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Medizinstudium ohne Abitur


Gast

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Hallo!

Da es hier ja auch um den Sinn von Abitur-NC und Studienfähigkeitstests geht, wollte ich das hier mal einwerfen. Hier ist eine Übersicht von 2005: Vor- und Nachteile von Auswahlinstrumenten und hier sind Folien zu einer Metaananlyse der Universität Hohenheim: http://vhbonline.org/uploads/media/Hell.pdf

Es geht in beiden um die Vorhersagekraft verschiedener Prädiktoren des Studienerfolgs in verschiedenen Fächern, also nicht nur Medizin.

Fazit: Im Moment sind Schul-Durchschnittsnoten (also keine einzelnen Fachnoten) und Studierfähigkeitstests die besten Prädiktoren für Studienerfolg. Auswahlgespräche werden von den Bewerbern zwar als gut bewertet, sind aber nicht besonders valide. Insofern stimmt es schon, dass zumindest schlechtere Schulleistungen eher mit schlechteren Studienleistungen einhergehen (bei Berufsleistungen kann das natürlich anders sein).

Direkt zur Wartezeitquote und Bewerbern ohne Abitur habe ich auf die Schnelle leider keine Daten gefunden.

 

Bearbeitet von ClarissaD
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vor 4 Stunden, lilienthal schrieb:

Aber eins hätte ich gerne noch... Forensiker sprach es schon an. Wer Dinge äußert wie "Die Kohorten WZQ und Ohne-Abitur erzielen signifikant schlechtere Studienleistungen und auch Dropout Quoten..." hat doch bestimmt eine vertrauenswürdige Quelle dafür. Bitte angeben.

 

 https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/studienabbrecher-wer-schmeisst-hin-und-warum-a-1150226.html

https://www.dzhw.eu/pdf/21/BaWue_Bericht_gesamt.pdf

https://www.dzhw.eu/pdf/pub_fh/fh-201701.pdf

 

Hier in Kurzfassung:

Eine gymnasiale Bildungslaufbahn begünstigt den Studienerfolg. Andere Zugänge zur Hochschule gehen mit höherem Abbruchrisiko einher.

Schulnoten sind der beste Prädiktor für den Studienerfolg. Schlechte Abiturnote bedeutet ein höheres Abbruchrisiko.

 

vor 19 Stunden, beijing schrieb:

Wieso ist jetzt jemand mit einem sehr guten Abschluss als Pfleger besonders qualifiziert für das Medizin Studium? Hier entstehen vor allem hohe Opportunitätskosten für den Staat und ein Mangel an Fachkräften in einer Branche, die es ohnehin schon schwer hat. Im Artikel steht, dass sich die Studenten im vorklinischen Abschnitt sehr schwer getan haben. Das da nach 2 Jahren Crashkurs fundiertes Grundlagenwissen hängen geblieben ist wage ich zu bezweifeln. Das Resultat sind dann nach dem Studium fachlich komplett überforderte Ärzte, die potentiell großen Schaden verursachen können.

Ob Pfleger die besseren Medizinstudenten sind? Wie den verlinkten Artikeln zu entnehmen ist, hat eine vorherige berufliche Ausbildung eher den Effekt, dass Studierende häufiger abbrechen (vermutet wird andere Lernkultur, zeitliche Distanz zu Schulwissen, höheres Alter und Lebensstandard etc). Hat die Ausbildung allerdings eine fachliche Nähe zum Studienfach, kann der Effekt gegenteilig sein, nämlich positiv für den Studienerfolg (weil Grundlagen gelegt, hohe Identifikation mit dem Berufsfeld etc.). Wenn man nun aber schon Jahre warten muss, warum sollte man dann nicht eine Ausbildung in dem Berufsfeld machen, was einen eh interessiert? Klar lernen dann potentielle Medizinstudenten eher einen gesundheitlichen Beruf. Wo ich dir jedoch zustimme ist, dass Abiturienten nur sehr ungern für Ausbildungen im Gesundheitsbereich oder dann als Berufseinsteiger genommen werden, weil ihnen an jeder Ecke unterstellt wird, sowieso dann zum Medizinstudium abzuhauen. Diese Unterstellung kommt aber auch nicht von ungefähr, weil eben klar ist, dass die Medizinstudiuminteressenten eher nicht eine Bankenlehre machen während der Wartezeit.

 

Zu dem Thema Wartezeit finde ich tatsächlich so schnell auch nichts. Kann mir aber vorstellen, dass hier die gleichen Faktoren eine Rolle spielen, die auch die Studis mit vorheriger Ausbildung abbrechen lassen (Alter, Lebensstandard, Distanz zu Abiwissen, etc.).

 

vor 15 Stunden, thb schrieb:

Allgemein finde ich das Menschenbild, das sich in deinen beiden Posts hier ausdrückt, bedenklich. In einer Welt, in der Menschen "in ihrer Kohorte" zu funktionieren haben möchte ich jedenfalls nicht leben. 

