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Vica

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Blogbeiträge von Vica

  1. Vica

    Ganz normaler Klinik-Wahnsinn
    Die Blätter färben sich bunt, es schneit, die ersten Tulpen und Krokusse blühen...tja, und irgendwie ist man immer noch ohne psychologischen Nebenjob neben der ambulanten Praxis 😅 Aber man muss ja immer positiv bleiben. Also: Weiter geht's im Bewerbungsroulette. 

    Stelle Nr. 7: Schulpsychologin (für 1 Schule)
    Voraussetzung: Master in Psychologie, Erfahrung mit pädagogischer Arbeit, gerne Schwerpunkt pädagogische Psychologie, aber auch kognitiver oder klinischer Schwerpunkt okay, soziale Psychologie als Modul im Studium gab "Sonderpunkte". 
    Beschäftigungsart: Als Elternzeit-Vertretung ausgeschrieben, im Endeffekt aber doch Befristung mit Verlängerungsoption. 
    Aufgabenbereich: Beratung von Kindern und Eltern, Lehrern sowie pädagogischem Personal, Diagnostik (z.B. Hochbegabung,  Dyskalkulie, Legasthenie) Hilfe bei Lernschwierigkeiten, Gruppenkonflikten, Mobbing, sonstigen Schwierigkeiten und und und. 
    Schwierigkeit, hier genommen zu werden: Keine Ahnung, aber in der Regel beliebt. Meinem Gefühl nach aber häufig ausgeschrieben. 
    Ausgang: 😎

    Diese Stelle hat mich überrascht, da sie - anders als die erste Schulpsychologen-Stelle - nur spezifisch für eine Grundschule galt. Diese war zwar im sozialen Brennpunkt, und wenn der Bedarf besteht kann eine Schule durchaus eigene Sozialarbeiter und Psychologen haben, aber hier in der Stadt und drumherum kenne ich das so noch gar nicht. Man arbeitet eigentlich fürs Jugendamt und wird  dann auf entsprechende Schule verteilt. Allerdings finde ich es so mit einer festen Zugehörigkeit zur Schule wesentlich besser! 
    Ich habe die Einladung sehr schnell bekommen und bereits 1 1/2 Wochen später konnte ein Termin gefunden werden. Da allerdings Erkältungshochzeit war und alles erkrankt war, fand das Gespräch allein mit der Sozialarbeiterin statt, die mich anbei noch herumführte. Das fand ich herrlich angenehm und ungezwungen. Ebenfalls gefiel mir die Schule sehr gut und auch das Konzept fand ich toll. Ernüchterung aber dann leider bei der Anzahl der Stunden - die war für mich zu hoch (38,5). Das schaffe ich nicht zusammen mit der Ambulanz. Ausgeschrieben gewesen waren 26! Und schon bei denen hatte ich mir vorgenommen, diese herunterzuhandeln. Schnell wurde auch klar, dass zwei Stellen zusammengelegt worden waren. Es sah so aus, als würde ein Sozialarbeiter fehlen, weswegen Teile von dessen Aufgabe in die Psychologenstelle mit reingeschrieben wurden. Das empfinde ich überhaupt gar nicht als Problem, da die Sozialarbeiterin auch sicher eine gute Ansprechpartnerin ist. Dass man extrem eng zusammenarbeitet, kenne ich schon aus meiner Klinikzeit. 
     
    Stelle Nr. 8: Bezugstherapeutin für Essstörungen (Privatklinik)
    Voraussetzung: Master in klinischer Psychologie mit fortgeschrittener Psychotherapieausbildung 
    Beschäftigungsart: Unbefristet 
    Aufgabenbereich: Einzeltherapie, Gruppentherapie, Spiegeltherapie, Psychoedukation, Begleitung u. Miteinbeziehung + Beratung der Angehörigen, Begleitung des Essens etc.   
    Schwierigkeit, hier genommen zu werden: Höher, Privatkliniken meistens konservativer, legen zumindest tendenziell etwas mehr Gewicht auf Notenspiegel, angefangen beim Abitur. 
    Ausgang: 😎

    Dass ich hier eine Einladung bekam, hat mich auch überrascht, ich bekam aber gleich in der Einladungsmail gesagt, dass ich unter den Top 3 bin 🫢. Das Gespräch fand noch per Zoom statt, da sich einige Gesprächspartner in anderen Bereichen der Welt befanden. Mit Klinikdirektion, chefärztlichem Leiter, leitendem Psychologen sowie leitendem Oberarzt insgesamt ein ziemlich teurer Vorstellungstermin. Bei so viel gebündelter intellektueller Power wurde ich zudem leicht panisch. 🤐 Tage vor dem Gespräch habe ich mich gefühlt wie vor einer Prüfung. Nur meine einstudierte Präsentation gab mir etwas Hoffnung. . Ich hatte schonmal so ein Gespräch, wo ebenfalls die gesamte Prominenz der Klinik anwesend war, und auch da ging es um Essstörungen, und witzigerweise auch per Zoom! Trotzdem hat das meine Nervosität nicht geschmälert.
    Allerdings waren die Sorgen unbegründet, es war insgesamt mit das lockerste all dieser Gespräche. Essstörungen konnte ich mir nach einem extrem guten Seminar übrigens sehr gut vorstellen, die Dozentin hatte uns damals extrem gute Konzepte an die Hand gegeben und uns wirklich hervorragend an das Thema rangeführt. Nachteilig an dieser Stelle waren Nachtschichten (war gar nicht ausgeschrieben) und tendenziell ebenfalls eine etwas höhere Stundenanzahl. 
     
    Stelle Nr. 9: Psychologin für traumatsierte Kinder (Psychosozialer Dienst)
    Voraussetzung: Master in klinischer Psychologie, optional Psychotherapeutenausbildung oder KiJu-Ausbildung oder beides. Traumatherapie-Weiterbildung muss absolviert werden. 
    Beschäftigungsart: Unbefristet 
    Aufgabenbereich: Einzel- und Gruppentherapie, Öffentlichkeitsarbeit, Seminare geben 
    Schwierigkeit, hier genommen zu werden: K.A., (glaube aber, ist nicht der beliebteste Bereich )
    Ausgang: 😎

    Es war ein endloser Bewerbungsprozess mit oft verschobenen Terminen, kranken Mitarbeitern und Durststrecken im Kontakt, außerdem kam es zu mehreren Vorstellungsgesprächen. Zwischendrin war ich mir auch sicher, ich bin raus. Gerne hätte man sich noch mit der Klinik ausgetauscht, aber dort ließ sich kein Kontakt herstellen, niemand fühlte sich verantwortlich. Ein Arbeitszeugnis hatte ich mal von der Klinik erhalten, allerdings extrem fehlerhaft, weswegen es sich in der Korrektur befindet. Vor Weihnachten wird es sicher nicht eintreffen. Schließlich waren sich aber alle sicher: Brauchen wir eh nicht, kennen wir so 😁 Von dieser Art Arbeit träume ich übrigens schon lange. Erstaunlicherweise aber gelang es mir nicht, das glaubhaft darzustellen 😬Die 2 Klinikjahren haben mich zu förmlich werden lassen. Ein gewisser Zweifel blieb auch an mir, denn ich sei "deutlich überqualifiziert" - da müsse die Motivation schon klarer hervortreten, denn viele Leute hauen schnell wieder ab, die Arbeit mit traumatisierten Kindern bringt viele an ihre Grenzen. 
    Auch hier: Bedenken wegen der Stunde. 38,5 waren ausgeschrieben. Würde ich die echt auf 20 runterhandeln können?
     
     
    Tja, und nun? 😅
    Den Ausgang habe ich bewusst offen gehalten...😁
    Tatsächlich haben alle 3 oben genannten Stellen eine Zusage gegeben. 
    Stelle Nr. 7 konnte aber leider die Stundenanzahl von 38,5 nicht reduzieren. Schon die ausgeschrieben 26 wären deutlich zu viel geworden. Insofern musste ich hier leider absagen, was schade war - die Stelle erschien mir sehr gut. 
    Bei Stelle Nr.8 habe ich lange überlegt. Letztlich sind Privatkliniken immer etwas stärker strukturiert, es ist wenig Raum für Leute, die ständig mit neuen Ideen ankommen, wie ich. Das wäre mir vermutlich schwerer gefallen. Aber ausschlaggebend, mich nicht zu melden, war im Endeffekt die Tatsache, dass mich eine Stelle mehr interessierte, die es dann geworden ist: 
    Stelle Nr.9.  

    Aber dazu bald mehr, sonst wird aus dem Beitrag hier wieder ein Buch. 

    Nur ein kleines Fazit für euch:
    - Ich merke, dass einige von den Berichten entmutigt worden, Stellen zu suchen. Dazu muss ich sagen: Wir sind ein Ballungsraum! Vieeeele viele junge Psychologen ohne Kinder. Es hat generell einen Grund, dass keiner meiner Freunde hier in der Stadt arbeitet, und das sind Lehrer, Anwälte, Ärzte + Psychologen. 
    - Es erweckt den Anschein, als käme man schwer an Stellen. Es handelte sich aber gerade mal um 9 Bewerbungen, und von allen gab es Rückmeldung! 
    - Es hat sich gelohnt, dranzubleiben. 🙂


    Bleibt gesund & haltet zusammen, 
    LG

    Feature Foto: Rodnae Productions/pexels.com 
  2. Vica

    Ambulanz & Job zusammen
    Für meinen psychologischen Teilzeitjob stand soweit alles auf volle Fahrt voraus. Zwei (mündliche!) Zusagen nach 3 Vorstellungsgesprächen sowie einen mit dem Personaler über Zoom aufgesetzten Vertrag, den er live vor mir sogar in den Briefumschlag packte, konnten nicht irren. Oder? 😁

    Nun ja, der Bewerbungsprozess lief seit Januar. Damals hieß es: "Wir möchten Sie unbedingt, aber haben leider gerade keinen, der die Gespräche machen könnte, könnten Sie warten?" Natürlich sieht "möchten Sie unbedingt" anders aus als 4 Monate Durststrecke mit immer wieder verschobenen und abgesagten Terminen. Und auch, dass immer mal wieder angeblich was fehlte an Papieren (was dann hinterher mysteriöserweise wieder auftauchte) war schon klare Hinhaltetaktik. 
    Allerdings wirkte der Laden zwischendrin auch mal wieder authentisch und es hatte wirklich den Anschein, als hätte es am massiven Personalengpass gelegen. Und auch irgendwie zwischen Differenzen zwischen Träger und dem 9-Mann-Betrieb, die recht deutlich zu spüren waren. Der Job an sich ist sehr interessant, und da es sich um einen Lohn-und-Brot-Job handelt (da auch befristet), muss für mich nicht alles 100% passen. 

    Die Oberärztin dort hatte mit mir sogar schon einen Dienstplan aufgestellt und mir Patient:innen zugeteilt. Doch: Der Vertrag, der angeblich schon in der Post war, kam nicht an. Nicht nach einer Woche, nicht nach zweien.
    Auf Nachfassen per Mail dann: Uuups, leider vergessen, abzuschicken. ,,Ich nehm das auch auf meine Kappe!" sagte der Personaler. ,,Spätestens übermorgen sollte es dann bei Ihnen eingehen." Als auch dann nichts kam, war bei dem Laden plötzlich keiner mehr zu sprechen. Erst, nachdem ich mit unterdrückter Nummer anrief, ging der Personaler wieder ran, sichtlich sprachlos, wie ich wohl auf diesen James-Bond-Trick gekommen sein könnte. 
    - ,,Es ist nicht so, dass wir uns gegen Sie entschieden haben!" meinte er. ,,Allerdings haben sich die Kollegen dann für eine andere Kollegin entschieden. Wir möchten Sie aber weiterhin unbedingt, da wir uns vergrößern und gerade was Neues anmieten. Dürften wir in ca 12 Wochen nochmal auf Sie zukommen?"
    ,,Das heißt, Sie sagen mir die Stelle nicht nur verbindlich zu, sondern sind offenbar nicht ehrlich, wenn Sie sagen, Sie hätten den Vertrag bereits abgeschickt?" 
    - ,,Ja, das ist irgendwie blöd gelaufen. Es gab intern Missverständnisse und es tut mir leid, dass wir Ihre Geduld da überstrapaziert haben."
    ,,Seltsam, mir wurde gesagt, es gebe gar keine anderen Mitbewerber." (Klar, die sind längst geflohen)
    - ,,Ach so, das kann natürlich auch sein...ich sitze hier ja ganz woanders und kriege das nicht immer so mit. Wie gesagt, sagen wir Ihnen ja auch nicht ab, aber leider haben wir räumlich nicht die Möglichkeiten, aktuell zwei Vollzeitstellen räumlich unterzubringen."
    ,,Sie haben 2 Vollzeitstellen aber ausgeschrieben. Außerdem hatten wir uns ja auf 20 Stunden geeinigt."
    - ,,Stimmt, da war was...aber wie gesagt: In 3-4 Monaten könnten wir Genaueres sagen."

    Erstaunlich, so viele Probleme damit, einfach abzusagen. Es ist ja nicht so, dass davon die Welt untergeht.
    Neben Lohn-und-Brot hätte mich die Stelle sehr interessiert, weil ich gehofft hatte, mich darüber noch ein wenig weiterzuentwickeln. Aber es muss einen Grund haben, dass die Leute von hier lieber 250 km am Tag pendeln. Weiter suchen werde ich jetzt definitiv nicht. Mit dieser Entscheidung war ich dann relativ erleichtert, denn so bleibe ich nun bei Vollzeit-Praxis-Arbeit. Das sind 15 Therapiestunden die Woche + nochmal so viel für Supervision und Dokumentation. Von der Work-Life-Balance passt es so auch besser 🙃. So kann ich das Ganze dann in einem Jahr auch abschließen. 

    Bleibt gesund & haltet zusammen,
    LG

    Feature Foto: Polina_Tankilevitch/pexel.com 
     
  3. Vica

    Ambulanz & Job zusammen
    Nach der zermürbenden Suche nach einem psychologischen Nebenjob habe ich jetzt auch eine neue Praxis gefunden. Letzteres war eigentlich auch das Hauptziel, anders wäre ich nicht vorangekommen in der Ausbildung. Wen das etwas verwirrt, hier der Status Quo aufgelistet: 

     
    Nach dem Ärger mit der letzten Praxis musste schnell eine neue her. Habe mir da aber direkt Hilfe gesucht und mit der Leitung meines Ausbildungsinstituts drüber gesprochen. Noch am selben Tag hat sie sich wie eine Mischung aus Löwin und Anwältin für mich ins Zeug geworfen. Ursprünglich wollte ich hier in eine PiA-Ambulanz (Eine PiA Praxis, die zu einem Ausbildungsinstitut gehört - man kann aber auch als Externe dazustoßen). Doch es tat sich eine viel bessere Option auf: Die Leitung eines der Institute sagte zu, mich in ihre Praxis zu nehmen. Hergestellt hat den Kontakt meine Institutsleitung. Mehr Glück kann ich glaube ich nicht haben. Von Anfang an habe ich bemerkt, dass es auch besser passt: Man wollte einander kennenlernen, auch menschlich. Ich wurde direkt ins Team integriert. Und alle Therapeuten dort haben Kinder und ebenfalls anderweitig Jobs und sind zudem in der Lehre tätigt - sie kennen sich also absolut damit aus, welche Ansprüche man in der Ausbildung so hat. Großartig ist in dem Zusammenhang daher auch, dass ich keine weitere Miete zahlen muss außer die, die das Institut für mich übernimmt. 

    Die spannende Aufgabe wird sein, Job + Praxis miteinander zu verbinden. Denn natürlich kann ich nicht aufkreuzen, wann ich Lust habe. Der neue Arbeitgeber hat aber kein Problem damit, dass ich die Zeiten um die Praxis-Zeiten herum stricke. Ein riesiges Glück ist z.B., dass Job und Praxis 10 Fahrradminuten auseinander liegen. 
    Paradoxerweise werde ich auch mit 2 Jobs wesentlich schneller im Feierabend sein, als bei meinem Klinikjob in der PT1 und 2, wo ich so lange pendeln musste täglich. Family-Time damit nicht gefährdet (das war eigentlich der wichtigste Punkt). 
     
    Im Prinzip kann man das nun feiern. Ich wünsche mir aber aktuell einfach nur, in den Flow zu kommen. Das letzte Vierteljahr bestand aus zu vielen Vorstellungsgesprächen und Verhandlungen, so dass ich mich nach nichts mehr sehne, als Routine und einfach zu arbeiten. Die wird sicher zunächst mal auf sich warten lassen, da ich beides zeitgleich starte und mich daher an zwei neue Umgebungen gewöhnen muss. Aber ich hoffe, dass es sich jetzt nach der ganzen Rennerei gelohnt hat, anzuhalten. 

    Bleibt gesund & haltet zusammen,
    LG

    Feature Foto: 
    Jan_van_der_Wolf/pexels
  4. Vica

    Ambulanzzeit
    Schon der Matheunterricht hat mich gelehrt: Geht es zu einfach, ist es falsch. 
    Von dieser Erkenntnis hätte ich mir ein paar Scheiben abschneiden können, als ich meine erste "Lehr"praxis fand. Das ging verhältnismäßig fix für den Standort, der ja überlaufen sein müsste ohne Ende. An meinen tollen Referenzen konnte es jedenfalls nicht liegen - die wollte nie einer sehen. Nicht mal meinen Perso, Zeugnisse oder Ausbildungsbescheinigung. Ich weiß nicht, ob die wissen, wie ich mit Nachnamen heiße. Aber hey, vielleicht fanden die mich einfach nur nett? Man darf ja noch optimistisch sein. Aber wie heißt Optimismus doch gleich mal rückwärts? Sumsi-mit-Po. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich assoziiere das mit Bienenstichen.

