Würdet ihr eueren Familien von eurem Fernstudium erzählen?

[Nora1988]

Tatsächlich stößt das Studieren an sich auf Ablehnung.

[Muddlehead]

Ich habe es erzählt und ich würde die Reaktion neutral bis desinteressiert bewerten.

 

Meiner "selbst geschaffenen" Familie ;-) ist es nicht wichtig, aber Unterstützung ist da und ich lass sie daran partizipieren im Endergebnis. Alleine das Lernen gelernt zu haben usw. wird meinem Kind ein völlig neues Umfeld bieten, als mir selbst früher.

 

In der Summe ist es mir aber auch egal. Ich mach es, weil ich es will. Ich mach es nicht, um irgendjemand zu beeindrucken. Von daher ist schade zu hören, dass hier nicht nur Neutralität, sondern auch Negativität zum Ausdruck gebracht wird.

 

Positiv gesehen ist es eine wichtige Lektion im Leben kein People Pleaser zu sein. Da gehören Eltern dazu. Sind auch nur "People".

[Nora1988]

@kurtchen: Entschuldigung, ich dachte, ich wäre gemeint 😅

[cheester88]

Ich mag deine Ansicht Muddlehead 😂.

 

Aber du hast recht. Man macht es für sich nicht für andere.

 

Meine Kinder wissen auch das ich studiere. Die müssen ja verstehen wo die ganze Zeit hingeht.

[paulaken]

vor 8 Minuten schrieb Muddlehead:

Alleine das Lernen gelernt zu haben usw. wird meinem Kind ein völlig neues Umfeld bieten, als mir selbst früher.

Das auf jeden Fall! Mein großer hat Lesen mit Aussagenlogik gelernt. Wir saßen gemeinsam am Küchentisch, ich habe mich auf eine Prüfung in theoretischer Informatik vorbereitet und er saß daneben und machte seine Hausaufgaben. Meins fand er viel spannender, also habe ich ihm erklärt, was ich da mache und ihm Aufgaben gestellt. Erst sollte er kleine Sätze in die Symbole übersetzen, dann auswerten. Das hat ihm so viel Spaß gemacht, dass er so Lesen übte, was bis zu dem Zeitpunkt einfach nur ein Krampf war.

 

Aber Vorsicht, beim gleichen Kind sagte mir mal ein Jugendtherapeut: Ich würde mein Kind mit meinen Weiterbildungen unter Druck setzen, weil ich ihm so das Gefühl vermitteln würde, dass er nicht gut genug ist.

Er sieht es jetzt, als junger erwachsener, übrigens anders und findet es toll, dass ich jetzt etwas studiere, was ihn auch interessiert. 

 

Mein Fazit ist also wirklich auch, wenn es dich glücklich macht, ist es richtig. Die Unterstützung der Haushaltsmitglieder, egal welchen Alters, ist wichtig, alle anderen aber nicht.

[cheester88]

Ich bereits mich gerade auf Formulare Systeme vor. Wo ist der USB-Stick fürs Gehirn wenn man ihn braucht.

 

Ja klar, man muss dem Kind schon erklären das man nicht weniger Wert ist, wenn man keinen hohen Akademischen Abschluss hat. Ich bin aus dem Bildungssystem mit einem Hauptschulabschluss gekommen und mache jetzt den Master. Alles ist möglich.

[kurtchen]

Hatte die Nachfrage allgemein gemeint.

 

Meine Eltern haben mich relativ spät bekommen. Sie waren beide in einer Zeit jung, als es nicht unbedingt selbstverständlich war, eigene Interessen und Begabungen auch entfalten zu können. Man musste man sich in das fügen, was zu kriegen war.

 

Bei meinem Vater kam hinzu, dass er durch seine Flucht aus der DDR seine berufliche Existenz verloren hatte und sich im Westen lange mit Gelegenheitsjobs durchschlagen musste. Er rettete sich in die Selbstständigkeit. Für ihn war sein Leben ein Kampf um seine materielle Existenz, in dem er sich nur auf sich und seine Arbeitskraft verlassen konnte.