Kohorte ist ein gängiger Begriff der Sozialwissenschaften und kein Ausdruck eines Menschenbildes. Eine Kohorte ist eine Gruppe von Menschen, die ein gleiches prägendes Ereignis erlebt haben. Am gängigsten werden Geburtsjahrgänge zu Kohorten zusammengefasst. Ich finde das Wort hier in dem Kontext auch falsch gewählt, hat aber mit irgendeiner Geisteshaltung nichts zu tun.

 

 

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vor 7 Minuten, unrockbar schrieb:

Kohorte ist ein gängiger Begriff der Sozialwissenschaften und kein Ausdruck eines Menschenbildes. Eine Kohorte ist eine Gruppe von Menschen, die ein gleiches prägendes Ereignis erlebt haben. Am gängigsten werden Geburtsjahrgänge zu Kohorten zusammengefasst. Ich finde das Wort hier in dem Kontext auch falsch gewählt, hat aber mit irgendeiner Geisteshaltung nichts zu tun.

 

Mir ist nicht ganz klar, wie du dazu kommst, dich an dem Wort aufzuhängen. Aber es spielt auch keine Rolle – die hinter den Aussagen liegende Geisteshaltung ist genau das, was ich kritisiert habe: Menschen in Schubladen zu packen, in denen sie dann gefälligst produktiv zum Wohle der Mehrung des Bruttosozialproduktes bis zum Ende ihrer Tage zu bleiben haben.

 

Es ist übrigens interessant, in welche Richtung dieser Thread gekippt ist. Mir ging es ursprünglich darum, herauszustellen, dass in den letzten Jahren unser Bildungssystem durchlässiger geworden ist. Wer früher im Alter von 9 oder 10 Jahren keine Empfehlung fürs Gymnasium hatte und dann vielleicht auch ein paar Jahre keinen Bock auf Schule, endete nicht selten in seinem Lehrberuf, den er mit 15 oder 16 Jahren angetreten und bis zur Rente durchgezogen hat. Wem das heute passiert, der hat trotzdem noch eine Chance, sich zu besinnen und aufzusteigen. Das ist grundlegend positiv.

 

Stattdessen geht es nun sinnbildlich darum, welche Kosten das verursacht, wie hoch die Wahrscheinlichkeiten für Misserfolg sind und was das sonst noch alles für Nachteile hat, wenn man Menschen sich frei entfalten lässt.

 

Nett :-).

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Jede Statistik "packt Menschen in Schubladen". Sogar jeder Mensch packt Menschen mehr oder weniger in Schubladen - was ja erst mal nicht mehr bedeutet, als dass er sie einer Gruppe zuordnet, ob bewusst oder unbewusst. Das menschliche Hirn neigt nun mal zur Musterbildung.

 

Über Kosten zu reden ist irgendwie uncool, nicht? Allerdings muss die 30.000 Euronen, die ein Studienplatz Medizin pro Jahr kostet, ja von irgendwem bezahlt werden. Da ist es schon sinnvoll, dass nicht jeder rumprobieren darf und letztendlich dann doch abbricht.

 

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vor 23 Minuten, thb schrieb:

 

Mir ist nicht ganz klar, wie du dazu kommst, dich an dem Wort aufzuhängen. Aber es spielt auch keine Rolle – die hinter den Aussagen liegende Geisteshaltung ist genau das, was ich kritisiert habe: Menschen in Schubladen zu packen, in denen sie dann gefälligst produktiv zum Wohle der Mehrung des Bruttosozialproduktes bis zum Ende ihrer Tage zu bleiben haben.

 

 

Ich wollte nur das Missverständnis ausräumen, dass hier vorzuliegen scheint. Eine Kohorte packt Menschen nicht in Schubladen, die irgendwas mit Produktivität oder lebenslanger Haft in einem zugewiesenem sozialen Status zu tun hätten. Das würde eher auf die Begriffe Klasse oder Schicht zutreffen. Kohortenanalysen werfen einen Blick darauf, wie Ereignisse Menschen im Vergleich zu Menschen verändern, die dieses Ereignis nicht miterlebt haben. Man könnte die Eheschließungskohorte in den Jahren 68, 69 und 70 betrachten; z.B. wer in dieser Zeit geheiratet hat, hat sich deren Ehe womöglich anders entwickelt als die der Menschen, die vor diesen Jahrgängen geheiratet haben? Weil es ein prägendes gesellschaftliches Ereignis gab in dieser Zeit. Haben sich die Menschen, die in den Jahren 90 und 91 für eine berufliche Ausbildung entschieden haben, nach anderen Kriterien entschieden als die Jahrgänge vor der Wiedervereinigung? Haben Menschen, die nach dem Krieg geboren wurden andere Werteeinstellung als Menschen, die vor dem Krieg geboren wurden? Eine Kohorte hat eine zeitliche Komponente und keine einer sozialen Schichtung.

Aber ja, das geht wohl etwas weit für eine Forumsdiskussion. Ich entschudlige mich für meine Pendanterie, auf diesem Wort herumzureiten. Ich fand es nur unfair, dem Schreiber eine Geisteshaltung aus Unkenntnis zu unterstellen, wenn das Wort so eine gar nicht impliziert. Was aber in diesem Kontext sowieso nicht gepasst hat. Es gibt keine Wartezeit-Kohorten :)

 

Ich habe übrigens niemanden gelesen, der dagegen argumentiert hätte, dass man ohne Abitur nicht studieren dürfte. Niemand, der bei Verstand ist, hat etwas dagegen, wenn Menschen ihrem Streben nach Bildung nachgehen.