    Was in der Praxis so ablief: Offener Vertragsbruch, Psychospielchen, Heute-so-morgen-so, verhärtete Fronten. Keine Spur von Lehrpraxis. Die Auflagen für diesen Status hat man für das Institut unterschrieben, aber niemals umgesetzt, stattdessen aber kassiert. 
    Dass die beiden Betreiber jünger sind als ich und sie die Praxis vor kurzem erst übernommen hatten (ohne Führungserfahrung in irgendeiner Weise, nicht mal Teams oder Kurssprecher), nachdem ein ziemlich tyrannischer Chef nach 40 Jahren dort aufgehört hat, hatte ich ausgeblendet. Ist aber auch klar, dass da keine gesunde Kultur wachsen konnte, zumal das Team ja nicht ausgetauscht wurde. 
    Überhaupt war einer meiner Kardinalsfehler damals bei der Praxenauswahl, nicht auf mein Gefühl zu dieser zu hören. Denn die Problematik lag offen zu Tage, es kam nicht schleichend. Das sah man schon im ,,Vorstellungsgespräch", dass das eine eigenartige Art Kommunikation ist, wo hinten und vorne nichts passt. Das zog sich auch von Anfang an weiter und durch. Das Problem ist, wenn man selbst denkt, man selbst ist der Weirdo. Und es passte doch gerade alles so schön, hätte doch so gut laufen können - da will man nix wahrhaben und blendet auch alles aus, was schief läuft. 
    Aufgrund der Überarbeitung in der Klinik war ich damals auch im Funktionier-Modus und habe da nicht wirklich auf mein Gefühl gehört. Okay, man kann ja mal blind sein. Aber alle in meinem Umfeld haben mich gewarnt: Familie, meine Kurskollegen, gute Freunde, meine Supervisoren, die sich wunderten, was ich da für Fälle mitbringe. Am Ende hat sogar das Institut gesagt, es wird sofort die Kooperation aufheben. Aber ratet mal, wer es davon abgehalten hat. 

    Dass Sumsi-mit-Po da zuschlägt, ist kein Wunder. Gemerkt habe ich es daran, dass mir der Job keine Freude mehr machte. Zeitweise wollte ich gar nicht mehr hören davon. Letztlich hat mich eine sehr gute Freundin aus meinem Ausbildungskurs darauf hingewiesen, wie die zeitlichen Zusammenhänge so waren.  
    Ja - man muss sich seine eigene Naivität dann auch mal eingestehen. Irgendwann war ich dann so weit, dass ich einsah, das klappt so nicht. Spätestens auch, nachdem Rechnungen ergaben, dass ich so meine Stunden erst in 10 Jahren zusammenhätte. 
     
    Als ich dann allen meinen Entschluss allen mitteilte, bekam ich viele, viele Kuddos. Das Institut stand sofort bereit, mir bei der Suche zu helfen. Naheliegend wäre die Instituts-Ambulanz hier vor Ort gewesen, aber es tat sich was unglaublich Tolles auf: Über unsere eigene Institutsleitung konnte eine Praxis hier gefunden werden, die diese gut kennen und die noch Kapazitäten frei haben. Ein Gespräch mit Praxisführung war schnell klargemacht. Ich bin sooo angetan davon und mit den Betreibern und Mitarbeiter/innen stimmt die Chemie. Sie interessierten sich dafür, was da für ein Mensch in die Praxis kommt, wie mein Ausbildungsstatus ist usw. Sie sind alle selbst Eltern, sie haben Humor und die Atmosphäre dort ist hervorragend. Gut ist aber auch, dass sie selbst Dozenten und Supervisoren sind und auch anderweitig für PiA-Ausbildung zuständig.
     
    Die Patienten hatte ich dann ebenfalls eingeweiht, die alte Praxis als Letztes. Da war man nicht zu traurig über meinen Weggang. Den Aufhebungsvertrag gab es zwischen Tür und Angel, kein Tschüss, kein Nix, kein Warum. Ich denke, man weiß ohnehin, wieso! :-) 
    Das Larifari mit dieser Praxis war auch so weit gegangen, dass ich meinen Mann als Anwalt dazwischenschaltete und erstmalig (22 Jahre Beziehung!) so eine richtige Rechtsberatung bei ihm benötigte. Das hat mir sehr weitergeholfen und ich würde es definitiv jedem empfehlen. Man geht sicherer an alles heran und weiß genau, worauf man achten und was man dokumentieren sollte. 
     
    Ich freue mich unendlich auf den Neuanfang und erlebe, wie mein ganzes Interesse an der Materie recht schnell wieder aufgeblüht ist. 
    Obwohl mein Neustart nach der Klinik ganz schön holprig verlief bisher, und sich vom Winter bis aktuell in den Frühling zieht, kann ich nicht sagen, dass ich in einer Krise bin. Insgesamt erlebe ich meine Menschen sehr wertschätzend. Ob nun Familie, Freunde, Kollegen, Kurs-Buddies, Ausbildungsinstitut. Alle sind hier sehr unterstützend. Eine richtig gute Erfahrung. 

    Äh, ist das jetzt aber nicht auch wieder Sumsi-mit-Po? Ich denke, ich bin definitiv vorsichtiger und auch an der Sache gereift. Bienen stechen zwar, wenn man sie ärgert - aber Honig mag ich auch :-). 
    Ich habe die Tage eine Bienentankstelle auf dem Balkon gepflanzt und freue mich auf summenden Besuch. 
     
    Ein paar Dinge für die gefühlt wachsende Anzahl angehender PiAs hier, was die Praxen-Auswahl angeht, wenn ihr in die Ambulanzphase kommt:
    Auf Bauchgefühl hören. Wenn ihr ständig das Gefühl habt, ihr seid im falschen Film, liegt das nicht zwangsläufig daran, dass ihr irgendwie überempfindlich seid oder was falsch verstanden habt oder zu hohe Anforderungen oder sonst was.  Von Top-Lage oder Top-Renommée könnt ihr euch keine Currywurst kaufen. Klinik-Nebenjob-Suche kann damit noch sogar noch schwieriger werden, es glaubt euch keiner, dass ihr da nicht bleiben/euch niederlassen/übernommen werdet.  Es muss menschlich passen!  Achtet drauf, dass ein Supervisor in der Praxis anwesend ist. Den müsst ihr nicht unbedingt für die Ausbildung wählen (Supervisions-Freiheit!), aber diese verstehen viel von der PiA-Situation.  Nehmt es sehr ernst, wenn euch Leute von außen warnen, selbst Fachfremde wie Freunde oder Familie. Bleibt belehrbar und überdenkt alles. Gute Leistung ändert nix dran, wenn man euch da nicht will!  Wo Kommunikationsprobleme bestehen und Ansprüche, Wünsche und Forderungen nicht offen auf den Tisch gelegt werden, kann nix Positives draus erwachsen. Besonders schlimm, wenn beide Seiten dieses Gefühl haben. Wenn ihr bei euch sowas merkt: Arbeitet ruhig dran.  Anständige Praxen beziehen euch mit ein! Sie nehmen euch mit in Teamsitzungen, fragen euch regelmäßig nach dem Stand der Dinge und verlangen von euch als PiAs nicht sittenwidrige Mieten oder Gelder. Sie bleiben meistens bei der Miete, die das Institut für euch zahlt (idR 10€ pro angefangene 50 Minuten Gespräch). Psychotherapeutische Praxen nehmen in den meisten Fällen mehr als genug ein - PiAs auszuquetschen ist da keine Option. Wenn doch, muss das sehr gut gerechtfertigt sein und ihr müsst wirklich einen Mehrwert haben. Investiert bei ernsthaften Problemen in einen guten Anwalt!  Vergisst nicht, dass es unter gewissen Berufsgruppen nicht auch Halsabschneider gibt. Auch wenn man diesen eine hohe Kompetenzerwartung hinsichtlich Selbstreflexion, Fairness und Ausgeglichenheit hat.  
     
    Bleibt (nicht in toxischen Praxen, sondern) gesund & haltet zusammen,

    LG
     
    Feature Foto: Skitterphoto/pexels.com 
  5. Vica

    Praktisches Klinikjahr
    Manche Arbeitgeber beklagen sich, wenn im Bewerbungsprozess keine Arbeitszeugnisse mitgeliefert werden. In der PT1 und PT2 sind an manchen Kliniken üblicherweise kein Arbeitszeugnis vorgesehen, zumal wir Zertifikate mit Leistungsbescheinigungen bekommen. Das wiederum verstehen aber einige Arbeitgeber nicht, bzw. können damit nichts anfangen - und davon abgesehen gibt es bei mir tatsächlich einige Punkte (Führung eines kleinen Teams, Öffentlichkeitsarbeit mit Vorträgen, freiwillige Übernahme mehrerer Stationen, Gründung eigener Konzepte etc.), die man lobend in ein Zeugnis packen könnte 😄. Beantragt habe ich das Zeugnis natürlich schon im letzten Herbst zu meinem Austritt (für alle Fälle!). Leider gab's ja keinen Chefarzt mehr, der mir was bestätigen könnte, und der unterschriftsführende Ersatz hatte damals die Verantwortung an die Personalabteilung abgetreten. Da war mir schon etwas unwohl mit, denn die Perso kennt mich ja nicht. Vorsichtshalber hatte ich da nochmal Aufgabenprofil und sämtliche Anschriften für Rückfragen hingeschickt. 

    Gekommen ist das Zeugnis Anfang März 😅 Und zwar nur 3 Tage, nachdem ich nochmal etwas deutlicher nachgefragt habe. Der Inhalt war ein Späßchen. Mein  Nachname war schon falsch geschrieben. Es stand weder die Station noch der Klinikbereich, noch das spezifische Aufgabenprofil drin, nur generelle Bereiche, die Psychologen oder Therapeuten so machen. Dann war allerdings die Rede von folgenden Dingen:
     
    durch ihre struk­tu­rier­te, sorg­fäl­ti­ge und ziel­ori­en­tier­te Ar­beits­wei­se konn­te er die meist sehr kurz­fris­ti­gen Wün­sche un­se­rer Kundinnen und Kun­den stets kor­rekt und ter­min­ge­recht er­fül­len. 
    -> Von Kundinnen und Kunden auf einer Sucht-Wahn-Station zu sprechen, ist schon sehr ungünstig. Dass meine Kunden dann aber auch kurzfristige Wünsche hatten und ich diese termingericht erfüllt habe, ist mir auch mal was ganz Neues 😅 
      Mitwirkung bei der Planung und Ermittlung von Personaleinsatz und -bedarf 
    -> Neeee, wirklich nicht 😄
      XX identifizierte sich voll mit ihren Aufgaben und den Grundwerten unserer Seniorenresidenz. XX verfügt über gutes Fachwissen, das sie jederzeit mit großer Kompetenz einsetzt. 
    -> Nicht schlecht, die Klinik ist also eine Seniorenresidenz? Okay, aber dann auch nur gutes Fachwissen 😅 Finde ich dann aber doch noch lobenswert dafür, dass ich dort keinen Senior je gesehen habe. 
      Außerdem befanden sich im Zeugnis einige Rechtschreibfehler. Beispielsweise ging es nach einem Punkt klein weiter. also so. Oder einfach reingeworfene Stichworte mitten im Fließtext, an welchen Veranstaltungen ich teilgenommen hätte. Keine davon stimmte btw.   
    Das sind aber nur kleine Ausschnitte für das, was mit dem Zeugnis nicht stimmte. Witzig ist, dass man fast alle diese Beschreibungen 1:1 in irgendwelchen Zeugnisgeneratoren ergooglen kann. Teilweise wurde da wohl etwas zu viel Copy&Paste betrieben. 
     Ich habe dann so gut es geht Belege zusammengesucht für die Dinge, die ich wirklich geleistet hatte (z.B. für die Öffentlichkeitsarbeit, die Gründung eigener Bereiche, für die ich auch Dinge in den Druck gegeben hatte) und zudem nochmal mein Aufgabenprofil komplett erläutert. Das Ganze wurde sehr dick 😄 

    Daraufhin hörte ich erstmal wieder wochenlang nichts, bis auf Nachhaken eine Entschuldigung kam: Man hatte versehentlich das Zeugnis einer ausgeschiedenen Bürokraft irgendwie mit reinkopiert. Man werde sich jetzt um ein neues Zeugnis bemühen, jedoch gestalte sich das schwierig: Keiner der Verantwortlichen von damals, die dazu etwas sagen könnten, arbeite noch für die Klinik. Sie sind längst über alle Berge.

    Ohaaaa. Tja. 😄

    Ich weiß ohnehin nicht, warum manche Arbeitgeber solche Arbeitszeugnisse haben wollen, da sie insgesamt doch sehr gestellt und zudem begrenzt aussagefähig sind, zumal es ja rechtlich geregelte Mindestbewertungen geben muss. Aber in einem Fall bestand die neue Stelle darauf. Da ja kein vorzeigbares Arbeitszeugnis vorlag war die Idee der Personalerin, sich mit der Klinik persönlich auszutauschen. Da stimmt ich zwar zu, aber es ist natürlich kein Wunder, dass der Kontakt nie zustande kam. 😁 Und wer sollte dazu auch noch etwas sagen können?
    Dadurch musste ich leider sagen: ,,Ist leider nicht, lieber potentieller neuer AG!" 

    Wie  das ausging, könnt ihr bald erfahren. 

    Bleibt gesund & haltet zusammen,

    LG

    Feature Foto: Leelo_Thefirst/pexel
  6. Vica

    Ganz normaler Klinik-Wahnsinn
    Das Coaching war jedenfalls eine richtig gute Idee. Ich wurde richtig aufgebaut und habe wertvolle Tipps mitgenommen. Meine Bewerbungen waren, wie ich es mir gedacht hatte, top. Im Probebewerbungsgespräch mit dem Coach (spezialisiert auf Klinik/Ärzte/Psychologen) stellte sich heraus, dass ich zwar sympathisch rüberkäme, aber meine Vorzüge nicht richtig in den Mittelpunkt rücke, u.a. fehlte die Motivation. Außerdem stellte sich heraus, dass die Ambulanz (auch in einer Praxis!) eher als Störfaktor rüberkommen wird, selbst bei nur 1 Tag pro Woche und auch wenn ich die Klinikarbeit in Teilzeit mache. Der AG würde aber wohl den Braten mit dem Nebenjob riechen und davon ausgehen, dass ich dann irgendwann weg bin, sobald die Approbation durch ist - wenn ich das nicht sehr glaubhaft abgrenze. Darum schätzte er aber auch mein Vorhaben, eine Klinik bzw. psychologischen Arbeitsplatz NEBEN der Ambulanzzeit zu finden, insgesamt als "nicht easy" ein. Das mit der Ambulanz als Nachteil überraschte mich sehr - schließlich hielt ich die Praxis für ein Qualitätsmerkmal und beweist ja im Grunde, dass man noch mehr Wissen (=weniger Einarbeitung) mitbringt. Aber tatsächlich hatte es in allen Gesprächen viele Fragen dazu gegeben.
    Er riet mir, es auch nicht zu löschen oder zu verschweigen, da der AG im Endeffekt eh damit klarkommen muss. 
    Wir übten außerdem noch eine Selbstpräsentation ein, was mir schwer fiel, aber die sich echt professionell anhörte. Das Coaching hat mir sehr viel gebracht und es hat mir vollem echt den Rücken gestärkt. 

    Also: Weiter ging's mit der Stellensuche nach einer Klinik oder sonstigen psychologischen Arbeit in Teilzeit neben der Ambulanz 😄 Mein Gedanke war auch, mich da breiter aufzustellen und bloß nicht nur in Kliniken zu schauen. 


    Stelle Nr. 4: Schulpsychologin
    Voraussetzung: Master in Psychologie, Erfahrung mit pädagogischer Arbeit, am besten in Schulen, auch in Form von OGS.
    Beschäftigungsart: Zwei Jahre Elternzeit-Vertretung 
    Aufgabenbereich: Beratung von Kindern und Eltern, Lehrern sowie pädagogischem Personal,, Diagnostik von z.B. Hochbegabung,  Dyskalkulie, Legasthenie, Lernschwierigkeiten, psychologische Hilfe bei Gruppenkonflikten, Mobbing, sonstigen Schwierigkeiten und und und. Immer an verschiedenen Schulen. 
    Schwierigkeit, hier genommen zu werden: Habe da keinen Einblick zu, weiß aber, dass der Bereich beliebt ist. 
    Ausgang: Unbekannt

    Die Stelle war für den Kreis ausgeschrieben und kam vom zuständigen JA in einem anderen Bezirk, in den man noch gut pendeln konnte. Ich spielte unterwegs schon mit dem Gedanken, mir im Falle einer Zusage ein E-Bike zuzulegen. Doch es kam mal wieder anders: Vor Ort war man erstmal entsetzt, dass heute ein Vorstellungsgespräch stattfinden sollte. Niemand hatte mich auf dem Schirm, dabei hatte ich ja explizit den Termin bestätigt. Ich fühlte mich sofort an Stelle Nr.2 erinnert, wo genau dasselbe passiert war und merkte, wie ich anfing innerlich zu kochen. Aber ich kann bei sowas besonnen bleiben. Es fing sofort rege Geschäftigkeit an, die ganze Abteilung wurde aufgescheucht. Der Hauptverantwortliche war allerdings nichts da - Auswärtstermin. Es ging also ans Improvisieren. 30 Minuten später als geplant ging es dann los. Das Ganze glich dann einer Infoveranstaltung, sogar Power Point wurde bemüht. Zu den Einstellungsbedingen konnte leider nichts gesagt werden, da überfragt. Mir taten die Leute echt leid. Das Gespräch war dann letztlich sehr menschlich und wirklich okay, aber zu meiner neu einstudierten Präsentation kam es gar nicht. Sie notierten sich dann, wann ich anfangen könnte und ob ich auch länger als die befristeten 2 Jahre bleiben könnte etc. pp. Es würde außerdem lange dauern, bis man sich meldet, da man erst zum nächsten Schuljahr suche, also eher im Hoch- bis Spätsommer. (Stellenbeschreibung: Ab sofort). Ich habe seitdem auch mal nachgefasst, aber keine Antwort erhalten.

