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Wie finanziert sich Fernstudium-Infos.de und warum ist das Konzept erfolgreich?


Markus Jung

Empfohlene Beiträge

Bis heute ist es für viele Menschen mit denen ich spreche oder Kontakt habe unvorstellbar, dass man von einem Projekt wie Fernstudium-Infos.de leben kann und ich werde immer wieder gefragt, wie das funktioniert. In diesem Beitrag werde ich versuchen, einige Einblicke zu geben, ohne zu sehr ins Detail bzw. in Internas zu gehen.

Zu diesem Artikel ist es aktuell durch Nachfragen im Zusammenhang mit einem Video gekommen, in dem ich das Büro von Fernstudium-Infos.de vorstelle.

Ich glaube, das Geheimnis warum ich mit Fernstudium-Infos.de Geld verdienen kann, liegt besonders darin, dass ich nicht vorhatte damit Geld zu verdienen :-)

Geschichte

Fernstudium-Infos.de bzw. die Vorgänger-Projekte sind entstanden, weil ich vor und während meines Informatik-Fernstudiums an der damaligen PFFH Darmstadt (heutige Wilhelm Büchner Hochschule) etwas Vergleichbares gesucht und nicht gefunden habe. Ich war dann selbst erstaunt, wie groß die Nachfrage nach solchen Informationen und dem Austausch darüber war und wie gut das Angebot angenommen wurde. Damit sind dann aber auch die Kosten gestiegen und auch wenn ich mit der Sache ursprünglich keine finanziellen Interessen verfolgt hatte, so wollte ich doch auch nicht “zubuttern”. In der Zeit bin ich dann auf das Konzept von Google AdSense aufmerksam geworden, was mir insbesondere dadurch gefallen hatte, das keine Investitionen notwendig waren und die Abwicklung (Akquise von Kunden, Auswahl der Anzeigen, Abrechnung etc.) von Google übernommen wurde. Etwas suspekt war mir das damalige Zahlungskonzept - es gab noch Schecks original aus den USA und in Dollar ausgestellt. Außerdem war es nötig, um AdSense nutzen zu dürfen ein Gewerbe anzumelden und da ich nichts mauscheln wollte, habe ich das dann auch getan, auch wenn ich den Aufwand für übertrieben hielt. Die Einnahmen waren vom ersten Monat an höher als ich erwartet hatten und neben der Deckung der Server-Kosten blieb auch von Anfang an ein kleines Taschengeld übrig. Das war eine feine Sache, da ich zu dem Zeitpunkt ja noch Angestellter war und somit ein festes Einkommen sicher hatte.

In der Folgezeit habe ich Fernstudium-Infos.de weiter ausgebaut und es kamen weitere Finanzierungsmodelle hinzu. So habe ich auch ausgewählte Affiliate-Programme eingebunden, bei denen eine Abrechnung nach den über die Seite angeforderten Infomaterialien und ggf. Vertragsabschlüssen erfolgt. Auch hier habe ich aber immer darauf geachtet, dass die Einbindung in transparenter Form erfolgte und die Besucher nicht auf diese Links gedrängt wurden, wie es auf vielen Portalen der Fall ist.

Außerdem habe ich erste Kontakte zu den Anbietern geknüpft, nachgefragt und bin auch den wichtigen Verbänden beigetreten. Über den Austausch haben sich dann auch erste Anfragen nach individuellen Anzeigen-Buchungen bei Fernstudium-Infos.de ergeben, welche die dritte wesentliche Einnahmen-Quelle darstellen.

Der Aufwand für die Betreuung der Foren, die technische Abwicklung, die redaktionellen Arbeiten und auch den ganzen Verwaltungskram (ich habe früher inklusive Buchhaltung alles alleine gemacht) wurde immer größer. Außerdem habe ich versucht, mich auch ständig weiter zu informieren und weiterzubilden (Steuern, Internet, Journalismus etc.), was den Zeitaufwand irgendwann so groß werden lies, dass ich das Projekt nebenberuflich nicht mehr viel länger hätte in dem Umfang fortführen können.

Ich stand also vor der Entscheidung zu reduzieren, oder es zum Mittelpunkt meiner Tätigkeit zu machen. Aufgrund von Veränderungen in den beruflichen Rahmenbedingungen als Angestellter bot sich ein Wechsel in die Selbstständigkeit an, und ich haben den Schritt (Ende 2006) nicht bereut und Fernstudium-Infos.de Markus Jung e. K. gegründet und ins Handelsregister eintragen lassen.

Konzept

Ich glaube, es gibt nicht den Grund, warum Fernstudium-Infos.de so erfolgreich war (und hoffentlich auch noch lange bleiben wird), sondern viele Gründe. Auf einige möchte ich gerne eingehen:

1. Glück: Ich glaube, es war schon ein bisschen Glück, dass ich zum richtigen Zeitpunkt die richtige Idee hatte, als es auf dem Gebiet eine große Nachfrage, aber quasi kaum Konkurrenz gab. Auch die Anbieter waren noch nicht so aktiv im Internet wie heute, so dass meine Seiten schon recht früh seht gut in den Suchmaschinen gelistet wurden. Heute ein solche Projekt zu starten, ist deutlich schwieriger.

