetzt mein Thread weiterliest, beantworte dir selbst zunächst einmal eine Frage: Aus welchem Grund willst du Führungskraft werden?

Ich kenne dich nicht und ich bitte um Entschuldigung, wenn ich falsch liege. Aber ich bin mir fast sicher du weißt selber nicht genau. Denn auch ich kannte diese Antwort vorher nicht. Heute weiß ich, dass meine damaligen Antworten wie z. B. "Prestige, Macht, Anerkennung, höheres Gehalt, etc." alle schlicht und einfach falsch waren.

Prestige: Keiner beneidet mich, dass ich der erste auf der Arbeit bin und der letzte der geht.

Macht: Hat man, sollte man aber niemals ausreizen. Sonst kommt es u. a. zur Fluktuation und (gute) Mitarbeiter sind nunmal das A und O, gerade bei der Projektarbeit.

Anerkennung: Ist natürlich vorhanden. Dafür trage ich aber auch eine Menge an Verantwortung, sehe meine Tochter und meine Frau oft nur am Wochenende, weil sie entweder schon schlafen oder ich um die halbe Weltgeschichte fliege.

Höheres Gehalt: Was habe ICH davon? Nichts! Hinzu kommen die o. a. Punkte die nicht gerade zu beneiden sind.

Es ist jetzt nicht so, dass ich meinen Job hasse - ganz im Gegenteil ich arbeite in einer sehr spannenden Branche mit einem einzigartigen Branchen-Fokus - aber eine normale Anstellung wäre mir im Nachhinein lieber. Man kann auch gut sein und "besseres" Geld verdienen, ohne eine Führungskraft zu sein. Dann hat man auch viele entspannte schöne Wochenenden und ist zeitiger zu Hause. Freu dich außerdem, dass du programmieren darfst. Hier wirst du mental wenigstens gefordert. Als Projektleiter, bekommst du eh immer nur einen auf dem Deckel und darfst Probleme mit dir rumschleppen, die du dann wiederum mit nach Hause bringst und sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf dein Familienleben negativ auswirken. Außerdem verlaufen Projekte zeitlich nie reibungslos. Wie oft wurden eure Projekt im Nachhinein zeitlich ausgedehnt oder besser gesagt: Gab es Projekte die ihr zeitig, stressfrei und vor allem fehlerfrei ausgeführt habt? Also nicht gerade toll eine Führungskraft zu sein...! Dennoch solltest du auf dein Herz hören. Wenn es dein Herzenswunsch ist, dann kann man sicherlich immer "irgendwie" alles regeln. Ein Mehrgenerationenhaus - wie Mamawuschel schon schrieb - wäre hierbei sicherlich nicht schlecht.

Mein Ziel wird es aber z. B. sein mit dem Studium später ein Berufswechsel vorzunehmen, wo ich mehr Zeit für meine Famile haben werde. Das ist auch der gemeinsame Plan meiner Frau. Mein Berufswunsch wäre Berufsschullehrer. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg... :(

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Es ist jetzt nicht so, dass ich meinen Job hasse - ganz im Gegenteil ich arbeite in einer sehr spannenden Branche mit einem einzigartigen Branchen-Fokus - aber eine normale Anstellung wäre mir im Nachhinein lieber. Man kann auch gut sein und "besseres" Geld verdienen, ohne eine Führungskraft zu sein. Dann hat man auch viele entspannte schöne Wochenenden und ist zeitiger zu Hause.

Ich würde niemals im Leben meinen Job gegen eine Linienfunktion eintauschen wollen - gegen kein Geld der Welt. Für mich gäbe es nichts schlimmeres, als die fehlende Möglichkeit meine tägliche Arbeitsumwelt nicht mehr mitgestalten zu können.

Mich kümmert mein Ansehen nicht, ich verdiene vllt. gut aber nicht exorbitant, das Wort Macht finde ich als Führungskraft eher unangebracht ... mein Job definiert sich nicht über meine Visitenkarte und nicht über Arbeits- (oder eher Anwesenheitszeiten) sondern darüber, dass ich Einfluss habe auf das was ich tue und dass ich Verantwortung tragen darf, für wichtige Prozesse meines Arbeitgebers.

Meiner Meinung (!) nach, sollte man sich darüber als Führungskraft definieren. Wenn einem diese Dinge wichtig sind, braucht man auch nicht so viele Einschränkungen in Kauf nehmen.

Paulaken kann ich leider nichts schlaues beitragen, denn Lumi hat es richtig umschrieben. Das Dreieck ist nicht zu optimieren und ein Maximalprinzip an allen 3 Enden ist - das weiss eigentlich jeder, der sich damit beschäftigt - genau. Wer gut mit drei solchen Projekten klar kommt, hat den Kniff heraus jedem der Bereiche dann die maximal notwendige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, wenn sie benötigt wird ... dabei wird aber bewusst (!) etwas anderes vernachlässigt und zwar ganz selbstverständlich ohne Stress, Druck und schlechten Gewissen.

Allen anderen Menschen, die so eine Gabe nicht haben, bleibt die schwierige Aufgabe an der Intensität der einzelnen Ecken zu spielen, so lange bis es erträglich ist (heisst im Volksmund auch fauler Kompromiss) ... oder bis eine der Ecken ab ist...