    Stelle Nr. 5: Wissenschaftliche Mitarbeiterin (inkl. Promotion)
    Voraussetzung: Master in klinischer Psychologie, gute Noten, Erfahrung mit wissenschaftlichen Projekten. (Insgesamt aber vor allem: Fit sein in Statistik + Testdiagnostik, SPSS und mind. R draufhaben)  
    Beschäftigungsart: Zwei Jahre Befristung, danach Entfristung 
    Aufgabenbereich: Stationär: Datenerhebung und Interpretation, universitär: Promotion über spezifisches Projekt. 
    Schwierigkeit, hier genommen zu werden: Stelle war überregional und sogar in der ZEIT ausgeschrieben, zwei Bewerbungsrunden, daher wohl eher schwierig. 
    Ausgang: Absage (Rangplatz 2) 

    Auch die Einladung kam recht schnell, angesetzt waren zwei Bewerbungsgespräche. In der ersten Runde kam ich weiter. Ausnahmsweise kam es hier mal zu keiner Verzögerung. Ich war selbst überrascht, hier eingeladen worden zu sein, weil mein Lebenslauf nur dem unteren Rand des Anforderungsprofil entsprechen konnte, jedoch hatte ich durch die Masterarbeit Erfahrung mit riesigen Datenerhebungen und Interpretationen, was interessanterweise auf großes Interesse stieß. Nun kam auch die Selbstpräsentation zum Einsatz, die dich mit dem Coach gemacht hatte und die kam wirklich super an. Leider habe ich das Projekt nicht genau verstanden. Getreu dem Motto "Da wird man schon reinwachsen", wollte ich aber dann nicht 2-3x nachhaken. Das wurde mir dann im Follow-Up-Gespräch (Zusage mit neuem Termin kam 1 Tag später) mit der Leitung der Forschungseinrichtung etwas zum Verhängnis, da ich erklären musste, "warum genau" ich mich auf dieses Projekt beworben hatte. Das hatte ich natürlich geahnt und formulierte dann allgemeinere Interessen an wissenschaftlichem Arbeiten, was auch okay ging. Die zwei hatten auch direkt ein Promotionsthema für mich, die Idee entstand innerhalb des Gesprächs.
    Allerdings: Einige misstrauische Nachfragen zur Ambulanz. Bleibe ich in der Praxis? Will ich mich nicht niederlassen? usw.
    Direkt im Anschluss konnte ich hospitieren und meine "zukünftigen Team-Kollegen" (so hieß es) kennenlernen. Diese verwöhnten mich wirklich (mit Kakao und Keksen- habe mir mal wieder alles andrehen lassen) und zeigten mir die Einrichtung. Danach das Übliche, das ich auch schonmal gehört hatte: Alles schnell per Du, wann kommst du, wann fängst du an etc. 
    Es klang wirklich gut und schnell vertraut - aber mittlerweile wusste ich, dass das gar nichts heißt und vermutlich mit jedem Bewerber so laufen wird. 
    Aber: Am verabredeten Tag der Entscheidung hörte ich nichts weiter, da war es mir eigentlich klar, dass das nichts wird (ich glaube übrigens nicht an Entscheider, die in der Zeit zufälligerweise krank oder im URlaub sind). Nach mehrmaligen Nachfassen meinerseits kam schließlich die Erklärung, dass sie sich für jemanden ohne Ambulanz entschieden haben, ich aber auf Listenplatz 2 gelandet sei (tja, aber knapp daneben ist bekanntlich auch vorbei). 

    Stelle Nr. 6: Psychosozialer Dienst
    Voraussetzung: Master in Psychologie, Gruppenpsychotherpieweiterbildung, KJP-Ausbildung 
    Beschäftigungsart: Unbefristet
    Aufgabenbereich: Gruppen- und Einzelgespräche
    Schwierigkeit, hier genommen zu werden: Vermutlich eher weniger bis mittel 
    Ausgang: Breadcrumbing, unbekannt

    Der Anruf des Personalers, der deutlich nervöser war als ich, erreichte mich relativ ungünstig, während ich bei Rewe zur Primetime an der Kasse stand. Er war so nervös, jedes "Mhmm" meinerseits unterbrach ihn direkt. Schließlich bekam ich zu hören, dass meine Bewerbung ihnen super gut gefallen hätte und sie mich unbedingt einladen wolle. Dies könne aber noch ein paar Wochen dauern, ob das schlimm sei? Es bestünde Personalnotstand und keine Möglichkeit, Gespräche abzunehmen (ich sagte dann, das sei kein Problem, was soll man auch sonst sagen?). Ich erfuhr noch, dass es sich nicht um den Verband selbst handelt, sondern um eine Einrichtung selbst, die dieser untergeordnet ist. Ob ich davon schon gehört hätte? Nein, musste ich ehrlicherweise zugeben, noch nie - dabei kenne ich mich etwas aus damit. Ich wurde gefragt, ob ich jetzt schon Fragen hätte, dann könne man die gleich klären, aber ich verwies auf meine Situation und gab dann an, dass ich bestimmt im Gespräch dann ganz viele Fragen haben würde. Drei Wochen später hatte ich eine Mail, dass man sich bald melde. Erneute drei Wochen dasselbe. Dann riss der Kontakt ab. An die Nummer des Personalers geht zudem niemand. Wie  das ausging? Es kam nie zu einem Gespräch. Aber das Interesse kann ja nicht riesig sein, sonst würde man auch hier nicht riskieren, dass jemand woanders zusagt. 


    Bleiben am Ende nur Stelle 7, 8, 9 für ein Happy End. Wird es eins geben? 😅 Mehr demnächst.

    Bleibt gesund und haltet zusammen, 
    LG

    Feautre Foto: Vlada_Kaprovich/pexels.com 
  7. Vica

    Ambulanzzeit
    Viele der Versprechen der Praxisinhaber haben sich leider als Geschwätz erwiesen. Am Anfang will man das nicht wahrhaben und sucht den Fehler gerne auch bei sich: Schließlich ist man ja neu und kennt die Abläufe ja noch nicht so, das wird sich schon legen . Dann kam ich irgendwann in so eine Phase, wo ich dachte: Es muss ja der Job Spaß machen, nicht das Drumherum. Wobei...bei anderen schien es aber wesentlich besser zu laufen. Schließlich kam der Zeitpunkt, wo andere Kurskollegen, Freunde und auch meine Supervisoren (das sind Approbierte (Therapeuten oder Psychiater), die die Rechtsverantwortung für meine Fälle haben - die sind extern und haben mit der Praxis nix zu tun) anfangen, mich zu warnen. Selbst als mein Institut der Praxis die Kooperation aufkündigen wollte, weil sie den Verdacht hatten, dass ich finanziell ausgequetscht werde, habe ich da die Praxis noch verteidigt. Tjoa...warum eigentlich? Ich habe manchmal so den inneren Drang, Dinge durchzuziehen, egal wie stark die Widerstände sind. Das hat sich im Fernstudium als wirkungsvoll erwiesen. In der Welt des Gesundheitswesens (überhaupt generell im Arbeitsleben!) hingegen ist das nicht immer angebracht. Manchmal absolut nicht. Zeit, mal seine alten Grundsätze zu hinterfragen und über Bord zu werfen. Darum finde ich aber auch wichtig, solche Storys hier zu erwähnen, weil ja viele von euch wieder in die therapeutische Richtung wollen und ebenfalls einen Fernstudium-Background haben. 
     
    Wann kam für mich der Wendepunkt?
    Seitdem nun 2 neue Therapeuten eingestellt wurden, sind mir endgültig die Felle davon geschwommen. Ich habe keinen Raum mehr und um den einen verfügbaren streiten sich schon die beiden anderen. 

    Um mal Bilanz zu ziehen:
    Kein Raum - daher ist arbeiten nur noch zu sehr schwierigen Zeiten möglich. Z.B. vor 8 Uhr oder nach 18 Uhr, wenn alle anderen weg sind. Das nervt auch die Patienten.  Das bedeutet: Ich kann nur unter sehr schwierigen Bedingungen und wenig arbeiten. Dadurch sammle ich weder Stunden, noch Einkommen. Patienten müssen teilweise Durststrecken hinnehmen, da ich es nicht schaffe, sie wöchentlich unterzukriegen.  Sittenwidrig hohe Raummiete (Mein Institut hat den Verdacht einer Querfinanzierung und möchte die Kooperation daher nicht fortführen)  Es wurde versprochen, dass ich die Räume der anderen Therapeuten nutzen darf, wenn die gerade keine Termine haben. Seltsamerweise klappt es aber nie, selbst wenn sie keine Termine haben, darf ich nicht rein. Auf einmal gibt es dann sehr hohe Bedingungen, zu denen ich dann rein kann, das war so nie abgesprochen. Die Auflagen sind so hoch, dass man es sich besser generell sparen kann.  Kein Zugang zu Therapiematerialien (wie zuvor versprochen!), was richtiger Mist ist.  Keine Mitarbeiter, wie angekündigt, die die Tests auswerten. Praktikanten bleiben nie lange.  Eingeschränkter Zugang zum Internet, somit kann ich meinen VPN-Zugang zum Institut nicht nutzen (zum Dokumentieren, Kartenlesen etc.).   Die Patienten, die an mich weitergegeben werden (nach Vorgespräch mit den Betreibern!), eignen sich nicht für Gesprächstherapien - es handelt es sich um teilweise sehr schwere Störungen, die stationär und die Hände eines Psychiaters gehören. Andere Patienten sind therapieresistent (schon bei vielen Praxen abgelehnt worden) oder das Störungsbild ist absolut unklar. Viele Fälle wurden von meinen Supervisoren abgelehnt, somit musste ich sie niederlegen. Generell seltsame Struktur dort - es werden Dinge versprochen, an die man sich später nicht mehr erinnern kann. Jeder zieht autark sein Ding durch. Mein Gefühl ist da eher, dass ich ein Störenfried bin. Es gibt keine Anbindung an die anderen, da es keine Teamsitzungen gibt. Es gibt keine anderen PiAs und ich habe keine Ansprechpartner.   
    Es ist mir echt schwergefallen, mich dazu durchzuringen, das hier aufzugeben, trotz aller validen Punkte. Doch es ist insgesamt einfach zu wenig, dafür dass ich das Dreifache an der üblichen Miete zahle. Insgesamt habe ich das Gefühl, mein Geld ist überhaupt hier alles, was zählt.  Gespräche habe ich natürlich schon geführt. Insgesamt wird da dann immer Verständnis entgegengebracht und angekündigt, dass sich Dinge ändern - und dann widerholen sich alle Punkte. 
     
    Da Gejammer aber nicht hilft, bin ich jetzt auf Anraten vieler tätig geworden und suche aktuell nach einer neuen Praxis. Zum Glück hat sich mein Institut da vollumfänglich bereit erklärt, zu helfen und stand mir da sofort zur Stelle. Es gibt aktuell Verhandlungen mit einer Institutsambulanz hier, die zum selben Dachverband wie mein Institut gehört: Dort arbeiten ausschließlich PiAs und Supervisoren und Mitarbeiter sind vor Ort, Räume gibt's genügend. Ebenfalls gibt es dort keine weiteren Mieten (ist in den monatlichen Beitragszahlungen enthalten). Wenn das klappen würde, wäre ich ziemlich happy. Zumal dort auch Leute arbeiten, die ich kenne (u.a. Arbeitskollegen aus der Klinik und sogar noch aus meiner Praktikumsklinik aus dem Master ). Es wäre zudem sicher super, mit anderen PiAs zu arbeiten und sich auszutauschen. 
     
    Also, Daumen drücken, dass das klappt  Für die Patienten ergibt sich kein Nachteil hier, da ich diese mitnehmen darf und kann. Beides liegt 5 Gehminuten auseinander, so dass man keinem einen nervigen Marsch durch die Pampa zumuten muss. Trotzdem muss man halt sehen, wie sie darauf reagieren. 
     
    Spannend geht es auch mit Runde 2 der Vorstellungsgespräche für einen psychologischen Nebenjob weiter (mehr demnächst!) 😁

    Bleibt gesund und haltet zusammen, 

    LG

    Feature Foto: Cottonbro/pexels.com 
  8. Vica

    Ganz normaler Klinik-Wahnsinn
    Ich war neben dem einen Praxistag auf der Suche nach einer halben psychologischen Stelle.  Das Problem hier: Zu viele Psychologen, zu wenige Stellen 😁
    HAbe ich hier im Ballungsraum das Nachsehen, Seite an Seite mit vielen sehr jungen Kollegen mit 1,0-Universitätsabschlüssen und Abitur-Landesbesten? Schon möglich...aber ihr wisst ja, wie das mit den Hummeln und der Aerodynamic ist. Gegen jede Erwartung fliegen sie eben doch. Das Prinzip lautete also wie immer: Einfach mal machen 😁

    Ich habe übrigens keinen Druck, eine Stelle zu finden, da ich ja wie gesagt die Praxis habe. 

    Doch es sah gut aus: Alle meine neun Bewerbungen haben zu einer Einladung geführt. 

    Das Ergebnis meiner Suchen präsentiere ich euch in 3 Teilen (sonst wird es etwas zu kompakt), die allerdings zeitlich etwas versetzt sind 😄 Ich habe mich überwiegend im KJP-Bereich beworben. 

    Noch ein paar Eckdaten zur Bewerbung. 
    Enthalten waren ein Deckblatt, Anschreiben + Lebenslauf (ausschließlich mit Psychologie-Relevantem). Das Design habe ich bei einer Grafikdesignerin gekauft, die auf Bewerbungen spezialisiert ist, und meine Sachen entsprechend eingefügt (das war trotzdem eher schwierig). Das Design ist modern, aber trotzdem sehr minimalistisch). Bachelor + Masterurkunde + Zeugnis,/ToR, Arbeitszeugnisse, Empfehlungsschreiben, Nachweis der PP-Ausbildung + Ausbildungsstand (+dasselbe für KJP).

    Stelle Nr. 1: Pädiatrische Onkologie (Initiativbewerbung) 
    Voraussetzung: Master in klin. Psychologie, KJP-Erfahrung von Vorteil
    Beschäftigungsart: Unbefristet 
    Aufgabenbereich: Einzel- + Gruppengespräche, Elterngespräche, je nachdem auch Trauerbegleitung. Hauptsächlich ressourcenaktivierende Arbeit, Entlastung, Angstthematik.  
    Schwierigkeit, hier genommen zu werden: Eher gering, da Personalmangel, PP/KJP-Ausbildung nicht unbedingt vorausgesetzt, überwiegend medizinische Station. 
    Ausgang: Ghosting seitens des AGs

    Hier habe ich mich noch während meiner Klinikzeit im letzten Jahr beworben - das ganze war eine initiative Angelegenheit meinerseits. Eine Kinderkrebsstation konnte ich mir sehr gut vorstellen und so habe ich ganz klassisch den Hörer geschwungen und auf Station angerufen. Mein Nachfragen ergab, dass auf jeden Fall Bedarf besteht. Innerhalb einer Woche war alles klargemacht: Bewerbung, nachgereichte Unterlagen, Vorstellungsgespräch. Das Interview fand im Blutabnahme-Raum mit insgesamt 6 Personen statt, Chefärztin + Bereichsleiter:innen. Ich saß auf dem Platz, wo der Patient auch Blut abgenommen bekommt, was ich dezent beklemmend fand; ich konnte das aber für mich gut ausblenden. Meine 6 Gesprächspartner waren extrem freundlich, so dass ein sehr gutes Gespräch entstand. Die Chefärztin, das konnte ich spüren, war nicht ganz so überzeugt von mir. Auf Drängen der anderen 6 konnte dann aber eine zweitägige Hospitation klargemacht werden. Die zwei Tage waren phantastisch. Man war schnell mit dem Team per Du, von der Pflege bis zum Oberarzt. Ich wurde sehr genau eingewiesen und es wurden bereits Listen mit mir aufgestellt, welche Patienten ich zuerst behandeln sollte, je nach Warteliste. Ich fühlte mich da pudelwohl. Ehrlich gesagt schätzte ich meine Chancen auch nicht schlecht ein, immerhin arbeiteten hier 4 Psychologen zu wenig. Am letzten Tag versicherte mir dann die Chefärztin, das Team sei ja begeistert, und wann ich anfangen könne (es war allerdings keine mündliche Zusage in dem Sinne!). Ich nannte ein Datum und nun ja, bis dahin klappe es aber ihrer Meinung nach nicht, das müsse ja alles auch erst durch den Betriebsrat usw. Es würde sich zeitnah schnellstmöglich gemeldet. Ich fand schon ein wenig verdächtig, dass man keine Zusage geben konnte, auch nicht im Sinne von: Wir stellen Sie erst einige Wochen später ein. Allerdings war die Station vertrauenserregend, weil die Kommunikation gut klappte im Bewerbungsprozess, die Stimmung so gut war und ja nun auch Personalmangel herrschte. Ich rechnete mir beste Chancen aus. Allerdings geschah zunächst nichts. Das Warten war brutal, und nach 4 Wochen fasste ich per Mail nach um zu hören, dass der Prozess noch nicht abgeschlossen war. Ein weiteres Nachfassen mit der Frage, ob die Stelle noch vakant sei (nach 8 Wochen) ergab dasselbe. 
    Nun, das Ganze ist nun 4,5 Monate her und ich habe nie wieder was gehört von der Station 😉. Ziemlich krass finde ich, dass man nicht einfach eine Absage formuliert, nachdem man immerhin 2 Tage dort probegearbeitet hat. Letztlich kann es natürlich auch sein, dass es keine Absage gibt und ich einfach im Bewerberpool gelandet bin, für den Fall, dass irgendwann mal Knappheit besteht. Oder die Mühlen laufen wirklich so langsam (öD!). Die einzige Möglichkeit, etwas herauszufinden, war die Team-Seite der Station. Dort steht tatsächlich noch niemand Neues drin, sogar noch die alten, ausgeschiedenen Teammitglieder sind noch on. Nichts Genaues weiß man nicht. Es wäre aber merkwürdig, bei dringendem Bedarf nicht direkt nachzubesetzen. Letztlich war ich hier sehr gefrustet. 

