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Die Sache mit der Pflichtlektüre


KanzlerCoaching

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Nun, ich habe ja auch studiert. Das ist zwar schon eine Weile her, aber trotzdem.

 

Nur fertige Skripten zu erhalten und die dann zu "lernen", das halte ich jetzt nicht unbedingt für "studieren". Und nachdem man sich zwei Semester in ein anderes Arbeits- und Lernverhalten als in der Schule eingearbeitet hat, finde ich das Arbeiten mit Primärliteratur schon für zumutbar. Auch das vergleichende Lesen von Literatur, in der unterschiedliche Lehrmeinungen vertreten werden.

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Ich finde, das kommt doch alles sehr auf das Fach, die Uni, den Studiengang, die Prüfungsform und die Art der Pflichtliteratur an.

 

Ich habe im Erststudium etwas Geisteswissenschaftliches studiert. Da musste man praktisch von Anfang an "Originalliteratur" selbst recherchieren und lesen (also Forschungsmonographien und -artikel). Klausuren gab es nur sehr wenige, "gelernt" (i.S.v. auswendig lernen) habe ich höchstens in den ersten beiden Semestern. Dafür mussten von Anfang an Hausarbeiten geschrieben werden, für die man natürlich verschiedene Forschungspositionen recherchieren, darstellen und gegeneinander abwägen musste. In so einem Studiengang kann ich mir kaum vorstellen, dass das alles von Studienbriefen abgedeckt werden kann.

 

In Psychologie war das anders. Hier musste man erst mal sehr viel Fachwissen aufnehmen. Die Prüfungen bestanden hauptsächlich aus Klausuren, in denen viele Details abgefragt wurden. Soweit ich weiß, ist das auch nicht nur in Hagen so, sondern auch an den meisten Präsenzunis. "Pflichtliteratur" neben den Studienbriefen waren hier meistens Lehrbuchkapitel, die ja auch Zusammenfassungen von Forschung sind, und die ich genauso behandelt habe wie die Studienbriefe, d.h. gründlich gelernt. Zusätzlich mussten in den meisten Modulen Forschungsartikel gelesen werden. Das habe ich eher als methodische Übung verstanden. Man sollte damit üben, solche (i.d.R. englischsprachigen) Artikel zu verstehen, die statistischen Kennwerte zu interpretieren etc. Das war m.E. sehr wichtig für die Bachelorarbeit, aber eher als beispielhafte Übung und nicht unbedingt wegen des Inhalts.

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vor 31 Minuten schrieb KanzlerCoaching:

Nur fertige Skripten zu erhalten und die dann zu "lernen", das halte ich jetzt nicht unbedingt für "studieren".

 

Zu dieser Aussage verweise ich auch mal auf eine ältere Diskussion, die schon gezeigt hat, dass allein der Begriff "studieren" recht unterschiedlich verstanden werden kann:

 

https://www.fernstudium-infos.de/topic/18692-was-macht-ein-akademisches-studium-aus-was-unterscheidet-etwas-studieren-von-etwas-lernen/#comments

 

vor 1 Stunde schrieb KanzlerCoaching:

Ausschließlich ein Skript als verbindlich zu erklären würde ja unterstellen, dass in diesem Skript die alleinige Wahrheit vertreten ist. Das mag bei der Berechnung der Tragfähigkeit einer Brücke gerechtfertigt sein, aber nicht, wenn es um den "richtigen" Ansatz zur Unternehmensführung geht.

 

Diese Schlussfolgerung kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich habe ich mit vielen Skripten gearbeitet, die eine ganze Bandbreite an verschiedenen Ansätzen und Modellen vorgestellt haben und insofern der Annahme, es gäbe den einen "richtigen" Ansatz bewusst entgegenwirken wollten. Darüber hinaus habe ich in keinem Skript gelesen, dass es einen Anspruch auf Ausschließlichkeit erhoben hätte.

 

Die Frage ist für mich nun, ob ich mich mit jedem einzelnen Ansatz/Modell im Detail und unter Hinzuziehung von Primärliteratur beschäftigen muss, oder ob es reicht zu wissen, dass es diese Ansätze gibt und wo ich mehr dazu erfahren kann, wenn es mich interessiert oder es für meinen Beruf hilfreich ist. Vermutlich liegt die Antwort irgendwo dazwischen. Das Studium sollte mich aber m. E. befähigen, mich über Primärliteratur intensiv in ein Gebiet einzuarbeiten, wenn dies erforderlich ist.

 

Bearbeitet von Alanna
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vor 2 Stunden schrieb KanzlerCoaching:

Ausschließlich ein Skript als verbindlich zu erklären würde ja unterstellen, dass in diesem Skript die alleinige Wahrheit vertreten ist.

 

Es heißt zunächst einmal, dass die prüfungsrelevanten Inhalte dem Skript (oder Buch, oder der Vorlesung und ihren Folien) entnommen werden können. Wie kommen Sie hier auf den Wahrheitsanspruch?

 

Einzelne Kurse können immer nur einen Teil ihres Themengebietes abdecken. Sich in voller Breite und Tiefe mit einem Thema zu beschäftigen, kann wohl kaum die Anspruchshaltung sein – und ist es meiner Erfahrung nach auch nicht.

 

Daneben wird diese romantische Vorstellung regelmäßig während des Studiums auch an der Realität scheitern. Nicht jeder Kurs wird alle Studierenden gleichermaßen begeistern, interessieren oder überhaupt motivieren können, sich tiefer mit seinen Inhalten zu beschäftigen. Such is life.

 

Aber spätestens  Hausarbeiteiten oder allerspätestens die Abschlussarbeit(en), von denen jede:r Studierende heute bis zum Master mindestens 2 im Gesamtumfang von 100+ Seiten schreibt, erfordern die tiefgehende Beschäftigung und Relexion über das bzw. die Themen der jeweiligen Arbeiten.

 

Insofern ist doch alles gut und doch noch ein Stück wie vor 50 Jahren ;-).

Bearbeitet von Explorer
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