2. Echtes Interesse: Bei mir stand immer das echte Interesse am Thema Fernstudium und an den Menschen, die ein Fernstudium in Erwägung ziehen im Mittelpunkt. Das Geld verdienen hat sich wie geschildert eher als Nebeneffekt eingestellt. So habe ich die Tätigkeit auch nicht als Arbeit gesehen und auf die Uhr geschaut etc.

3. Positive Atmosphäre: Im Vergleich zu vielen anderen Communities (nicht bezogen auf das Fernstudium) hat bei Fernstudium-Infos.de immer schon ein sehr positives Miteinander statt gefunden und der Wunsch, sich gegenseitig zu unterstützen - trotz der durch das Fernstudium auch für einen selbst nur eingeschränkt zur Verfügung stehenden Zeit. Das hat dazu geführt, dass viele Besucher gerne immer wieder kommen.

4. Langsames Tempo: Ich bin immer langsam Stück für Stück vorgegangen und das Gewerbe und später die Firma hat jeden einzelnen Monat schwarze Zahlen geschrieben und ich musste nie etwas finanzieren, eigenes Geld investieren oder auf Business Angels hoffen. Dadurch konnte ich natürlich auch keine großen Sprünge machen.

5. Ständige Verfügbarkeit: Anfragen wurden stets sehr kurzfristig beantwortet und auch wenn es einmal Probleme mit Beiträgen gab, wurde hier schnell eine Lösung gesucht.

6. Geringe Kosten: Zu Beginn habe ich alles selbst gemacht und an Kosten hatte ich außer dem PC und Server-Kosten fast nichts. Hinzu kommt das Heimbüro, dass zum einen kaum zusätzliche Kosten verursacht und außerdem auch Wegkosten vermeiden hilft. Von der Zeitersparnis ganz abgesehen. Erst nach und nach kamen Investitionen für Werbung etc. hinzu und mittlerweile habe ich auch verschiedene Aufgaben nach außen vergeben, wie zum Beispiel die Buchhaltung oder ein Presse-Büro. Um meine Kernkompetenzen habe ich mich aber immer selbst gekümmert und zum Beispiel Texte im Forum nicht von Textern erstellen lassen etc., die ggf. nur oberflächliche Kenntnisse von der Materie haben. Kosten sparen heißt für mich aber auch, dass es nicht immer alles in der super-noblen Ausstattung sein muss. Einige Dinge sind mir sehr wichtig, zum Beispiel ein (!) guter Monitor oder ein guter Stuhl. Aber Visitenkarten müssen für mich nicht vielfarbig in Hochglanz sein usw. Hier habe ich mich schon oft bei Startup-Unternehmern gewundert, was für ein Geld für zwar repräsentative, aber eigentlich für die Aufgabe der Firma nicht entscheidend wichtige Dinge ausgegeben wurde.

7. Ausprobieren: Einer der Hauptgründe, warum es mich in die Selbstständigkeit gezogen hat war es, selbst Dinge ausprobieren zu können, ohne ständig gebremst zu werden, auch wenn man damit dann selbst die Verantwortung trägt. Das ging einige Male total schief und ich habe auch richtig Leergeld bezahlt, aber Etliches hat sich auch bewährt. Ich finde die Möglichkeiten des Internets und des Web 2.0 faszinierend und teste auch dort vieles an.

8. Vorwissen/Weiterbildung: Für meien Tätigkeit kommt mir fast alles, was ich vorher gemacht habe sehr zu Gute. Die Zeit auf dem Gymnasium hat mir zumindest dabei geholfen, einen selbstständigen Arbeitsstil zu entwickeln. Die kaufmännische Ausbildung hat mir Grundlagen für das kaufmännische Denken und auch Grundbegriffe etc. vermittelt. Im Job habe ich oft in Projekten an Schnittstellenpositionen gearbeitet, an denen es darum ging, unterschiedliche Interessen zusammen zu bringen. Außerdem konnte ich auch an zahlreichen guten Seminaren teilnehmen, die ich mir selbstfinanziert gar nicht leisten könnte. Das Informatik-Studium nutzt mir heute teilweise fachlich, besonders hat mich dieses aber auch die Selbstdisziplin und das selbstorganisiere Arbeiten gelernt. Geschrieben und nachgefragt habe ich immer schon gerne, aber der Journalismus-Fernkurs hat hier das Ganze auf eine solidere Basis gestellt, zum Beispiel was die rechtlichen Hintergründe angeht. Und auch der aktuelle Fernlehrgang des Forum DistancE-Learning (Diploma in Distance Education) hilft mir wieder, Hintergründe besser zu verstehen.