    Stelle Nr.2: Chirurgische Abteilung in einem Krankenhaus, Bereich für pädiatrische Tumorbehandlung
    Voraussetzung: Master in klinischer Psychologie, angefangene PP-Ausbildung, Erfahrung mit Schmerzpatienten 
    Art: Befristet auf 1 Jahr für die Laufzeit eines Forschungsprojekts. Keine Aussicht auf Verlängerung/Übernahme, da Psychologen hier regulär nicht arbeiten. 
    Aufgabenbereich: Arbeit mit Patienten eingewoben in ein Forschungsprojekt (getestet wird, ob psychologische Gespräche durch eine App ersetzt werden können oder eben nicht).
    Schwierigkeit, hier genommen zu werden: Moderat; ausgeschriebene Stelle eben, allerdings befristet ohne Aussicht auf Verlängerung, wer längerfristig etwas sucht, wird also nicht glücklich.
    Ausgang: Absage, ca. 6 Wochen nach Gespräch

    Das fand ebenfalls im letzten Jahr noch während meiner Klinikzeit statt. Das Interview war mitten in meine Arbeitszeit terminiert, aber es gab keine Aussucht auf Verschiebung, weswegen ich auch gar nicht danach fragte - so musste ich aber einen Urlaubstag nehmen. 
    Hier hatte ich wenige Stunden nach der Bewerbung eine Einladung zum Gespräch bekommen mit dem Vermerk, dass ich nach einer ersten Durchsicht bereits auf Platz 1 der aussichtsreichen Kandidaten gelandet wäre, was mich etwas stutzig machte. Die entsprechende Klinik fand ich gar nicht. Die angegebene Hausnummer existierte nicht und wurde einfach übersprungen, wie ein 13.Stock in Hotels. Kurios: Niemand im Haupthaus konnte mir weiterhelfen. Ich fand die Klinik schließlich hinter einer Feuerschutztür auf dem Flur eines anderen Bereichs - das wirkte wie eine Lagertür beim Discounter, die man auch nicht weiter beachtet.  Die chefärztliche Sekretärin bestritt zunächst, dass es ein Vorstellungsgespräch gab. Gut, dass ich die Einladung dabei hatte. Ich wurde dann in der Küche der Mitrarbeiter hinter der Spülmaschine geparkt. Hier erschien dann tatsächlich auch bald ein Mitarbeiter, der mich aber ignorierte und begann, vor seinem PC Mittag zu machen und am Handy über andere Kollegen zu lästern. Die leitende Chefärztin konnte nicht aufgefunden werden, sehr zur Peinlichkeit der HR-Managerin, die auch völlig überrascht war von dem Termin. Sichtlich blamiert betüddelte sie mich mit Kaffee und Keksen und machte sich nun per pedes auf den Weg durch die Klinik, um sie zu finden. Zunächst gab ich an, dass das schon okay sei. Jedoch verstrich die Zeit. Bald waren mehr als 20 Minuten rum und ich merkte, wie in mir langsam Wut hochkochte. Schließlich schneite die Chefärztin dann doch rein, sichtlich durch den Wind und hatte noch 10 Minuten Zeit für mich, ob das schlimm sei. Der lästernde Mitarbeiter durfte weiterhin im Raum bleiben, das fand ich sehr beklemmend, aber ich fragte mich insgeheim auch, ob das alles ein Stresstest sein sollte (was ich nicht ausschließen kann, aber für sehr unwahrscheinlich halte, hier wäre viel schauspielerisches Talent gefragt gewesen(. Das Gespräch war erstaunlicherweise ziemlich sympathisch, so dass es dann am Ende doch länger ging. Mehrmals wurde begeistert über die Bewerbung und die Punkte darin gesprochen, die auch markiert waren - also gelesen hatte man sie tatsächlich.
    Mir war allerdings schon auf dem Nachhauseweg klar: Hier wird es nichts, auch von meiner Seite aus nichts. Es wurde 1 Woche Bedenkzeit angekündigt. Nach 6 Wochen kam eine Absage per Mail - da hatte ich die Stelle schon gar nicht mehr auf dem Schirm 🤐

    Stelle Nr.3: Kinder- + Jugendlichenpsychiatrie (inkl. Promotion)
    Voraussetzung: Master in klinischer Psychologie, fortgeschrittene PP-Ausbildung (PT1 + 2 müssen abgeschlossen sein), Gruppenpsychotherapie-Schein,+ für PPs muss eine fortgeschrittene KJP-Zusatzausbildung vorhanden sein, Masterzeugnis nicht schlechter als 2,0.   
    Art: Auf 4 Jahre befristet, wobei das letzte Jahr komplett der Promotion gewidmet werden soll
    Aufgabenbereich: Einzige Psychologin auf einer spezifischen Station (unklar) + Arbeit für die Uni 
    Schwierigkeit, hier genommen zu werden: Brutal, siehe Voraussetzung 
    Ausgang: Absage zum verabredeten Zeitpunkt
    Ebenfalls im letzten Jahr! Okay, ich muss sagen: Hier eingeladen zu werden war schon eine Ehre, denn allen gruseligen Klinikbewertungen zum Trotz gibt es hier Legionen von Mitbewerbern und jetzt wurden nur 3 Leute eingeladen. Auch hier wurde die Bewerbung mit allen Punkten gelobt. Aber auch dieses Gespräch war sehr seltsam: Der Empfang wusste nichts von Vorstellungsgesprächen. Ich wurde zunächst ins Wartezimmer (!) mit Ambulanzpatienten (überfüllt btw!) gesetzt, bis die Sache geklärt war. Erst 20 Minuten später holte mich eine Mitarbeiterin ab. Die leitende Psychologin war ziemlich jung, der Oberarzt dagegen sehr alt. Die beiden führten das Gespräch. Der OA war deutlich angepisst, was ich schon beim Betreten des Raumes merkte. Anders als bei Stelle 2 gab es kein Getränk zur Stimmungsauflockerung. Der OA guckte aus dem Fenster, mied Blickkontakt und beantwortete Fragen meinerseits sehr zynisch (wobei er allerdings sehr wertschätzend auf den Lebenslauf einging). Die leitende Psychologin gab sich Mühe, dies auszugleichen, was zu einer seltsamen Atmosphäre beitrug. Ich hatte dezent das Gefühl, einen Streit unterbrochen zu haben. Irgendwie ergab sich auch kein sinniges Gespräch. Ich schlug eine Hospitation vor, die aber sofort abgelehnt wurde. Die angepriesene Promotion klang ein wenig zu gut, um wahr zu sein - so habe ich das noch nie gehört. Nach 40 Minuten wurde ich vor die Tür gesetzt, ohne alle meine Fragen gestellt zu haben, weil der nächste Bewerber warte. Ich solle per Mail schreiben, wann ich anfangen kann und auf welche Station ich will. Das fand ich sehr seltsam, denn dazu ist ein Gespräch doch da, um das u.a. zu klären. Ich schrieb sie, der Empfang wurde mir aber nie bestätigt, wie gebeten. 
    Ich wusste hier schon während des Gesprächs, dass das nichts wird, denn hier störte ich eindeutig. Wie gedacht kam die Absage recht zeitnah, immerhin zum verabredeten Zeitpunkt.  Witzigerweise war es derselbe Standard-Satz wie bei Stelle Nr.2 und ich wurde mit "Herr" angesprochen 🤭
     
    Nach 2 Absagen und 1 Ghosting kam ich schon ein wenig ins Grübeln. Grundsätzlich hatte ich es überall in die nähere Auswahl geschafft, aber offenbar versprach meine Bewerbung mehr. War das wirklich so? Bisher war ich - IMMER - ein Typ gewesen, bei dem es umgekehrt war, der persönlich punkten konnte. War ich nach 2 Klinikjahren einfach zu verbraucht um gut rüberzukommen? Laber ich ggf. Mist? 
    Das mit der Außenwirkung ist ja manchmal so ein Ding. Und so entschloss ich mich für ein Coaching 😁

    Das war nur der erste Streich, wie es weiterging - und letztlich ausging - kommt demnächst 😉

    Bleibt gesund & bewerbt euch trotzdem,
    LG

    Feature Foto: Rima_Miroschnichenko/pexel.com 
  9. Vica

    Ambulanzzeit
    Mittlerweile arbeite ich schon seit fast 6 Monaten als Therapeutin in einer psychotherapeutischen Praxis, die ich damals noch auf Gut Glück gesucht + gefunden habe 😁 Der Start war noch zu meiner Klinik-Zeit und für mich so etwas wie der rettende Ausgleich im Bezug auf Wertschätzung der psychotherapeutischen Arbeit. Nun habe ich bereits 8 Patient:innen (Maximum ist 15), davon einige Langzeittherapien (60 Therapiestunden à 50 Minuten nach Gutachtenantrag bei der Krankenkasse). Für die Zeit nach der Klinik hatte ich zunächst überlegt, die Praxiszeit in Vollzeit abzuleisten. Das wären dann 15 Patienten auf einmal - was ca. 3 pro Tag macht (wobei man so nicht planen kann und dann manchmal an einem Tag 5, am nächsten 1 etc.) haben kann. Aber insgesamt ja sehr machbar.

    Doch es kam anders. Ein Therapeut bei uns hat wegen eigener Praxisgründung aufgehört. Zwei neue wurden eingestellt. Nun haben wir einen Raum zu wenig. Das bringt uns in echte Platznöte. Ich leiste zwar dieselbe Arbeit, aber dennoch ist es verständlich, dass ich als PiA das Nachsehen hinter den vollangestellten Approbierten habe. Jetzt gibt es Terminkollisionen noch und nöcher, was  zur Folge hat, dass ich meine zwei Praxistage auf einen komprimiert habe, wenn die zwei neuen Kollegen nicht arbeiten.
    Das ist mir persönlich etwas zu kompakt. Wenn's blöd läuft, hat man alle Patienten hintereinander - mehr als sonst irgendein Therapeut dort. Wobei ich auch merke: Ich bin da kognitiv ganz gut dabei, egal welche Art Therapie + welches Störungsbild kann ich recht schnell switchen. 
    Glücklicherweise haben wir jetzt ein Raumbuchungssystem eingeführt und ich kann sehen, welcher Therapeut wann wo seinen Raum frei hat, den ich dann natürlich nutzen kann. 
    Allerdings sind die anderen Therapeuten-Räume auch sowas wie deren Allerheiligstes und es wird sehr empfindlich drauf reagiert, wenn dort kleinste Dinge verändert werden - auch wenn nur die Stühle minimal anders stehen als vorher, so dass da schon etwas Hemmung besteht, überhaupt irgendwas dort anzufassen. 
    So wie ich das sehe, müssten wir eigentlich ausbauen, was möglich wäre, da wir einen komplett ungenutzten Keller + Dachgeschoss haben. Aber egal. Insgesamt bin ich noch in einer sehr komfortablen Lage - denn in den Institutsambulanzen herrscht noch schlimmerer Platzmangel. Zu viele Psychologen, zu wenig Räume. Wer zuerst bucht, therapiert zuerst. Das nimmt einem Termin natürlich jeden flexiblen Charakter.

    Das Wichtigste ist aber, dass damit keine Vollzeit möglich ist, denn dafür ist es bei uns nun zu voll. Jedoch habe ich das auch gar nicht mehr angestrebt.
     
    Die viele Freizeit bietet so einiges, was ich in den letzten zwei Jahren nicht tun konnte 😁
    Arzttermine -> Für jedes Körperteil einen - gefühlt. Generalüberholung sozusagen.  Fittnessstudio + Sport -> Das ist auch Teil der Generalüberholung. Endlich bleibt Zeit, es wieder 3x die Woche zu machen. Kreatives, diesmal mit allem drum und dran! Z.B. ausstellen und außerdem habe ich meine Dienste in die Grundschule der Kids gestellt, was ich unheimlich erfüllend finde!   Engagement in Schule + Kindergarten  Das Projekt Kinderbuch wächst wieder (dazu zu gegebener Zeit mal mehr) Alte Freundeskreise reaktivieren  Die Familie freut sich seit einiger Zeit über kreative Kuchen und Gerichte etc. 😉  
    Für mich ein unheimlich salutogener Zustand. Und doch ist mir klar, dass es nur eine Übergangsphase ist und der Workload wieder zunehmen wird. Sozusagen die Ruhe vor dem Sturm, aber gut genutzt. 
     
    So ein klein wenig fehlt mir auch die psychologische Arbeit außerhalb der Praxis, auch wenn ich nicht wieder voll loslegen will wie während meiner PT1+2 - Zeit. Eine kleine Stelle wäre etwas.
    Doch das würde bedeuten, sich hier vor der Haustür zu bewerben, und hier hat man unfassbare Konkurrenz. Aber ganz ehrlich: Who cares? Auch unsereins hat da ja noch was zu bieten  Also wollte ich es wissen und habe da so einige Bewerbungen verschickt, mit dem Ergebnis, einige Gespräche gehabt zu haben. Meine Erlebnisse waren...recht interessant 
    😅.
     
    Was es letztlich geworden ist + was ich erlebt habe, dazu demnächst mehr in einem eigenen Blog-Beitrag.

    Bleibt gesund & haltet zusammen,

    LG

    Feature Foto: Myriams_Fotos/pexel.com
      
     
     
  10. Vica

    Arbeit
    Es lief alles nach Plan, aber der Plan war halt Mist. 
    Das kann ich aus den beiden Klinikjahren resümieren. Jetzt, einige Zeit nach meinem Austritt dort und eine Selbsterfahrung und ein Präsenzseminar, viel Familienzeit und Freizeit, Arzttermine, Sport + neue Hobbys weiter kann ich sagen: Ich habe wieder Bodenkontakt bekommen :-). 
    Aktuell stellt sich die Frage, wie es bei mir weitergeht bis zur Approbation, die ich möglicherweise auf nächstes Jahr schiebe, um mehr Workl-Life-Balance zu haben. Die Ambulanz-Arbeit in der Praxis alleine ist zwar sehr erfrischend und wertschätzend (und man kommt sich, anders als in der Klinik, wieder wie eine richtige Therapeutin /Psychologin vor), jedoch nicht sehr einträglich, da das ganze mit 15 Patienten maximal gedeckelt ist. 

    Also stellt sich die Frage: Ambulanz in Vollzeit (das wären alle 15 auf einmal), oder ein kleiner Job woanders. 15 Patienten auf einmal klingt erstmal machbar, das sind ja gerade mal 3 pro Tag. Aber so einfach ist das leider nicht: Zu viele Therapeuten auf zu wenig Räume! Das betrifft auch reine Institutsambulanzen, die extra für PiAs gemacht sind. Wir haben in der Praxis etwa doppelt so viele Therapeuten wie Räume (im Vergleich zu Institutsambulanzen noch Luxus!).    
    Deswegen tendiere ich zur zweiten Lösung: Weniger Patienten, ein kleinerer Job woanders. Natürlich darf ein Job die Ambulanzarbeit nicht gefährden. Nicht jeder Arbeitgeber sieht zudem gerne, wenn ich bereits in einer psychotherapeutischen Praxis arbeite, damit müsste er also klarkommen. 

    Welchen Job ich mache, musste ich mir aber gut überlegen - auch ob ich wirklich nochmal in ein klinisches System eintrete und dieses unterstützen will. Ich habe hier einfach zu viel strukturell desolate Zustände gesehen und erlebt. 
    Falls ich überhaupt nochmal stationär arbeiten würde, müsste eines klar sein: Es müsste absolut meine Richtung und definitiv in der Nähe sein, schon wegen der Familie. Ich brauche einen wertschätzenden Umgang und keine toxischen Gewinnmaximierungsverhältnisse zulasten des Gesundheitssystems. 
    Doch ist sowas überhaupt mal eben zu finden? 

    Garantiert nicht  vollumfänglich, aber im Bezug auf die Zufriedenheit ist definitiv mehr rauszuholen, als bei der letzten Stelle, wofür man dann auch bereit ist, Abstriche zu machen.
    Zunächst war für mich klar, mit welcher Patient/innengruppe ich überhaupt hauptsächlich arbeiten will, auch in Zukunft, und so noch einiges an Erfahrung sammeln möchte.
    Das sind in meinem Fall ganz klar Kinder und Jugendliche. Also habe ich auch ein paar KJP-Bewerbungen verschickt. Weiterhin wollte ich nirgendwo ohne Probearbeiten zusagen. 

    Bei Stelle Nr.1 hat man schon meinen Vorstellungstermin vergessen, die Oberärztin war (zum Leidwesen der beschämten Personalerin) zunächst weder erreichbar noch auffindbar. Geschlagene 30 Minuten habe ich gewartet, dann kam sie letztlich und hatte noch 10 Minuten Zeit - das Gespräch dann in einem Raum, wo andere Mitarbeiter/innen zeitgleich Mittag machten. 
    Hier habe ich abgelehnt. 

    Bei Stelle Nr.2 hatte ich hingegen ein sehr gutes Gefühl, besonders fiel mir die Entspanntheit und Freundlichkeit der Mitarbeiter dort auf. Auch beim Probearbeiten fühlte ich mich direkt wohl. Weiterhin bekam ich den Tipp, ruhig auch mal Ellenbogen zu zeigen und Arbeit abzulehnen, das sei schon okay. Das hat mich begeistert und freilich habe ich zugesagt. Da es aber eine Initiativbewerbung war, muss ich warten, bis die Stelle vakant ist.

    Ich habe auch etwas andere Arbeitsbereiche in Erwägung gezogen: Schulpsychologin, KJP in einem Kinderkrankenhaus, eine wissenschaftliche Mitarbeit mit möglicher Promotion (letztere interessiert mich aber nicht, es ginge auch ohne) an der Uni und in eine Stelle in einem Heim haben interessiert reagiert. 

    Noch habe ich nicht alle Gespräche und Hospitationen geführt. Es wird sich daher zeigen, wie es weitergeht. Aber erstmal finde ich meine Vorgehensweise ganz gut. 

    Darum: Nehmt nicht das Erstbeste, auch wenn es heißt, die Stellen seien rar. Achtet auf euer Bauchgefühl, hospitiert und sprecht mit den Mitarbeitern. Ihr habt nichts von Stellen, wo euch am Ende sogar die Zeit für einen Burnout fehlt (perfide gesagt - denn die Karriereleiter ist oft nichts weiter als ein Hamsterrad!). 

    Bleibt gesund und haltet zusammen,
    LG

    Feature Foto:  Daria_Obymaha/pexels.com
  11. Vica

    Theorie-Ausbildung
    Die Reise zum "Ort, wo du merkst, wer du bist, weil du keiner sein musst" stand mal wieder an. Logistisch mit einem Flug zum Mars vergleichbar: Schwer erreichbar, abgelegen, ziemlich einsam. Es ist auch leichter, mit einer Waschmaschine zum Mars zu fliegen als mit Öffis dorthin zu kommen, darum gründeten wir wieder eine Fahrgemeinschaft. 

    Ich war vorweg wieder etwas brummelig vor dieser Reise, weil es mir gerade in meiner Ich-hab-gekündigt-und-entdecke-mich-neu-zweimal-die-Woche-Praxis-ist-genug-der-Rest-ist-Quality-Time-Bubble ganz gut gefällt. Schon wieder einige Tage raus aus der Komfortzone empfinde ich da eher so als Störvariable.
    Allerdings weiß ich auch, dass es mal wieder Zeit für mich war, Selbsterfahrung zu machen - und auch dringend nötig. 
    Die Fahrt dorthin war zunächst mal spaßiger als gedacht.
    Es ging auch wieder in dasselbe Hotel wie letztes Mal. Obwohl wir die Gesamtbewertung nicht nach oben reißen konnten, stand es noch. Puh! Allerdings war meine Buchung verbummelt worden. Glück gehabt, dass doch noch ein Zimmer frei war, denn in der Stadt war aufgrund eines Events alles ausgebucht (und doppelt so teuer btw!). 

    Am nächsten Morgen, nach einem ordentlichen Frühstück ging es dann raus aufs Land. Nun nicht vergessen, rechtzeitig beim einzigen Bäcker im gesamten Umfeld zu bremsen. Der ist übrigens nur so mittelmäßig (80% schwere Süßteilchen), aber man kann nicht meckern, wenn es Kaffee + Sattmacherzeug gibt. In der Praxis selbst gibt's nichts und Kaffee etc. sucht man auch vergeblich. Am Haus laufen wir jedes Mal wieder versehentlich vorbei, weil es ein ehemaliges Wohnhaus ist und auch entsprechend schwierig zu identifizieren. 