Sinnvoller ist aber vllt. die Ecken (die diskutabel sind) nochmals zu überprüfen und vllt. das Dreieck nochmal neu aufzubauen ... es muss ja nicht immer ein gleichschenkliges Dreieck sein.

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Aus welchem Grund willst du Führungskraft werden?

Die Frage kann ich recht einfach beantworten:

Ich habe seit langem mal wieder das Gefühl richtig gefordert zu sein, sowohl geistig, als auch durch die vielen kleinen Inputs, also den Abwechslungsreichtum.

Es geht mir sicher nicht um Macht/Ansehen/Gehalt. Ich habe immer noch das 'Programmierergehalt einer frisch ausgelernten Kraft'. Man kann gut davon leben, auch wenn es Monate gibt, die einfach eng sind. Aber es reicht zum Leben. Es darf natürlich gern mehr werden ;)

Macht? Hat man in dem Job nur begrenzt und kauft eine Menge Verantwortung dazu, wenn es schief geht, ist mein Kopf derjenige, der rollt. ;)

Ansehen? Nicht unter den Kollegen, im Gegenteil, da macht man sich eine Menge Feinde, wenn man dem Kollegen zum dritten Mal sagt, dass er doch endlich mal den Fehler suchen soll und nicht nur Daten manipulieren.

Die Nachteile sind mir also sehr wohl bewußt, sowohl im Joballtag, als auch mit dem Anspruch/Wunsch, dass meine Tochter auf keinen Fall zu kurz kommen darf.

Die Vorteile sind für mich aber auch sehr klar:

Ich habe Freiheiten, die man sonst nicht hat. Ich kann mitgestalten und die Lösung finden, die dem Kunden dienen und gefallen. Ich bin aufgefordert mitzudenken und die normalen Denkstrukturen zu verlassen. Ich darf organisieren und schnelle Lösungen generieren, wenn ein Problem auftaucht. Ich kann mit den verschiedensten Personengruppen reden und sie überzeugen, egal mit welchem Hintergrund sie vor mir stehen.

Es geht nicht mehr nur um Software, sondern das Zusammenspiel von zwei verschiedenen Softwareebenen, Mechanik und Elektrik. Ich bin dafür verantwortlich, dass alle vier Bereiche optimal zusammen wirken.

Und ich weiß, dass ich wirklich gut bin in dem was ich tue, die Rückmeldungen und die Art mich arbeiten zu lassen sind da eindeutig. Als Programmierer waren die gleichen Personen, die mich momentan fast täglich loben, eher unzufrieden mit mir.

Ich brauche einfach diese geistige Herausforderung um gern zur Arbeit zu gehen und das ist seit Monaten wieder der Fall. Vorher habe ich mich einige Jahre eher durchgebissen.

Ich kann mir inzwischen gar nicht mehr vorstellen wieder als Programmierer zu arbeiten, das empfinde ich inzwischen als zu langweilig, zu eingeschränkt und nicht genug im Anspruch.

Danke auch an alle anderen. Es bestätigt meinen Frust und ich muss nochmal in mich gehen, was ich nun daraus mache....

Klar ist, dass mein Berufswunsch nicht zu dem passt, was ich organisiert bekomme, ohne dass meine Tochter darunter leidet. Sie ist aber wichtiger als alles andere. Auf der anderen Seite bin ich auch nur zufrieden, wenn ich einen Job habe, wo ich meistens gern hingehe....

Edit:

das Studium lasse ich bewußt aus der Betrachtung, da ich da ungefähr zu der Zeit fertig bin, wo der Wechsel auf die weiterführende Schule ansteht. Im schlimmsten Fall überschneidet sich das ca um 6 Monate, in denen ich die Diplomarbeit schreibe. Ein Master/Diss. etc ist nicht notwendig um mich auf die Stellen zu bewerben, die mich interessieren. Wenn also nicht genug Zeit ist, studiere ich eben nicht.

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Sehr gute Beiträge hier :thumbup: . Nach meinem vielleicht etwas unproduktiven Beitrag zur europäischen Situation, jetzt vielleicht etwas Produktiveres. Du sagtest:

das Studium lasse ich bewußt aus der Betrachtung, da ich da ungefähr zu der Zeit fertig bin,
Chillie sagte schon das Dreieck aus Familie, Arbeit und Studium läßt sich nicht in alle Richtungen optimieren. Vielleicht muss du in noch größeren Zeiträumen denken. Bei dir klingt es so, als ob das Studium der Verlierer dieser Dreier-Frage ist. Lumi deutet aber an, dass ein berufliches Durchstarten auf einer fundierten Ausbildung basiert. Denn unterm Strich stimmt es auch bei deiner Arbeit nicht: Sie macht Spaß, fordert dich aber zeitlich enorm und bringt dafür zu wenig Geld. Studier in jungen Jahren, um deinen Horizont zu erweitern. Die meisten studierten Informatiker nehmen das Wort "Programmierer" nicht mal mehr in den Mund - klingt zu sehr nach Codezeilen hacken. In Ausscheibungen werden auch nur "Architekten", "Experten" oder "Spezialisten" gesucht. Also mein Priovorschlag: 1. Familie, dann Studium und zuletzt Arbeit.
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