 

Ich habe Hinweise darauf, dass mein Vater in seinen Jugendjahren durchaus breitere und geistige Interessen gehabt hat. Aber die musste er aufgeben, um mit seinem Betrieb Erfolg zu haben.

 

Der Einstieg in seinen Betrieb wäre für mich die sichere Chance gewesen, die er sich selber mühsam erkämpfen musste. Dass ich das ablehnte, war für ihn unbegreiflich. Er hat es bis zu seinem Tod als Fehler angesehen. Aber auch als sein eigenes Versagen, dass er nicht genug Druck gemacht hatte, um mich zu meinem Glück zu zwingen.

[kurtchen]

@Nora1988

Was genau gibt es denn aus Sicht Deiner Familie am Studium an sich auszusetzen?

[Nora1988]

@kurtchen: Scheinbar hat es etwas damit zu tun, dass ich einen Job habe und das als unvereinbar mit dem Fernstudium angesehen wird und zusätzlich die "hohen Kosten" des Fernstudiums.

[Vica]

Hm, also bei meinen Eltern bzw. Herkunftsfamilie gewinnt man mit dem Thema Fernstudium auch keinen Blumentopf, deswegen habe ich das Erzählen darüber sehr schnell eingestellt. Selbst jetzt, in der Psychotherapeutenausbildung, erfahren sie gar nichts, außer die Tatsache, dass ich sie eben mache. Es interessiert sie dann manchmal, ob die Züge pünktlich fahren, ich schon angekommen bin und wie oft ich da noch hin "muss". Erstaunlicherweise kommt auch manchmal auch sowas wie Mitleid und Aussagen wie "irgendwann ist es vorbei", selbst für Dinge, für die man schwärmt. Aber inhaltlich kommt da kein zugewandtes Interesse, insofern zwinge ich auch keinem was auf. Es ist auch in Ordnung, sich nicht dafür zu interessieren.

Bei meiner Herkunftsfamilie steht das Thema Lernen aber auch nicht so hoch im Kurs, weil sie es mit dem vergleichen, wie es ihnen früher vorkam: Plackerei, Selbstzweifel, Begriffe, die man nicht versteht und einem eher erniedrigendem Gefühl. Eher unnötiger Krempel, den man nie wissen wollte, aber von anderen genötigt wurde, sich ihn in den Kopf zu hämmern. Außerdem wird theoretisches Lernen eher als lästige Abwesenheit praktischer Arbeit gesehen. 
Insofern fällt es schwer, sich vorzustellen, dass das alles für einen erfüllend sein kann. 
Hinzu kommen halt die üblichen Vorstellungen: Das kostet Geld, das kann ja nur Nepp sein usw. 
Deswegen reden wir darüber auch nicht :-).

Menschen mit positiver und progressiver Einstellung zum Thema Bildung, z.B. mein Mann, Schwiegereltern, mein Freundeskreis, Arbeitskollegen etc. finden bzw. fanden das Thema Fernstudium natürlich sehr spannend. Natürlich stößt man hier viel eher auf offene Ohren. Den positiven Effekt auf Kids kann ich auch bestätigen. 

Mit meinem Mann und den Kindern bespreche ich natürlich gerne Inhalte. 
Hinsichtlich Freundes-, Kollegen- und erweitertem Familienkreis je nachdem. Ich muss aber auch sagen, dass eine Selbstoffenbarung da meinerseits jetzt aber nicht stattfindet. Ich informiere darüber gelegentlich mal, so wie meine Freunde auch von ihren Schulleiter-Fortbildungen, Fachwirten etc. erzählen, die sie an die Arbeit dranhängen. Das sind aber nur kleine Anekdötchen :-).

LG
 

Bearbeitet 5. Januar von Vica