    Drinnen kommt sofort sowas wie Wohnhaus-Gefühl auf: Es ist gemütlich, warm und alles einfach groß und weitläufig. Das gilt auch für die Therapieräume.
    Es ist entsprechend voll, wenn wir ankommen - die Wartezimmer quillen über vor Patienten. Selbst am Samstag. Tatsächlich ist die Praxis auch völlig überrannt, auch wenn hier sehr viele PiAs arbeiten und dadurch eigentlich auch viele Termine angeboten werden können - aber es gibt einfach nicht genug Räume, auch nicht in so einem großen Haus.

    Unser Raum befindet sich in einer Mansarde ganz oben, alles ist schnell herrlich vertraut. Der Supervisionsleiter ist ein ganz herrliches therapeutisches Vorbild. Ein weiser Mentor mit etwas herber Eigennote, so à la Gandalf würde ich sagen. Ich denke bei meiner therapeutischen Arbeit häufig an ihn und frage mich: "Was würde XY tun?" - lustig, dass es anderen auch so geht. 
    Wir tauschen uns zunächst aus, was gibt's Neues und welche Herausforderungen und Schwierigkeiten gab es. Dann geht es ans Eingemachte. Noch zwei Biographien von 2 Teilnehmern werden vorgestellt. Die Tränen fließen im Sturzbach, sowohl bei den Betroffenen als auch bei den Zuschauenden. Das Ganze wird einen Tag lang untersucht auf mögliche biographische Schwierigkeiten, die wiederum Probleme in der Arbeit mit Patienten verursachen oder einen gar selbst gefährden könnten (Intuitive Berufswahl, um sich selbst zu heilen, kann nämlich sehr hinderlich sein). Und dann wird kollektiv daran gearbeitet, auf mehrere Arten und Weisen, was mir immer sehr gut gefällt. 

    Aber es ist auch unendlich anstrengend, nur mental zu arbeiten: Obwohl wir nur sitzen, sind alle viel am Essen und Trinken. Das eigentlich als Tagesvorrat angelegte Mitbringsel ist in wenigen Minuten gegessen und hält nicht mal bis zur Mittagspause.  Und dann ist es geschafft! In den Leuten arbeitet es jetzt ganz gewaltig. Viele Fragestellungen, Blickwinkel und Erarbeitetes reicher gehen wir in den Feierabend. Essen gehen ist angesagt, das haben wir uns verdient und fahren in die nächstgrößere Stadt.
    Leider haben wir den Orkan etwas unterschätzt - die 3 km zum Laden schaffen wir doch nicht zu Fuß. Da leuchtet als letzte Instanz vorm Verhungern McDonalds auf - nichts wie hin. Lange nicht mehr so viel Spaß gehabt, da hinzugehen :-). 

    In den nächsten Tagen kommen noch andere, ganz schöne Klopper dran:
    - Suizide, entweder bei Patienten oder Eigengefährdung
    - Hamsterräder, die von innen wie Karriereleitern aussehen 
    - Burnout 
     
    Ja, und auch die Umgebung arbeitet mit. Viele Leute im Hamsterrad haben DAS schon ewig nicht mehr gesehen:
    - Das Rauschen des Orkans, wenn er fast die Dächer abdeckt
    - Bäume, die sich im Wind fast umbiegen
    - Das Geknister von Grashalmen und Ästen 
    - Das Knarzen des Holzes an Scheunentoren
    - Der Blick aus dem Fenster, der auf eine Koppellandschaft geht  
    - Fehlender Empfang 
    - Fehlende Möglichkeiten, seinen Gedanken zu entkommen, da keine Ablenkungen 

    Nicht so einfach, sich auf alles einzulassen und wirken zu lassen - aber unendlich bereichernd. Schade, dass es die letzte Selbsterfahrung dieser Art ist. 
    Es kommen noch 2, aber die sind woanders und haben ein etwas merkwürdiges Thema (Ich berichte). 

    Und dann ist er da, der ersehnte Abschlusstag und es geht's endlich nach Hause, Man platzt fast vor Wiedersehensfreude. Rucksäcke packen und auf geht's ins Auto, Navi einstellen und die nächsten 2,5 Stunden auf die zum Glück komplett freie Bahn. Die Zeit vergeht wie im Flug, weil man ja so viel zu bequatschen hat, wie dieses Seminar so gelaufen ist. 
     
    Nun bin ich gespannt, welche Themen bei mir noch nacharbeiten. Es hat mal wieder unendlich gut getan, diese Einheit.
    Und schon ist man wieder zurück in seinem Alltag und auch in seinen Rollen :-). Nur nochmal um einige Blickwinkel bereichert.  

    Bleibt gesund und haltet zusammen, 

    LG :-) 

    Feature Foto: James Wheeler/pexels.com
  12. Vica

    Frei haben und einfach da sein
    Es ist nun einige Wochen her, dass ich mich aus einem zutiefst toxischen Arbeitsumfeld befreit habe. Diese Loslösung war so erfüllend, dass ich sie am liebsten nochmal machen würde. Und so stellt sich die Frage, was denn eigentlich von dieser Zeit geblieben ist. Außer unterschriebenen Bescheinigungen und dass es einen ausbildungstechnisch natürlich sehr weit gebracht hat. Natürlich ist der Erfahrungsschatz auch nicht zu verachten und - wie es meine Supervisorin sage würde - man kann die Erkenntnis mitnehmen: Ich habe sowas mal durchgehalten, kann also mit Krisen umgehen und weiß, was ich DEFITNITIV NICHT NOCHMAL machen würde.
    Kann man so sehen. 
    Dennoch hat mich die Zeit ganz schön vernarbt. Seelisch und gesundheitlich. Das ist nämlich einiges auf der Strecke geblieben und der Glaube, die Stimmung dort (Wettbewerb, Unruhe, Negativität, hohe Fluktuation, nicht zuhören, passiv-aggressive Kommunikation etc. pp. -> da nicht vorhandene Führung) irgendwie auffangen zu können/müssen, indem ich gute Arbeit leiste und mich überdimensional anstrenge, war natürlich...naja, Stuhlgang. 😏

    Ich bin darum froh, dass wir Psychologen mit psychotherapeutischer Weiterbildung Selbsterfahrung machen müssen, die uns dabei hilft, zu erkennen, woher solche falschen Allmachtsfantasien kommen.  Das ist der Grund, warum wir 3 Tage lang in Dörfer fahren, wo es weder Bäcker noch Handyempfang gibt. Anstrengend, aber unbezahlbar. Merkt man oft erst im Nachhinein, also Wochen danach, nicht mal an den Seminaren selbst, denn die sind sehr zehrend. So hat man die Zeit, sich Schritt für Schritt solchen seltsamen Leistungsmotiven anzunähern. War man in früheren Lebensabschnitten wie der Kindheit oder dem Jugendalter z.B. ein Typ, der für gute Stimmung zu Hause verantwortlich war oder konnte man Aufmerksamkeit/Bindungsangebote/whatever nur durch gute Schulnoten erzielen, können sich solche Zielüberzeugungen wie "Ich muss hier viel mehr leisten und ertragen, als ich eigentlich kann" bis ins Erwachsenenalter mitschleppen 🙃.  (Es gibt dafür auch 1001 andere Gründe, das nur am Rande)
    Allein sind solche Ziele aber nicht erreichbar und auch nicht angebracht. Eigentlich logisch, aber durch die Hektik der Arbeit ist leider oft das Bauchgefühl betäubt, auf das man hören sollte. Ich glaube auch, dass manche Arbeitsgeber sehr wohl genau auf dieses Pferd setzen (aber das ist zu hypothetisch und führt zu nichts). 

    Nach dem nun geschafften Absprung war ich die ersten Tage so platt, dass ich in eine Art Murmeltierschlaf verfallen bin. Damit kam neue Energie, aber ich merkte, dass die alten Mühlen noch am Laufen war: Permanent suchte ich mir irgendwelche Arbeiten und Projekte. Auch nicht Sinn der Sache. Also musste ich irgendwie runter von der Rastlosigkeit und den Fuß am besten auf der Bremse festbinden. Ruhe und Stillstand auszuhalten, war gar nicht so leicht wie gedacht. Die letzten Jahre, eigentlich seit dem Fernstudium, war das ein Leben in der Dauerrotation. Der Drehimpuls war nicht immer richtig, die Geschwindigkeit zu schnell. 

    Blöd nur, dass man das auf der Arbeit oft selbst nicht merkt, weil Erschöpfung und Akzeptanz (dass manches nicht änderbar ist) außerhalb des beobachtbaren Universums liegen. Gesteht man sich ja nicht zu. 

    Hat man es aber gemanged, alle Gefühle auszuhalten, die mit Langweile und Nicht-Produktivität aufkommen, ist das ein sehr lohnenswerter Prozess. Man kann nur stauen, wer dann da so zum Vorschein kommt 😉
     
    Ich bin kein Fan von Jahresrückblicken, aber insgesamt kann ich denke ich sehr zufrieden sein mit dem, was sich ansonsten so Weiterbildungsmäßiges ergeben hat:
     
    Zwischenprüfung geschafft PT1 + 2 (Klinikjahre) abgeschlossen  Eigenes Team geleitet  Psychotherapeutische Praxis gesucht + gefunden, Start der Ambulanz  KJP-Seminare abgeschlossen  Neue Lerngruppe gefunden  Buntes Potpourrie an Seminaren: Manche hilfreich, manche seltsam, manche so schlecht, dass sie immer für ein Anekdötchen gut sind  Reinigendes Gewitter in unserem Ausbildungskurs  Dem Ende näher gekommen   
    Und wie geht es nun weiter?
    Ist noch nicht spruchreif 😀. Aber für mich ist eigentlich klar, dass der Fokus auf der Patientengruppe Kinder- & Jugendliche liegen soll und wird. 
     
    Wer mich sucht...ich bin im Wandel! 

    Achtet auf euch und lasst euch nicht ausbeuten. Man ist schnell drin in diesem Mühlen. What for?
    LG

    Feature Foto: Jeremy Bishop/Pexels 
     
  13. Vica

    Praktisches Klinikjahr
    Ich würde der Community ja gerne Präsente machen, aber es krankt an der Umsetzung. Plätzchenbacken ist zum Beispiel nicht meins - es sei denn, ihr braucht noch gute Türstopper. Statt Geschenke ein paar Tipps aus dem an alle, die demnächst die Psychotherapieausbildung noch anfangen von jemandem, der aus dem Gröbsten raus ist. Ein paar Leeren aus den letzten zwei Jahren. 
     
    Wurde in allen Vorstellungsgesprächen positiv zur Sprache gebracht: Mein Ehrenamt für Kindergarten + Grundschule, welches ich im Lebenslauf aufgeführt habe. "Kinder haben" wurde als weitere Expertise im Umgang mit Menschen angesehen.
      Wurde in KEINEM Vorstellungsgespräch thematisiert: Dass das Studium zT ein Fernstudium war, Noten, was ich vor dem Psychologiestudium gemacht habe. 
      Aufgabenbereiche nicht-klinischer Psychologen bei uns ohne Therapeutenausbildung: Diagnostik (Bachelor), Terminvergabe bei Ambulanz (Bachelor), Kunsttherapie (nicht-klinischer Master), Entlassbriefe schreiben, Aufnahmen, psychoedukative Gruppen, Achtsamkeitsgruppen/Entspannungsgruppen (nicht-klinischer Master). 
      Alle Aussagen bzgl. PT1 ("Da kriegt man nie etwas", "Das hat lange Wartezeiten etc.") komplett ignorieren. Gerne auch initiativ bewerben und nicht nur generell an die Klinik, sondern auch stationsweise. Genau so nach dem Stand der Bewerbung nachhaken, wie man das bei ausgeschriebenen Jobs tut. Oft ist es nicht so, dass ihr geghostet werdet, es hat nur keiner Zeit (bzw. nimmt sich keiner), zu reagieren.
      Der Kostendruck der Klinik führte dazu, dass lieber Psychologen nach E13 als Approbierte nach E14 eingestellt wurden. So lange approbierte Supervisoren da waren, unterschieden sich die Aufgabenbereiche teils gar nicht. Also sind eure Chancen nicht so schlecht, wie ihr denkt. 
      Beißt euch nicht fest an einer Station, auf der ihr nicht zurechtkommt. In Kliniken ist multiprofessionelle Arbeit gefragt. Das nützt nichts, wenn das Team komplett demotiviert und ausgelaugt ist und weder in die Station, noch in die Patienten glauben kann. Der verlorene Glaube daran, mit der eigenen Arbeit irgendwas Positives bewirken zu können, ist der größte Killer schlechthin. Nehmt das nicht hin, egal, was ihr über PT1-Stellen gehört habt. Bewerbt euch rechtzeitig weg, entweder beantragt die Versetzung auf ein andere Station (brauch oft ca 3 Monate Vorlaufzeit) oder versucht es woanders. Ihr seid da, um zu lernen, nicht um einen Laden aufrecht zu erhalten, den andere gegen die Wand gefahren haben. (Aber auch Festangestellten würde ich nie raten, in so einem toxischen Umfeld zu bleiben). 
      Wenn es doch nicht klappt und man bis zum Schluss aushalten muss: Sucht euch spannende Aufgaben außerhalb eurer Station, beteiligt euch an übergreifenden Arbeitsgruppen, Forschungsgruppen, übernehmt Vortrags- oder Intervisionsposten. 
      Vernetzung ist alles. Nicht nur mit Psychologen anderer Stationen; bedenkt das ganze Team. Sozialarbeiter haben meistens einen sehr guten Überblick über das Umfeld des Patienten, was hilft, wenn ihr z.B. systemisches unterwegs seid. Stellt euch auch gute mit den Küchen und Reinigungskräfte. Vor allem letztere werden oft nicht mal gegrüßt, dabei sind sie sowas wie gute Feen. Sie gießen die Pflanzen in euren Büros und wischen euren Schreibtisch. Täglich grüßen und einen freundlichen Plausch sollte das Mindeste sein. Wenn ihr Geschenke verteilt zu Weihnachten + Geburtstag (Kuchen oder Plätzchen fürs Team), berücksichtigt sie ebenso! 
      Bezüglich Patienten: ,,Türöffner" zu so ziemlich allem waren nicht irgendwelche Modelle oder Theorien, die man auf Patienten anwendet, sondern das Validieren von Gefühlen und dass sie diesen mal wieder Raum geben dürfen, ohne, dass einer gleich tolle Ratschläge am Start hat und verteilt. Gerade bei sehr schweren Störungsbildern, die eher medizinisch behandelt werden müssen (gewisse Persönlichkeitsstörungen oder Sucht) ist das Umfeld seit vielen Jahren leer und keiner hört mehr zu. 
      Wir rackern uns ab, für einen Job indem wir innerhalb von 1 Woche ersetzt werden, wenn man morgen tot umfällt. Darum: Achtet auf eure Selbstfürsorge. Durchschlafprobleme, Grübelschleifen, keine Zeit mehr für Sport, Gewichtsabfall oder -zunahme,  Infektanfälligkeit, Briefe vorformulieren für den nächsten Tag, verändertes Essverhalten usw. sind NICHT okay und "ganz normaler Stress" oder haben irgendwas mit Leistung zu tun, sondern sind Anzeichen von Überforderung. Daraus werden schnell auch mal: RDS, Prädiabetes, Herzinfarkt, Burnout, Depressionen etc. Aufwand und Nutzen bedenken! Einen Legendenstatus erreicht man nicht, auch wann man sich total unter die Räder wirft. Der Laden läuft auch ohne einen, und es findet sich sofort jemand, der ihn ebenfalls macht, selbst wenn nur halb so gut (das stört keinen). Denkt daher auch an eure Gesundheit!! 
    Aber auch, warum einen das Thema Leistung so anfixt. Das hat ja Gründe. Meines Erachtens spielen manche AGs genau mit diesem Punkt...
      Immer drei Fragen stellen: WILL ich das? Will ICH das? Will ich DAS?
    Bleibt gesund und haltet zusammen :-) 
  14. Vica

    Praktisches Klinikjahr
    Meine beiden klinischen Jahre sind abgeschlossen. Alles ist unterschrieben, abgestempelt, bescheinigt und begutachtet. Das ganze Austrittsprozedere fühlte sich für mich so an, wie ich mir eine Entlassungsvorbereitung aus der JVA vorstelle: Grenzenlose Freude für die frei werdende Zeit und Selbstbestimmung; aber irgendwie auch mit nervöser Ungeduld auf alles, was beruflich im Anschluss kommt. 
    Eines war mir jedenfalls klar: Nochmal so ein Ding sollte nicht kommen. 

    Zunächst mal hatte ich gar keine Zeit, die Freude über den Austritt (es ist immerhin ein Meilenstein!) so an mich ranzulassen, denn ich lief tagelang noch Unterschriften hinterher. Krankheit hier, Krankheit da, Urlaub sowieso - Vertretung krank, kränker, am kränksten, Büro unbesetzt etc. Ich hatte schon Bammel, dass ich den Laden verlasse, ohne meine Nachweise zu bekommen. Dies ist einer Freundin passiert, die einige Zeit vor mir ausschied und der man alles hinterherschicken wollte. Das bereitete mir echt Panik und so kam ich am Schluss gar nicht mehr in Feierstimmung. Für mich war es eben wichtig, am letzten Tag definitiv alles abzuschließen - auch psychisch! 

    Aber: Es hat dann doch noch geklappt 😍Mehr wollte ich eigentlich nicht. Meine Station hatte gar nicht auf dem Schirm, dass ich gehe. Das ist auch kein Wunder, sie besteht seit Monaten nur aus Notbesetzungen und den ganzen Streit, Zoff und die massive Resignation habe ich ja schon erwähnt. Das wurde auch nochmal schlimmer - irgendwie ging es dann nur noch darum, durch den Tag zu kommen und Eskalationen zu vermeiden. Verabschiedet habe ich mir nur von den Patienten und ging dann...eine Station weiter, wo ich zwar nur Aushilfe war, aber man mich viel mehr schätzte. Dort hatte mein Team (ich habe auch ein kleines Team aus Ärzten und Psychologen geleitet) eine kleine Party mit Abschiedsgeschenken engagiert. Das war mega! :) 

    Die unterschriebenen Papiere habe ich gehütet wie die Bundeslande auf dem Weg nach Hause. 

    Natürlich nehme ich eine Menge mit. Medizinisches Wissen. Leitungsverantwortung. Eine schöne Zeit mit Kollegen, die ich so gerne mochte. Vorträge und Öffentlichkeitsarbeit. Glücklicherweise hatte ich die ganze Zeit Supervision und dadurch psychotherapeutische Unterstützung. Und die Arbeit hier vor Ort in der Praxis hat mich ebenfalls wieder aufgebaut. 