Bearbeitet von unrockbar
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vor 57 Minuten, unrockbar schrieb:

Ich fand es nur unfair, dem Schreiber eine Geisteshaltung aus Unkenntnis zu unterstellen, wenn das Wort so eine gar nicht impliziert.

 

Noch mal: Auf den Begriff bist du angesprungen. Ich bezog mich auf diese Aussage aus einem vorhergehenden Post:

 

Zitat

Wieso ist jetzt jemand mit einem sehr guten Abschluss als Pfleger besonders qualifiziert für das Medizin Studium? Hier entstehen vor allem hohe Opportunitätskosten für den Staat und ein Mangel an Fachkräften in einer Branche, die es ohnehin schon schwer hat.

 

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vor einer Stunde, KanzlerCoaching schrieb:

Über Kosten zu reden ist irgendwie uncool, nicht? Allerdings muss die 30.000 Euronen, die ein Studienplatz Medizin pro Jahr kostet, ja von irgendwem bezahlt werden. Da ist es schon sinnvoll, dass nicht jeder rumprobieren darf und letztendlich dann doch abbricht.

 

Habe ich etwas verpasst und die Zulassungsbeschränkung hat sich über Nacht in Luft aufgelöst?

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vor 15 Minuten, thb schrieb:

Noch mal: Auf den Begriff bist du angesprungen. Ich bezog mich auf diese Aussage aus einem vorhergehenden Post:

 

Tatsächlich hatte ich wie @unrockbar deinen ersten Post auch so verstanden, dass du dich vor allem am Begriff "Kohorte" gestört hast. Das war wohl ein Missverständnis, das ja jetzt geklärt sein dürfte.

 

 

vor 1 Stunde, thb schrieb:

Stattdessen geht es nun sinnbildlich darum, welche Kosten das verursacht, wie hoch die Wahrscheinlichkeiten für Misserfolg sind und was das sonst noch alles für Nachteile hat, wenn man Menschen sich frei entfalten lässt.

 

Nett :-).

 

Das ganze hat halt zwei Seiten. Die eine Seite ist das Recht des Individuums auf freie Entfaltung und Berufswahl und die andere Seite, dass Studienplätze nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen und auch nicht aus reinem Altruismus vom Staat finanziert werden. Beide Seiten sind wichtig, darauf können wir uns sicher alle ohne Probleme einigen.

 

vor 15 Minuten, thb schrieb:

Habe ich etwas verpasst und die Zulassungsbeschränkung hat sich über Nacht in Luft aufgelöst?

 

Nichts für ungut, aber irgendwie wirkst du ziemlich ärgerlich/aufgebracht bei diesem Thema. Warum unterstellst du anderen Postern gleich ein falsches Menschenbild oder stellst solche rhetorischen Fragen? Ich glaube, es gibt hier gar nicht so eine große Uneinigkeit bei dem Thema, wie du es wahrzunehmen scheinst. Diesen Satz von @unrockbar kann ich nur unterstreichen:

 

vor einer Stunde, unrockbar schrieb:

Ich habe übrigens niemanden gelesen, der dagegen argumentiert hätte, dass man ohne Abitur nicht studieren dürfte. Niemand, der bei Verstand ist, hat etwas dagegen, wenn Menschen ihrem Streben nach Bildung nachgehen.

 

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vor 21 Minuten, ClarissaD schrieb:

Nichts für ungut, aber irgendwie wirkst du ziemlich ärgerlich/aufgebracht bei diesem Thema. Warum unterstellst du anderen Postern gleich ein falsches Menschenbild oder stellst solche rhetorischen Fragen?

 

Alles gut hier. Zugegeben, ich habe etwas zu spitz formuliert – sorry dafür.

 

Inhaltlich bleibe ich bei meiner Position, das (von mir so interpretierte) Menschenbild betreffend. Was das Rumprobieren und Abbrechen anbelangt, stellt sich mir tatsächlich ernsthaft die Frage, wie man auf diesen Trichter kommt. Abgesehen von den nach wie vor hohen Zulassungsvoraussetzungen ist wohl eher anzunehmen, dass jemand, der mit Jahren an Erfahrung aus dem Berufsfeld die Entscheidung trifft, noch einmal auf Einkommen zu verzichten und diese Herkulesaufgabe anzunehmen, ein ziemlich klares Bewusstsein darüber hat, auf was er sich da einlässt, und vor allem wofür er das tut.

 

 

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"Stattdessen geht es nun sinnbildlich darum, welche Kosten das verursacht, wie hoch die Wahrscheinlichkeiten für Misserfolg sind und was das sonst noch alles für Nachteile hat, wenn man Menschen sich frei entfalten lässt."

 

Das war doch Ihre Aussage, thb, nicht wahr? Und genau darauf bezog ich mich.

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