    Das erste Jahr, die PT1 war toll - die PT2 hingegen ganz und gar nicht.  Ich nehme für mich mit: Hätte besser auf mich aufpassen sollen. Es nützt nicht immer was, sich stur festzubeißen und nur aus Prinzip durchzuziehen.
    Oder besser gesagt: Aus gesundheitlichen Gründen muss ich dringend mehr an meinem Desinteresse arbeiten.  Enttäuschung ist aber, wie Eckhart Tolle sagt, etwas Gutes. Es ist das Ende der Täuschung. 

    Und nun? Platz für neue Wunder. Noch nicht spruchreif - es ruckelt ja immer etwas, bis das Leben in den neuen Gang schaltet. :-)

    Bleibt gesund und haltet zusammen,
    LG
    Titelbild: Peng Louis/pexels.com 
  15. Vica
    Es ist 15:01. Alles, was ihr auf dem Lade-Bildschirm eures Laptops seht, ist euer eigenes besorgtes Spiegelbild. Zwar ist der Tutor nur eine Minute zu spät, aber ihr habt ein leicht mulmiges Gefühl dabei, wenn der Meeting-Raum nicht schon mindestens 15 Minuten vor Beginn offen war. Einem technisch nicht-versiertem Dozenten würde doch nicht erst um Punkt 15 Uhr einfallen, dass er jetzt mal ausprobiert, wie das so läuft mit Zoom...oder??!

    15:05 - nichts passiert. 15:07, 15:10 - wie war nochmal die Nummer vom IT-Dienst des Instituts?, 15:12 - allerdings ist da ja bereits Feierabend... 15:15 - hab' ich mich vielleicht am Ende mit dem Termin vertan? Nein, denn... 15:17 - die WhatsApp-Gruppen laufen heiß. 15:25  - Ok, hier stimmt gewaltig was nicht. 15:26 - Tja, ich hätte ja die Nummer der Institutsleitung...ob man das bringen kann, die Leute privat zu belästigen? 15:27 - Puh, zum Glück macht das gerade schon jemand anderes. 15:28 - der aber nicht durchkommt. 15:46 - soeben wurde der Weltrekord im Dozent-Kreuzt-Nicht-Auf gebrochen. 
    15:48 - Aber jemand kennt immer wen, der wen kennt, und der diese Dozentin als Tutorin an der Uni hatte. 15:49 - Aha, die Dozentin hat "technische Probleme". Kommt aber gleich. 16:10 - How soon is "gleich"? 16:12 - Flüchtige Gedanken daran, das Theater hier sausen zu lassen und mir ein schönes Wochenende zu machen. 16:13 - Lebenszeichen von der Tutorin, wir müssen die Online-Hörsaal-Applikation ihrer Uni nutzen. 16:13 - 17:00 - Leutseliges Lamenti der Tutorin, dass heute nicht ihr Tag sei. Backofen kaputt, neuen eingekauft, müsse sie leider JETZT verbauen, darum: 20 Minuten Breakout Room. Wir sollen selbst über das Thema reden. 17:01-17:20 - 5 Leute + ich sitzen ratlos in Breakout Room #5 zusammen. Gruppenarbeit ist angesagt. Also...dann mal über das Thema reden! Es entsteht eine bemühte Laien-Diskussion, so ganz ohne irgendeinen Theorie-Input als Bezug.  Und die ist echt nett! Mit meinen Freunden hab' ich solche Diskussionen auch manchmal. Aber mit FACHdiskussion hat das natürlich nichts zu tun. 
    17:21 - Die Dozentin ist zurück. Sie muss sich vom Verbauen des Backofens erholen, darum bekommen wir: 20 Minuten Pause...
    17:41 - Ende der Pause. Dozentin schickt uns nochmal in einen Breakout-Room 😏.
    17:42 - Dieser Breakout-Room ist ganz nett. ,,Petra, in welcher Klinik arbeitest du?", ,,Klaus, dein Chefarzt leitet jetzt unsere Abteilung.", ,,Whoa, Steffen hat dieselbe Nespressomaschine wie ich!" (und eine Diskussion darum, ob Psychologen aus der Suchtklinik generell anfälliger für Kaffeesucht sind ). Dieser Room ist das Witzigste seit Langem. (Alle Namen geändert!). 
    17:52 -...doch da werden wir zurück ins Plenum katapultiert. Geht jetzt endlich die Theorie los? Weit gefehlt, denn: Angeblich kann uns die Dozentin weder sehen noch hören. ,,Wo sind die denn alle? Ich kann die gar nicht sehen und nicht hören. Hmm, was mach ich da? Ob ich denen jetzt einfach freigeben soll? Hmm..."  
    17:53 - Die Gesichter der Teilnehmer dazu: 😏, 🧐, 😑, ,  ...
    17:54 - Die Dozentin ist weg. Nachdem das Seminar über eine Stunde verspätet gestartet ist, bekommen wir auch noch fast 40 Minuten früher Feierabend...

    Nächster Tag:
    Die Dozentin bricht das Seminar mit einem Live-Nervenzusammenbruch ab, in dem wüste Beschuldigungen gegen die Institutsleitung ausgespien werden. 

    Das ist keine schlechte Netflix-Serie, sondern war das letzte Seminar in diesem Jahr. Es kostet mich nicht weniger als 300€. Naja: Soll kosten. Nach meinem Widerspruch denke ich nicht, dass hier mein Konto noch belastet wird. Wirklich sehr schade, zumal ich mich auf das Thema (KJP - Spektrumsstörungen) sehr gefreut hatte.
    Meine letzten PP-Online-Seminare waren ebenfalls nicht gut. Immer wieder das Gleiche: Dozenten, die mit Zoom nicht umgehen können und dann nicht das Ganze einfach mal ein bissel üben. 
    Auch aus anderen Jahrgängen werden Kuriositäten berichtet: Kurse, die Dozenten abgebrochen haben, weil sie gemerkt haben, dass Kursteilnehmer mit mehr Ahnung dabei wären. Oder solche, die um 10:00 Uhr Feierabend machten (regulär Schluss um 18:30 Uhr). Immerhin: Wir haben das Institut auf unserer Seite, es trudeln Entschuldigungen und Ersatztermine ein. Gesichtsverlust abgewehrt.  

    Dennoch: 
    Ich rätsele immer noch über die Motivation solcher Dozenten, sich für Online-Seminare zu melden. Gezwungen wird niemand. Klar, man hat sich damit schnell einige €s in die Tasche gewirtschaftet...aber ist einem denn nicht klar, dass man sich dabei 2 Tage lang komplett zum Affen machen kann? Und das sicher alles andere als toll anfühlt?
    Ich beginne auch, nachzuvollziehen, warum das Institut so gegen Online-Seminare ist. In Präsenz kann dies nicht passieren - die Institutsmitarbeiter sind anwesend. 

    Jedenfalls bin ich für meinen Teil ganz froh, dass in diesem Jahr keine Seminare mehr stattfinden. Ich glaube, ich brauche mal etwas Abstand dazu, um hier nicht in Frust und Genörgel zu verfallen. Den generellen Frust über sowas kann ich ganz gut mit meinen Mitstreitern besprechen. Diese zu haben, ist super - weil wir uns auch immer wieder motivieren. Zum Glück hab ich 95% durch. Leid tut mir das für Leute, die gerade erst angefangen haben mit der Ausbildung. 

    Ich habe mir ein paar Fachbücher bestellt und überlege, mich mal bei einem anderen Institut oder Verein für ein Fachseminar anzumelden. Die kosten zwar ein Heidengeld, sollen aber wirklich sehr gut sein - so wie unsere im 1. Jahr noch waren. Zum Glück ist ja bald Weihnachten. Vielleicht bekomme ich statt vom Weihnachtsmann bald Post von
    Herrn Sachse, dass ich in der Warteliste für ein spannendes Seminar vorgerückt bin. 😉

    Bleibt gesund & haltet zusammen (+ habt bessere Seminare)

    LG 
     
  16. Vica

    Psychotherapie Ausbildung
    Es ist noch nicht so lange her, dass ich vor der Frage stand: Wecker stellen oder Kündigung schreiben? Es hat sich - wie so üblich - als gut herausgestellt, einfach abzuwarten. D.h.: Sich unauffällig zurückziehen und vor allem aus Konflikten heraushalten. Der Rest kommt von selbst, und so kam es auch . 
    Mittlerweile steht das Ende des Klinikjahrs bevor und ich kann es kaum abwarten, so sehr feiere ich das. In der Zwischenzeit ging es so weiter:
     
    PP-Ausbildung: Ich würde sagen, dass der große Kursstreit sehr diplomatisch und sehr zufriedenstellend gelöst werden konnte. Es mag obermuttihaft klingen, aber ich bin da echt stolz auf die Kursmitglieder. Mein Kollege und ich haben auch alles gegeben, was die Friedenspfeife so hergibt 😁 Muss aber auch sagen, dass ich nicht dran geglaubt hätte, dass es dann doch so gut lösbar sein würde. Am meisten hilft hier neben viel Kommunikation auch viel Toleranz und vor allem Akzeptanz, dass wir alle gerade in sehr anstrengenden Phasen stecken und daher auch schnell gereizt sein können.
      Klinikjahr: Auf Station ist dafür immer noch ein Viel-Fronten-Krieg im vollen Gange, zwischen allen Berufsgruppen . Es ist so krass, dass nun die Klinikleitung kommt, und das hab ich wirklich noch nie gesehen/erlebt. Ich bin ja froh, dass ich mich hier komplett raushalte . Andererseits gab es auch angenehme Dinge: Da ich an anderer Stelle eine kleine Leitungsstelle habe, wird dafür natürlich ein Nachfolger gesucht und ich durfte bei der Bewerberauswahl dabei sein. Das war wirklich eine spannende Sache! Aber auch schrecklich, wie man sich da entscheiden soll...so viele motivierte Leute!
    Ebenfalls hatte ich einige Praktikanten aus den neuen Psychotherapie-Direktstudiengängen, die ihre ersten Berufsanerkennungspraktika machen. Meine beiden sind wirklich ganz tolle gewesen und es war interessant, mal was über diese neuen Studiengänge zu erfahren. Die wussten dafür nichts über das alte Psychologiestudium und so konnten wir uns gut austauschen. Ich liebe es, Praktikanten zu haben; allerdings bin ich mit meinen lieber auf andere Stationen gegangen. Bei dem Zoff aktuell...
    Es sind nur noch wenige Wochen, und 2 Jahre Anerkennungszeit sind rum. Ich kann schon kaum noch schlafen vor Freude 😁 
      Ambulanz/Praxis: Das lief zuletzt etwas schleppend wegen der Krankenkassenberichte - die zu schreiben, finde ich einfach Wahnsinn. Es gibt glücklicherweise Beispiele vom Institut und ganze Bücher darüber von Hogrefe. Aber wenn man einen leichten Hang zum Perfektionismus hat, was sowas angeht, kämpft man echt gegen sich selbst. Da das ganze zum Supervisor muss, bevor ich es abschicken darf, fühlt sich das an, wie auf eine Hausarbeit/Einsendeaufgabe im Fernstudium zu warten 😉 Darin bin ich dann ja erprobt. Irgendwann ist dann halt auch der Zeitpunkt da, wo der lästige Papierkram erledigt ist und es endlich weiter ans Eingemachte, die Therapie, geht. Und dann kann man auch stolz auf sich sein und sich feiern, dass man das hinbekommen hat. 🌻
      Verpflichtende Lerngruppe: Immer noch die beste Entscheidung, damals das Team zu wechseln, nachdem mein Mitstreiter und ich keinen Kontakt zu den anderen in der Gruppe mehr hinbekamen. Das Team ist phantastisch und ich liebe es, in der Gruppe zu arbeiten. So halten wir uns auch für die Ambulanz motiviert und unterstützen uns gegenseitig, obwohl wir über das ganze Land verstreu sind. 
      KJP-Ausbildung: Hiermit bin ich fast durch. Im November hätte ich es ursprünglich abschließen können. Dann wäre nämlich die Mindest-Anzahl der Theoriestunden abgeleistet. Jedoch ist der Dozent erkrankt und ein Seminar findet nicht statt, so dass mir noch ein Seminar fehlt. Ich kann mir dann im nächsten Jahr eines meiner Wahl aussuchen. Besonders gut haben mir übrigens die Themen Mutismus und Ausscheidungsstörungen gefallen sowie Psychotherapie im Säuglingsalter. 
      Uni Bern: Im Januar werde ich 3 Patienten aussuchen, die Psychotherapie nach dem Berner Modell erfahren. Diese sind dann auch meine Prüfungsfälle für die Uni. Eine entsprechende Arbeitsgruppe habe ich (2 Leute kannte ich, 3 Neue sind hinzugekommen) und auch eine Supervisorin steht bereit. Ich bin sehr gespannt. Das Lehrbuch ackere ich gerade durch. Liest sich sehr zäh...aber das Psychotherapie-Verfahren ist einfach klasse. Hilft mir persönlich sogar im Privatleben.
       Approbation? Ich peile auf jeden Fall 2024 an, entweder Frühlings- oder Herbsttermin. Der Frühlingstermin wäre dann extrem früh. In unserem Kurs möchten das die wenigsten. Die meisten peilen Herbst oder noch später an. Einfach mal schauen, ob sich das so umsetzen lässt. Es hat sich bei mir bewährt, immer kleinschrittig vorzugehen und kleine Brötchen zu backen 😁  
    Privat steht auch eine Menge an. Viele tolle Kinderfeste und ich habe so einige kreative Projekte. Die freuen mich ganz besonders. Die Grundschule meiner Tochter findet das so toll, dass sie mich gerne involvieren würde für ein paar Dinge kreativer Natur. Auf letzteres freue ich mich am meisten in diesem Jahr 

    Bleibt gesund & haltet zusammen,

    LG

    Feature Foto: cottonbro/pexels.com
  17. Vica

    Ganz normaler Klinik-Wahnsinn
    Auf dem Weg zur Arbeit hatte ich einen kleinen, aber fremdverschuldeten Unfall, der meldepflichtig ist. Da ich zum Glück so gut wie nie in Unfälle verwickelt bin, war ich zunächst überfragt, an wen man sich da wenden muss. Intuitiv kam mir die Idee, zum Betriebsarzt zu gehen (nicht, dass wir noch einen hätten!), doch das war falsch. Auch mein Hausarzt hätte es nicht machen können, da hier ein Mediziner bzw. auch Gutachter gefragt ist, der über die Unfallversicherung abgerechnet wird:  In dem Fall ist wohl ein so genannter D-Arzt, ein Durchgangsarzt, für uns verantwortlich. Auch so einen haben wir nicht - ich musste also in eine Partnerklinik. Das fand ich spannend, denn da verlegen ich ab und zu mal Patienten hin und habe sie noch nie gesehen. 
    Dort angekommen war aber nichts mehr mit D-Arzt, den gibt's so auch nicht mehr, ich sollte in die Notaufnahme; es wäre dasselbe Verfahren - allerdings war ich kein Notfall und hoffte darauf, dass es für Fälle wie mich dann einfach einen Arbeitsmediziner gibt, der kurz abklärt, Sachen unterschreibt und gut ist. 
     
    Aber es kam anders und ich wurde tatsächlich mit den normalen Notfällen zusammengewürfelt. Unter anderem wegen Personalmangels.
    Allein die Anmeldung war mit 1 Stunde Wartezeit (vor der Tür stehend) versehen. Dann wieder 1,5 Stunden warten, bis ich zum Coronatest durfte. Nach 30 Minuten dann das Go, jetzt in den Wartebereich zu dürfen. Dort 1 Stunde sitzen, dann ging's zum Arztgespräch, das sagenhafte 1,5 Minuten dauerte. Schließlich zum Röntgen, was auch flott ging. Dann sollte ich "nochmal Platz nehmen" (24 Patienten vor mir) und saß, von 10 Uhr bis 16:30 Uhr, ohne dass etwas geschah. Es gab kein Essen, keinen Snack-/Kaffeeautomaten und zu lesen lagen lediglich sämtliche BILD-Varianten aus. 

    So in etwa bis 14 Uhr waren immer mal wieder Leute aufgerufen worden, danach aber irgendwie nicht mehr. Das Team hatte längst Übergabe und dadurch gewechselt. Nachdem ich mich um 4 entschied, mal auf Station rumzulaufen, war in den Arztzimmern auch das Licht aus und der Flur schon dunkel.  
    Schließlich fand ich noch einen Pfleger, bei dem ich mich dann auch abmeldete, denn ich muss ja auch noch nach Hause pendeln. Der hatte da auch vollstes Verständnis für. Er sagte dann auch ehrlich, dass er nicht wüsste, ob heute noch jemand drankommt oder nicht.

    In meinem Fall ging das okay, weil es nur um Abklärung und Meldepflicht ging. Einige im Wartezimmer hatten aber deutlich sichtbarere Beschwerden und saßen genau so lange wie ich, auch Kinder oder Alte. Wenn man wirklich Brüche, Schmerzen etc. hat und über so eine Zeitspanne nicht drankommt, dann aber gute Nacht. 
    Im Endeffekt weiß man ja, dass man in der Notaufnahme, wenn man in der Priorität eher weiter hinten kommt, so lange sitzen muss, dass man im Grunde selbst Medizin studieren kann. Aber wie brutal krass unterbesetzt solche Kliniken sind...das komplette Ausmaß! - wird einem nochmal daran bewusst. Das schlägt einem regelrecht ins Gesicht. Zu den Pflegern muss ich da aber sagen, dass sie allesamt sehr freundlich und bemüht waren. Aber hätte ich da länger gewartet, wäre ich vermutlich zu Staub zerfallen. 

    Ich bin also nach ungefähr 8 1/2 Stunden unverrichteter Dinge aus der Klinik gegangen. Was ich für mich mitnehme, dass ich die Hilflosigkeit unserer Patienten noch besser verstehen kann und dass sie dem System so misstrauen. Sämtliche Negativberichte über Arztkontakte (bzw. Nicht-Kontakte) hält man auch schnell mal für übertrieben.  Fragt sich nur, wo das so hinlaufen soll mit unserem Gesundheitssystem.

    Ich glaube, irgendeine Fernuni muss noch das Fernstudium "Humanmedizin" erfinden 😃. Wenn die Unis "Landärzte" verpflichten können, kann man dann nicht sowas für D-Ärzte oder andere Notfallärzte, oder wo auch immer es brennt,  möglich?  Aber ich fürchte, das Problem ist eher die Personalfluktuation in manchen Gegenden als tatsächlicher Ärztemangel, richtig? 

    Jedenfalls: Alles ist heile. Und ich eine Erfahrung reicher. 

    Bleibt gesund & haltet zusammen,

    LG

    Feature Foto: Tara_Winstead/pexels
  18. Vica

    Alumna - Dasein
    Ich bin mittlerweile seit guten 5 Jahren Akademiestudien-Student an der FernUni Hagen und habe auch nicht vor, dies in nächster Zeit zu ändern 😄 Mittlerweile habe ich einiges dort an Kursen belegt. Wobei ich das außerhalb jeglicher Prüfungsaktivitäten tue und schon gar nicht, weil ich hinter Zertifikaten her bin. Einige davon habe ich etwas aktiver gemacht, z.B. die Rechtskurse, doch das waren reine Ausnahmen. In die Foren schaue ich auch jetzt noch hin und wieder rein, einfach, um etwas akademische Luft zu schnuppern. Auch das ist manchmal spannend. Zu mehr reicht es aber zeitlich nicht.
    Ich achte stets darauf, dass es Kurse mit geringen Semesterwochenstunden sind - entsprechend gering gestaltet sich auch die preisliche Beteiligung. Manchmal belege ich allerdings gar keine Module, sondern entrichte nur meinen Semesterbeitrags-Obulus von mittlerweile 50€, um eingeschrieben zu bleiben. 

    Die Kurse sind allerdings nicht der Grund, warum ich mich dort Semester für Semester rückmelde - es ist die Bibliothek. 

    Die Bibliothek hat mich immer überall begleitet: Bei Prüfungsvorbereitungen, bei Hausarbeiten, bei der Masterarbeit und nun auch im Umgang mit Patienten. 

    Auch als PiA lohnt sich die Bibliothek enorm, denn man hat Zugriff auf sehr viele Therapiematerialien und -manuale, die normalerweise ein Heidengeld kosten. Diese kann ich direkt aktiv für Patienten nutzen. Nicht einmal unsere klinikinterne Fachbibliothek hat so ein gutes Angebot. Meine Kollegen fragen sich, wie ich als Privatmensch an diese Literatur herankomme. 

    Zwar hat die Uni Bern, an der ich institutsmäßig eingeschrieben bin, einen ähnlichen Umfang in der eBibliothek. Jedoch habe ich mich an das System in Hagen so gewöhnt, dass ich es nicht missen möchte. Ich fühle mich dadurch immer, wenn es um Literaturfragen geht, sehr gut aufgestellt. Natürlich gibt es nicht alles - und ja, manche Bücher möchte man einfach haptisch haben. 😅Ich kann es aber jedem wärmstens empfehlen, der ebenfalls über eine PP/KJP-Ausbildung nachdenkt. 

    Bleibt gesund & haltet zusammen, 

    LG

    FeatureFoto: Pavel_Danilyuk/pexels.com 
  19. Vica

    Theorie-Ausbildung
    In unserem Kurs wird derweil ganz schön gekämpft. Streit und Zoff sind eingekehrt wie das aktuelle schlechte Herbstwetter. Warum und wogegen: Schwer nachvollziehbar. Obwohl ein Großkonflikt schwelt, wird er unterm Teppich geführt. 
    Man könnte versuchen, es so zu rekonstruieren (fiktives Beispiel - vielleicht bräuchte noch jemand Inspiration für ein Theaterstück😅). 
     
    Gruppe A♥️ ist schon zum zweiten Mal nicht in das Zusatz-Seminar "Achtsamkeitsübungen für Menschen mit Angststörungen" reingekommen. Es gab zu viele Anmeldungen, und erneut ist Gruppe A ♥️nur auf hinteren Wartelisteplätzen gelandet. Nächste Chance: In 6 Monaten. Die Wut ist groß und gipfelt bald in Umsturz-Gedanken: Das Institut ist doof, die Chefs sollten abgesetzt werden etc.  Gruppe B⚔️ findet das auch doof, kann die Wut nachvollziehen. Auch sie hatten sich angemeldet und sind nicht reingekommen. Sie sehen das gelassen und denken: "Vielleicht beim nächsten Mal". Sie haben keine Umsturz-Gedanken, bekunden aber ihr Mitgefühl.  Gruppe C ❄️kann den Ärger nicht nachvollziehen. Keiner war angemeldet für das Seminar, aber die Mitglieder mussten im letzten Jahr häufiger mal auf Zusatzseminare verzichten und sind damit gut klar gekommen. Da sich dort ja auch keiner beklagt hat, verstehen sie den Aufstand jetzt nicht.  Gruppe D 🥑ist neutral. Sie sind sowohl mit Gruppe A♥️, als auch mit  Gruppe C ❄️befreundet. Sie sitzt zwischen den Stühlen, kann beide Seiten verstehen. Die Kurssprecher wenden sich auf Wunsch von  Gruppe A♥️  ans Institut und fragen nach, ob das Seminar häufiger angeboten werden könnte. Dies wird abgelehnt.  Gruppe A♥️  ging dieser Vorstoß nicht weit genug. In einem reaktionären Moment rufen sie beim Landesprüfungsamt an um nachzufragen, ob das wohl korrekt ist. Das LPA kann da nicht helfen und macht das klar.   Gruppe A♥️  fühlt sich grundsätzlich verarscht. Auch das zurückhaltende Verhalten von Gruppe B⚔️und Gruppe D 🥑bewertet sie verdächtig. Man hat gehört, Gruppe B⚔️könne mit  Gruppe D 🥑 unter einer Decke stecken - einzelne Mitglieder sollen neulich zusammen beim Pizzaessen gesehen worden sein. Die diplomatischen Beziehungen werden sofort auf Eis gelegt.   Gruppe D 🥑  wird von Selbstvorwürfen geplagt: Haben sie wirklich etwas falsch gemacht? Und wer war der Pizzaesser, der jetzt nicht dazu stehen will? Gruppe A will den Pizzaesser aus  Gruppe D 🥑  identifiziert haben und postet das offen in die Gesamt-WA-Gruppe. Die Person aus  Gruppe D 🥑 leugnet das vehement, ist entsetzt und so verzweifelt, dass sie das Ausbildungsinstitut wechseln will.  Daraufhin meldet sich Gruppe C❄️ , ob Gruppe A♥️  nun gesehen habe, was für einen Schaden sie anrichtet.   Gruppe B⚔️ wirft ein, man sollte aufhören, sich die Schuld zuzuschieben und beide Seiten sollten Ruhe geben.  Gruppe C❄️ sagt, es geben überhaupt keine zwei Seiten, schließlich habe nur  Gruppe A♥️ Ärger gemacht. Gruppe A♥️  sagt, sie hätte NIE gesagt, dass die Person aus  Gruppe D 🥑  beim Pizzaessen war. Auch die Person, die es geschrieben hat (für alle sichtbar), leugnet dies einfach. Nachdem sie von Gruppe D 🥑 drauf hingewiesen wird (mit Screenshot), dass sie das sehr wohl geschrieben hat, sagt die betroffene Gruppe A♥️ -Person, dass sie das VOLLKOMMEN anders gemeint hat und sie doch nichts dafür kann, wenn alle das falsch verstehen.  In der Zwischenzeit hat das LPA das Institut angeschrieben, was das soll, dass einzelne Mitglieder anrufen und rumnerven.  Die Kurssprecher werden sofort instruiert, in die Gruppe zu tragen, dass Anrufe dort unterlassen werden. Problem ist: Die Kurssprecher gehören  Gruppe C❄️ an, auch wenn sie sich zurückgehalten haben.  Die Kurssprecher posten daraufhin die Bitte sowie Versöhnungs- und Mediationsangebote. Darauf folgt: Nichts. Komplettes Schweigen.  Als schon längst Ruhe ist, schaltet sich das Institut ein und verkündet, dass nun Ruhe sein soll. 
    Insgesamt kann man so fazitmäßig mittlerweile leider sagen: Durch ca. 70% Online-Kurse war es sehr schwer, ein Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe herzustellen. Daran ändern auch keine WA-Gruppen und fiktive Bemühungen, an Präsenzterminen zusammen essen zu gehen etwas (zumal sich dann im letzten Moment doch abgeseilt wird). 
    Das eigentlich Krasse: Auch aus anderen Kursen wird so ein Verhalten gemeldet. 

    Einerseits hat die Fernlehre die die Mitglieder bei uns doch etwas entzweit (sukzessive beobachtbar!), andererseits ist aber auch der Anspruch des Instituts, der Kurs möge familiär zusammenwachsen, niemals den Pandemiemaßnahmen angepasst worden. Der größte Gemeinschaftskiller ist aber, dass bei den wenigen Präsenzterminen der Kurs in zwei Hälften geteilt wird, was nicht änderbar ist. Ebenfalls schwierig: Das Aufteilen des Kurses in verpflichtende Kleingruppen (Arbeitsgruppen), die sich ebenfalls bis zum Ende nicht ändern. Zu viel Diversifizierung hilft ja auch nicht wirklich. 

     Es ist dabei offensichtlich, dass die Jüngeren ganz andere Anliegen haben (Loyalität, Zugehörigkeit etc.) und dabei viel mehr Energie. als die Älteren (Stressfreiheit, Ruhe). Ich finde das unvermeidbar. Aber Streit ist ab und an auch mal ganz gut, er stellt die Weichen sozusagen neu. Mal sehen, was so übrig bleibt, wenn die Stürme vorüber sind. 

    Bleibt gesund & haltet zusammen 😎 

    LG 
    Feature Foto: Dom_J./pexels.com
  20. Vica

    Theorie-Ausbildung
    Die letzten 6 Wochen war durchgehend jedes Wochenende Seminare. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass diese nun im Sack sind. Das nächste kommt erst wieder in 6 Wochen, das übernächste Ende des Jahres. 
    6 Wochen durchweg Präsenz + Online, eigener Kurs, fremde Kurse und immer andere Dozenten haben ihre Spuren hinterlassen. Dazu gehören:
    Komplette Reizüberflutung - nix bleibt mehr hängen stofflich. (Über Sinn und Unsinn solcher Wissensbeschallung kann man da echt streiten) Rückenschmerzen, allen Yoga-Ausgleichsübungen etc. zum Trotz.   Wenig Bewegung  Mental nichts mehr los im Oberstübchen (Tank leer) Es war aber eben auch ein Nadelöhr und soll so eigentlich nicht passieren - ist es aber. Zum Glück waren immerhin die halben Freitage + Sonntage frei, so dass hier 100% Family Zeit ist. Da tanke ich Kraft. Ich glaube, ohne hätte ich nichts, was mich so sehr auf die Beine stellt und was man in so vollen Zügen genießen kann☺️. Denn unter der Woche ist natürlich Arbeit angesagt. 

    Ich freue mich unendlich sehr auf die frei werdende Zeit. Und bald ist auch Schluss mit der Klinik. Yes. Fühlt sich an, wie einen Teilmarathon gewonnen zu haben. 🥰
    An den nächsten Wochenenden sind Disneyfilme, Brettspiele, Pumpkin Spice Latte, Kürbiseintopf und Spaziergänge angesagt.

    Bleibt gesund & haltet zusammen.

    LG

    Feature Foto: Sergio Souza 
  21. Vica

    Theorie-Ausbildung
    Es ist zum Glück selten, aber es gibt so diese Art Seminar, welches ich unerträglich finde. Das Phänomen betrifft ausschließlich Online-Varianten. Da gibt es wirklich Dozenten, die...
    zum Zeitpunkt des Seminars nicht wissen, dass sie heute Seminar haben und die aufwendig über den Weg Teilnehmer -> Institut -> Dozent rangeklingelt werden müssen.  lediglich Vorträge halten. Vorträge brauche ich nicht über 2 Tage. Da kann ich besser Lehrbücher in meinem eigenen Tempo lesen und habe sogar nachhaltig etwas davon. Es handelt sich dabei nicht mal um neueste Erkenntnisse oder Fälle, sondern lediglich umübernommenes Grundlagenzeug aus Bachelor-Literatur.  zu spät kommen, aus 10 Minuten Pause 40 Minuten Pause machen und dann kein Wort darüber verlieren. nicht die geringste Ahnung haben, mit welchem Kurs sie es zu tun haben  darüber meckern, dass sie das Seminar online halten müssen und bekräftigen, wie toll alles wäre, wenn man vor Ort in der Klinik wäre.  nicht das geringste technische Verständnis haben von der Kommunikationssoftware und das auch immer wieder bekräftigen. Folglich funktioniert auch nichts. (Für Online-Seminare muss man sich gesondert bewerben, es gibt eine Einleitung, demnach wird auch keiner gezwungen).  entweder gar keine Gruppenarbeiten oder zu viele machen  Zeug vorlesen, das in Büchern steht.  zeitgleich Hintergrunddienst sind  und permanent vom Vordergrund angerufen werden und dann für unbestimmte Zeit auf Station verschwinden. 
    Nach so einem Seminar hat man nur nicht nichts mitgenommen, sondern hat das ungute Gefühl, veräppelt worden zu sein und dass die wertvolle Zeit verplempert wurde, die man nach 3-5 Kliniktagen und eventuell Ambulanztagen besser hätte anlegen können. Insbesondere mit Kids! Im Fall der KJP-Weiterbildung zahlt man sogar fast 300€ pro Seminar und kann das kaum hinnehmen. 
    Zum Glück ist das nur 3x vorgekommen und immer bei oberärztlichen Kollegen, die tatsächlich Hintergrund zeitgleich hatten. Es ist menschlich und verständlich, wenn man es dann nicht schafft, beiden Terminen gerecht zu werden. Jedoch gibt's auch keinen Zwang, Seminar-Dozent zu werden. Und diese rein aus Leistungs- und Perfektionsbestreben dann doch frontalunterrichtsmäßig duchzuziehen, a obwohl man 0 vorbereitet ist und dann wirklich etwas Unterirdisches hinlegt, damit ist auch keinem geholfen. 
     
    Ich persönlich bin zwar kein Empörer und finde, dass man die Welt auch nicht besser gemeckert bekommt. Ich finde aber trotzdem, dass man da aktiv werden muss. Bisher habe ich an irgendeinem Zeitpunkt dann immer (und vor allem: freundlich) zurückgemeldet, dass das Seminar nicht gut war und was ich vermisst habe. Bisher hat sich da noch kein Dozent gekränkt gefühlt. Dem Institut habe ich das dann ebenfalls zurückgemeldet. Ich mache das lieber per Mail, damit man im Zweifelsfalls den schriftlichen Nachweis hat. Auch hier bleibe ich freundlich, aber auch bestimmt und liste die im Seminar festgestellten Probleme auf. 
     
    Meine Erfahrung mit Beschwerden war durchweg positiv. Im KJP-Fall wurde der Preis gestrichen und dafür ein Ersatzseminar bereitgestellt, diesmal mit anderem Dozenten. Das hat natürlich den Nachteil, dass man nochmal (außerplanmäßig) Zeit aufbringen muss.
    Aber der Nutzen guter Seminare ist unglaublich hoch, nicht nur im Berufsleben. Solche Interessen muss man dann aber auch durchsetzen. Ich bin immer für die "freundlich-aber-bestimmt" Variante. 

    Es gibt aber Leute, die die Seminare so hinnehmen, obwohl ihnen das Messer in der Hose aufgeht. Die nur in ihren WA-Gruppen um die Wette meckern und passiv-aggressiv ausharren in der Hoffnung, dass jemand anderes das Problem für sie löst. 
     
    Naja, im Endeffekt muss natürlich auch jeder für sich selbst einen Umgang damit finden. Ich selbst habe ganz schön viel zu verlieren: Zeit mit der Familie, ein gemütliches Wochenende, Erholung von der Arbeitswoche oder schöne Momente mit Familien und Freunden. Und das Geld wächst natürlich auch nicht auf dem Baum. 

    Bleibt gesund & haltet zusammen 

    Feature Foto: Tuur Tisseghem/pexels 
  22. Vica

    Ambulanzzeit
    Bücherwälzen, Termindruck,  gesteigerter Kaffeekonsum (die wievielte Tasse war es nun?),  verkrampfte Finger, Seitenzahlbegrenzung, tippen, löschen, umformulieren, immer an der Borderline zur manifestierten Schreibblockade 😁
    Was könnte es anderes sein als eine Hausarbeit, was sich da so an Wochenendbeschäftigung mit Abgabe Dienstag auftut? Allerdings bin ich ja kein Studi mehr und die Hausarbeitszeit ist längst vorbei. In der PP-Ausbildung gibt es sowas natürlich auch nicht mehr. 
    Es handelt sich stattdessen um einen Langzeittherapie-Antrag für den VT-Gutachter bei der Krankenkasse. Wird der bewilligt, kann die Therapie für den Patienten starten. Die Krankenkasse zahlt dann. Jedoch kann man nicht nach Lust und Laune Stunden beantragen: Man muss sehr genau transparent machen, welche Verfahren geplant sind und eine Prognose dazu abgeben. Mit anderen Worten: Davon hängt was ab. Wird er abgelehnt, gibt's auch keine Therapie. Anders als bei der Hausarbeit bin dann nicht ich der Doofe, sondern Patient. Klar erzeugt das Druck, es auch bloß richtig zu machen. Ebenfalls ein wichtiger Unterschied zur Hausarbeit ist, dass der Bericht aus höchstens 2 Seiten bestehen soll. Wobei ich auch im Fernstudium oft gedacht habe: "Haha, höchstens 4 Seiten, das ist in einer halben Stunde gemacht". Tatsächlich fand ich es immer schwieriger, weniger zu schreiben, als sehr viel zu schreiben 😁

    Was muss rein? Die Punkte sind genau vorgegeben. 
     
    Relevante soziodemographische Daten (Beruf, Familienstand, Kinder) Symptomatik und psychischer Befund (Schweregrad, wie selbst und wie vom Umfeld erlebt, Verlauf, Interaktion, Ergebnisse der diagnostischen Tests usw) Somatischer Befund/Konsiliarbericht (Somatische Befunde, Suchtmittelkonsum) Behandlungsrelevante Angaben zur Lebensgeschichte, zur Krankheitsanamnese, zur Psychodynamik Diagnose zum Zeitpunkt der Antragstellung Behandlungsplan und Prognose Zusätzlich erforderliche Angaben bei einem Umwandlungsvertrag Das Ganze muss vom Supervisor unterschrieben werden  
    Nicht schlecht für 2 Seiten 😁
    Wer sich im Detail für sowas interessiert, kann sich hier anschauen, wie ein Antrag aussieht: https://www.kbv.de/media/sp/02_Mustersammlung_PT.pdf 

    Viele Gespenster im Umlauf
    Gerade angehende Psychotherapeuten sind verunsichert bei ihren ersten Anträgen. Das liegt aber an vielen Mythen, die im Umlauf sind, ich nenne sie eher Gespenster. Etwa, dass ihr Antrag nur durchgegangen ist, weil sie sich außergewöhnlich ins Zeug gelegt hätten oder spezielle Literatur dafür benutzt haben (der Markt boomt übrigens, was das angeht). Tatsächlich scheint es aber so zu sein, dass nur die allerwenigsten Anträge abgelehnt werden. Da wird definitiv anderes kommuniziert, auch vom Institut gibt es mehr Druck.  
    Nun ja: Alles ist ein Versuch 😎

    Ich muss aber sagen, dass ich mich etwas selbstbewusster fühle, weil ich im Fernstudium viele solcher knapp begrenzten schriftlichen Arbeiten hatte, wo quasi jeder einzelne Satz ein hart recherchierter, komprimierter Fakt ist. Als hätten die Profs (vor allem die in klinischer Psych.) genau das kommen sehen!
    Allen Studis der klinischen Psychologie, die in diese Richtung wollen, würde ich echt empfehlen, Arbeiten/Hausarbeiten ernst zu nehmen, die in diese Richtung gehen. Man lernt definitiv für's Berufsleben 😁

    Mal sehen wie's gelingt. 
    Doof nur, dass am Wochenende auch die Seminare wieder anstehen und ich gleich eines habe. Tja. 

    Oh, und was Positives zum Schluss: Wer das liest, besteht seine nächste Hausarbeit (+Bachelor/Master-Arbeiten oder Therapieanträge! :) ) 🍾

    Bleibt gesund und haltet zusammen,

    LG

    Feature Foto: Karolina_Gravowska/pexels 
  23. Vica

    Theorie-Ausbildung
    Neben Ambulanz, eigenen Patienten und Klinikjob sind sie in letzter Zeit ein wenig ins Nebensächliche abgerutscht: Die Seminare. Warum das? Nein, ich habe kein einziges geschwänzt bisher. Der Grund ist viel angenehmer: Tatsächlich hat man uns Sommerferien gegönnt. Von Anfang Juli bis gestern war "Schule aus!" angesagt, sozusagen 😁. Die freien Wochenenden waren exorbitant gut! Das muss ich schon sagen.

    Tja, aber alle Ferien sind eben auch einmal zu Ende und so saß ich gestern wieder in einem KJP-Seminar. Der Auftakt war wahnsinnig gut, weil die Dozentin für ihr Thema so sehr geglüht hat. Ich liebe es, Leuten bei Dingen zuzusehen, von denen sie selbst vollends überzeugt sind 😊 Mich persönlich reißt positiver Input jedenfalls selbst immer mit. 

    Aber!
    In der letzten Zeit hatte es aber auch mal Dozenten gegeben, die sich beim Thema Online so gar nicht auskannten. Da geht schon was an Zeit und Nerven drauf für: ,,Könnt ihr meinen Bildschirm sehen?", ,,Könnt ihr MICH sehen?", ,,Also ich sehe EUCH nicht...", ,,Ich würde jetzt gerne Break Out Rooms machen, aber das Programm lässt mich nicht!", ,,Weiß jemand, wie man hier was in den Chat stellt? Wo ist der denn?" oder gleich ganz: ,,Also leider verstehe ich von dem Programm hier gar nix. Ich nutze das nie! Ich verstehe von Technik nichts." Oder der Dozent verschwand plötzlich. Auch schon vorgekommen: Dozent ist Chefarzt und lässt sich mittendrin auf Station rufen, um auf Stationsinternes zu klären. Da sitzt man als Seminarteilnehmer schonmal wie eine Orgelpfeife vorm Bildschirm.
    Angebliche Stromausfälle kamen bei uns auch vor - so auch in anderen Seminaren. 
    Wovon ich ja auch nichts halte, sind erzwungene Vorstellungsrunden à la "Ich arbeite da und da". Erstens kennen wir uns alle sehr gut, zweitens sind das Informationen, die dem Kurs überhaupt nichts nützen. Aber bis sich alle 25 vorgestellt haben, kann das schon dauern. 
    Aber das sind zum Glück Ausnahmen. Und es waren sehr wenige Seminare, wo das der Fall war. 
    Was ich dann richtig gut fand: Jedes Seminar mit einem solchen Ausfall durfte man (online) freiwillig nachbelegen, der Dozent wurde dann schnell ausgetauscht. 

    Dennoch war man in meinem Institut not amused und hat schnell reagiert. Die Fanfare wurde nun geblasen: Alle kommenden Seminare werden wieder in Präsenz stattfinden. Da unsere Ausbildung in der Hochphase der Corona-Zeit begann, war hier natürlich viel Online angesagt. Und dafür wirklich sehr gut gemacht, ich konnte qualitativ überhaupt keine Unterschiede zu Präsenzseminaren feststellen. Auch in Präsenz klappt ja immer mal wieder was nicht (Beamer fällt aus, Laptop streikt, Präsentation lässt sich nicht öffnen, Drucker gibt den Geist auf, Dozent steckt im Stau fest). Da ist die Frage, ob man die Online-Vorfälle unbedingt so katastrophisieren muss. Und freilich hat Online zahlreiche Vorteile, gerade wenn man von weit kommt und Eltern kommen nicht in die Betreuungsbredouille. Und ja, finanziell ist das eine ziemliche Mehrbelastung mit der Bahnanreise und Hotelübernachtung...

    Nun ist es aber so wie es ist: Online ist erstmal abgesagt. Ich kann es schon nachvollziehen und finde es auch gut, dass die Aufsicht von oben funktioniert und man schnell reagiert.
    Aber in Hinblick auf den kommenden Herbst und Winter frage ich mich, ob es eine gute Idee ist, die Seminare zum Ende des Sommers wieder auf Präsenz umzustellen. 🤔

    Man wird sehen. Könnt auch nach vorne losgehen.😊
    Ich selbst und mein Kurs sind nicht mehr davon betroffen. Meine Seminarzeit endet bald, wir sind so gut wie durch. Zwar werden wir noch bis 2023 Seminare haben, aber die sind extrem entzerrt 😊 Die Präsenz-Termine, die wir noch haben, hatten wir ohnehin so im Curriculum stehen.

    Bleibt gesund & haltet zusammen,

    LG

    Feature Foto: Pixabay/pexels.com
  24. Vica

    Ganz normaler Klinik-Wahnsinn
    Aber es gibt halt eben auch noch ihn: Den Klinikjob. Leider ist die Stimmung auf unserer Station in der Pflege  nicht zum Aushalten. Das schwappte sogar auf andere Stationen über. Niemand möchte dort auch nur für zwei Minuten hinkommen, weil die dicke Luft dort reicht, um einen die Laune für einen ganzen Monat zu verderben. Selbst im Notfall kommt keiner auf unsere Station.

    Ich bin zwar von den Streits nicht betroffen und sitze zwischen den Stühlen, aber so kann man auch mit keinem mehr zusammenarbeiten. Wichtige Prozesse werden zudem gestört. Anfangs dachte ich noch: Hakuna Matata, es ist ja nicht dein Problem - Hauptsache positiv bleiben. Die Rechnung kam aber bald gesundheitlich: Ich bekam Albträume, Herzrasen und Beklemmungsprobleme beim Betreten der Station. Als sich einmal sogar Atemprobleme einstellten, die ich erst draußen wieder in den Griff bekam, war es aber Zeit, die Reißleine zu ziehen. Ich habe dann wirklich an Kündigung gedacht. 

    Eine Kündigung im Klinikjahr ist ein Sakrileg, wegen der Anerkennung der Stunden. Das ist komplizierter Verwaltungsaufwand, und woanders eine Anschlussstelle zu kriegen, die da anknüpft, ist brutal schwer. Vermutlich gibt es mehr Menschen, die auf dem Mond waren, als solche, die an dieser Stelle kündigen.

    Trotzdem musste sich was tun. So kann man nicht arbeiten. Und nein: Teamrunden, Mediationen, Wünsche an den kommissarischen Chefarzt, Klinikleiterin etc. haben zu nichts geführt, haben es eher verschlechtert.
    Seit Wochen bzw. Monaten bekommen die Verantwortlichen die Kuh nicht vom Eis. 

    Was man in der Regel nur ändern kann, ist der eigene Umgang mit so einer Situation. 
    Mit Hilfe meiner Supervisorin habe ich dann Möglichkeiten erarbeitet, wie ich in diesem Klima besser zurecht komme (immer mit der Option, bei Gesundheitsschäden natürlich doch zu kündigen). Der größte Schritt aber war die Akzeptanz der Situation. Das ist hier so, das ändert sich nicht, das kann und muss ich nicht beeinflussen. Es gibt auch keinen Anspruch darauf.

    Der letzte Punkt war am schwierigsten. Aber irgendwann habe ich dann wirklich geschnallt, dass ich das nicht lösen muss und auch nicht kann. Und dass das wiederum nicht heißt, dass man den versagt hat. 
    Dieses Konstrukt saß tief und wollte kaum gehen. Irgendwann platzte der Knoten aber. 

    Damit kam viel ins Rollen: Kontakt zu Menschen auf der Arbeit, die man wirklich mag und ein Meiden des Rests. Wenn es unaushaltbar wird: Einfach mal weg von Station. Urlaubsvertretung auf anderen Stationen machen, um mit anderen Teams und Aufgaben in Kontakt zu kommen. Sich auf die Dinge konzentrieren, die wirklich spaßig sind - der kleine Führungsjob und alles, was mit dran hängt. Kein falsch verstandener Anspruch, sich wie Herr Oberjesus aufzuführen und für jeden Mist Verständnis zu haben. Stattdessen lasse ich lieber auch mal mein inneres Monster frei, wenn einer der Streithähne einem blöd kommt. 🦖 Eine Prise mehr LMAA darf sein. 
    Das Hauptproblem ist wohl auch, dass mein zu hoher Perfektionsanspruch an Harmonie mit der Realität kollidiert. Muss man sich erstmal wirklich auf der Zunge zergehen lassen...

    Seitdem läuft es so gut wie nie. Ich trete komplett anders auf als vorher. Tatsächlich macht die Klinikarbeit wieder Spaß  Bis Ende Herbst kann ich damit sehr gut umgehen, denke ich. Ich freue mich aber unendlich auf den Tag des Austritts. Und dennoch werde ich ein bisschen wehmütig, je näher die Zeit kommt. Ja, das ist ambivalent. Leider geil. 

    Bleibt gesund und haltet zusammen,

    LG 

    Feature Foto: Pixabay/pexels.com 
  25. Vica

    Alumna - Dasein
    Im Fernstudium ist mir eines ein wenig abhanden gekommen: Die Relation. Erst langsam, dann aber immer bestimmter fiel es mir schwerer, einzuschätzen, was normal ist: Wie viel Kapitel lesen am Tag? Wie viele Notizen machen am Tag? Wie viel Karteikarten schreiben? Und wie lange darf das dauern? Wie viel bis zum Ende der Woche gelernt haben? Wie viel in welcher Zeit in den Kopf hämmern? Wie viel "Lücke" kann man sich so erlauben? Ist es normal, zur Klausur zu fahren und nicht alles 100% drauf zu haben? Ist die Note X für Fach Y okay? (Alle anderen scheinen wesentlich besser zu punkten - oder melden sich ganz einfach nur die Überflieger und die anderen schweigen?) 
    Und so weiter eben. 
    Man hat ja nicht täglich dutzend Leute um sich herum, mit denen man sich vergleichen kann. Nur sporadisch in den Präsenzphasen fällt auf, wo andere so stehen und wo man sich selbst einordnen kann. 
    Wenn ich richtig drüber nachdenke, hat es da angefangen, insbesondere im Master. Die OU hat einen beim Thema Organisation des Lernens noch sehr gut an die Hand genommen, in der es einen wöchentlichen Plan gab, was diese Woche auf dem Programm stand. Hielt man den Plan nicht ein, wusste man passgenau, was man nachholen konnte. Im Master gab es das nicht, und rückblickend nahm das Unglück dann hier seinen Lauf. Meine selbst aufgestellten Lernpläne verliefen alle etwas schräg neben der Realität und waren kaum einzuhalten. Folge: Frust, schlechtes Gewissen, Selbstkasteiung.

    Der absolute Gipfel, was das angeht, war die Masterarbeit, wo ich Tage und Nächte durchschrieb und zum Teil nur 1-2 Stunden schlief. Mit dem plötzlichen Druckabfall nach der Abgabe konnte ich dann kaum umgehen und ich war echt ein Wrack. 

    Es gab schon Leute um mich herum, die mich gewarnt haben, dass es so nicht optimal läuft, mir selbst fiel das aber nicht direkt auf und wie es dann so ist, man weiß ja alles besser 😜. Natürlich merkt man die Energie, die fehlt, aber in meinem Fall war ich überzeugt davon, dass es keinen Anspruch darauf gibt, zu "faulenzen", wie ich damals das Haushalten mit Energie nannte. Immerhin hatte ich mir den Weg brutal hart erkämpft, und nun ,,rumzujammern" (=locker bleiben, krankschreiben lassen und alles was mit Nicht-Lernen/Arbeit zu tun hatte) erschien mir Fehl am Platz. 
     
    Das zog sich ungünstigerweise im Klinikjahr und während der Ausbildung zur PP/KJP so fort. Obwohl es Menschen um mich herum gibt, die mich ständig bremsen und warnen. 

    Es brauchte ein paar gesundheitliche Einbußen, gutes Zureden von außen durch Familie, Arbeitskollegen und Ausbildungsteilnehmer sowie eine zwangsläufig unlösbare Aufgabe (-> Stimmung auf Station), dass das Ding mit der Selbstfürsorge bei mir ankam. 
    Ebenfalls ausschlaggebend war der Zusammenbruch eines Ausbildungsteilnehmers und Kollegen, der ein ähnliches Problem hatte. Der Schock darüber sitzt noch. 

    Tja, was aber genau heißt Selbstfürsorge? Wikipedia definiert das so:
     
     
    Klingt gut , und wenn man den Begriff auf YouTube eingibt hat man das Gefühl, dass damit gemeint ist: Yoga, Workouts in möglichst fechen Sportoutfits für Dinge wie "Optimaler Booty" usw., clean-eating gerechtes Vorkochen, trinken aus Flaschen mit Wasserstandsanzeige, Essen tracken, Meditation, Beauty-Einlagen am Tag usw. 
    Nicht schlecht und sicher auch ein toller Ansatz - aber beim Anschauen bekomme ich persönlich noch mehr Stress als vorher, denn ich kann das so in meinen Alltag kaum einbauen. 

    Aber alles ist ja individuell. 
    In meinem Fall bedeutet Selbstfürsorge tatsächlich:
    Arzttermine wieder wahrnehmen. Nicht denken, alles besser zu wissen, als der Arzt. Extra-Arbeit ablehnen Keine Vorwürfe machen lassen  Sport, nicht zum Erreichen irgendwelcher Figur-Ziele, kastenförmige Hintern etc., sondern für: Kreislauf, Rücken, gegen Fehlhaltungen usw.  Yoga hilft tatsächlich, gegen starke Verspannungen und Gedankenkreisen Zuhause auch mal 5 gerade sein lassen bezüglich Haushalt und die Spülmaschine später ausräumen  Die Uhr schlägt Feierabend: Griffel fallenlassen und nach Hause gehen.  Gesünder essen, ebenfalls nicht für Figurziele, sondern erneut für Kreislauf und mentale Fitness (aber nicht, um diese dann wieder auf der Arbeit zu verbraten).  Ein Seminar auch mal absagen, wenn man nicht mehr kann. Wenn man krank ist, ist man krank.  "Krank" ist man auch, bevor man tot umfällt.  Wertschätzende Kontakte aufrecht erhalten. Menschen, die stets um Negatives kreisen, sich nur beschweren und empören meide ich eher (privat).  Freimachen von allen Anspruchshaltungen  Fehler machen dürfen  Mehr Genuss im Alltag. Warum z.B. nicht mal  Auf der Arbeit grenze ich Ziele ganz konkret ein. Es geht nur um die Patienten und nicht darum, die Stimmung auf Station (vor allem bei anderen Berufsgruppen) zu retten.  Sich freuen auf die Dinge, die auf der Arbeit gut laufen. Das können allerkleinste Sachen sein. Ich freue mich z.B., dass ich einen Hintereingang gefunden habe, den ich mit meinem Master-Schlüssel aufschließen kann und über den ich die Station betreten kann, ohne an den Streithähnen am Haupteingang vorbei zu müssen. Oder schöne Pausen mit Kollegen. Kaffeetrinken mit denen, mit denen man sich gut versteht. Sich was vom Oberarzt erklären lassen (10 Minuten mit ihm ersetzen ein Semester Medizin 😉😉) Außerdem suche ich mir Vorbilder, die selber auch gut mit ihren Kräften haushalten und trotzdem gefragt sind. Die ärztlichen Kollegen sind hier etwas besser als die psychologischen Kollegen.  Dinge dürfen scheitern, länger dauern als geplant oder können scheiße bewertet werden und nicht jeder muss sie mögen.  Schlussendlich das Wichtigste: Aushalten, dass andere einen deswegen doof finden (können). Das ist der fundamentalste Punkt und oft die Wurzel allen Übels. Der Harmonieanspruch, die Angst vor Konflikten und der Kampf gegen alles, was mit Ablehnung zu tun hat. Man sollte sich immer genau vor Augen halten, wo das herkommt. Dabei finde ich auch wichtig, bei seiner eigenen Herkunftsgeschichte den Umgang mit Strafen und Versagen kritisch zu hinterfragen. 
    Letztlich bin ich auch noch nicht zu 100% dort angekommen, die fauligen Prozesse immer gleich zu erkennen. Aber ich bin froh, dass ich eine Supervisorin habe (eine approbierte PP), die mit mir daran arbeitet. Es wäre schön, wenn man gerade beim Fernstudium auch so etwas hätte, denn gerade hier gibt es viele Fallstricke und unrealistische Leistungsansprüche an sich selbst, die schnell pathologisch werden können.  
     
    Es ist schon deswegen nicht so leicht umzusetzen, weil nicht jeder Verständnis dafür haben wird, dass man selbstfürsorglich ist. Gerade wenn man vorher ein Schwarzes Loch für Arbeit und Vorwürfe aller Art war, werden es gewisse Kreise nicht sehr schätzen, wenn ihr auf einmal "Nein" sagt. Auch das muss nicht beunruhigen - eher sieht man vielleicht, wo der Hund begraben liegt.

    Und natürlich ist alles eine Sache der Relation. Seine Kernarbeit muss man schon erledigen. Komplette Arbeitsverweigerung sitzt natürlich nicht drin 😅 Aber gerade unter den "Stars" unserer Klinik fällt mir auf, dass diese sehr gut beim Thema Selbstfürsorge unterwegs sind. Und dass muss ja einen Grund haben: Sie sind weniger gestresst und damit mental fitter, gesünder und auch ausgeglichener. 

    Bleibt gesund & haltet zusammen (&haushaltet mit euren Kräften) 

    LG

    Feature Foto: Cedric Lim Ah Tock/pexels.com
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