9. Präsenz: Da mich das Thema Fernstudium selbst so interessiert und ich ein Interesse habe, anderen Menschen bei Fragen zum Thema Fernstudium zu helfen, bin ich nicht nur bei Fernstudium-Infos.de präsent, sondern auch auf vielen anderen Seiten (zum Beispiel bei XING oder guteFrage.net, Twitter usw.) - und zwar ohne nur darauf aus zu sein, Links zu Fernstudium-Infos.de zu platzieren - auch wenn das dort, wo es passt, natürlich mit dazu gehört. Dieser Punkt ist sicher nicht zu unterschätzen.

Verdienst

Ja, ich kann im wesentlichen von Fernstudium-Infos.de leben, auch wenn es noch ein paar Nebeneinnahmen gibt (zum Beispiel das Fernstudium-Buch und ich war auch schon als Dozent oder Berater tätig). Aber es ist nun auch nicht so, dass ich dabei nun “reich” werden würde - besonders nicht wenn ich auf die geleistete Jahresarbeitszeit schaue. Bei aller sonstigen Transparenz werde ich hier keine Zahlen nennen. Aber zumindest so viel: Hätte ich meine Tätigkeit als Versicherungskaufmann beibehalten, hätte ich heute neben mehr Sicherheit und kürzeren Arbeitszeiten auch zumindest nicht weniger Geld im Portmornaie - besonders da als Selbstständiger ja auch alle Kosten und Risiken (Sozialversicherung usw.) alleine zu tragen sind. Da wird einem erst mit der Zeit bewusst, was Firmen und der Staat hier für Angestellte zusätzlich leisten. Bereut habe ich den Schritt aber trotzdem noch nie.

Rechtsform

Ich bin auch gefragt worden, warum ich als Rechtsform den eingetragenen Kaufmann (e. K.) gewählt habe. Im Grunde hätte ich es ja auch als Einzelunternehmer belassen können. Aber ich wollte eine Firmierung haben, die deutlich macht, worum es geht. “Fernstudium-Infos.de e. K.” wäre mein Wunsch gewesen, dem fehlte aber angeblich die Unterscheidungskraft, da rein beschreibend, so dass ich das Markus Jung mit dazu genommen habe - so entstand die etwas lange Bezeichnung "Fernstudium-Infos.de Markus Jung e. K.". Außerdem denke ich und habe dies auch erlebt, das ein ins Handelsregister eingetragenes Unternehmen mit persönlichem (und dazu auch noch persönlich haftendem) Ansprechpartner bei Geschäftspartnern einen seriösen Eindruck vermittelt und Vertrauen schafft. Um das Risiko zu reduzieren, habe ich schon einige Male an die Umwandlung in eine GmbH gedacht, diesen Schritt aber zumindest bisher aus verschiedenen Gründen nicht getan.

Business Plan

Auch nach meinem Business Plan oder Business Konzept bin ich schon einige Male gefragt worden. Da ich noch nie Fremdkapital für die Firma benötigt habe, hat es einen solchen formalen Plan noch nicht gegeben. Was es aber gibt, sind ständig neue (schriftliche) Überlegungen, ob das was ich mache noch das richtige ist, und wo Anpassungen notwendig sind. Dabei geht es immer häufiger auch darum, die Zeit als knappe Ressource effizient zu nutzen.

So, vielleicht konnte ich damit ja manche Fragen beantworten - ansonsten stehe ich natürlich für alle Rückfragen gerne zur Verfügung.

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Und vielleicht hast Du ja (irgendwann mal...) wieder Lust auf ein Buchprojekt, das dann helfen könnte, Dich noch er-heb-lich reicher zu machen?

Damit das gelingen könnte, sollten wir uns dann vielleicht doch eher auf Harry Potter II konzentrieren, statt auf einen Ratgeber ;-) Reicher hat mich das Buchprojekt aber auf jeden Fall jetzt schon gemacht - es gibt ja zum Glück nicht nur finanziellen Reichtum :-) Und eine spannende Erfahrung war es allemal.

Viele Grüße

Markus

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Vielen Dank für die Offenheit und den sehr interessanten Hintergrundbericht.

Was die Kriterien zur Rechtsform-Wahl angeht stimm ich dir zu, weise aber darauf hin das man als Einzelunternehmer natürlich auch uneingeschränkt persönlich haftet.

Die Eintragung in das Handelsregister bringt durchaus auch Nachteile mit sich genannt werden können da unter anderem die höheren Gründungskosten sowie die Bilanzierungspflicht.

Letztere ist nachtülich je nach Sichtweise auch von Vorteil da bei entsprechend ordnungsgemäßer Führung jederzeit ein optimaler Überblick gesichert wird.

Aber hier gab es auch eine Gesetzesreform die Bilanzierung ist nun an gewisse Umsatzgrenzen gebunden.

Die Publizitätspflicht ist für diese Rechtsform ebenfalls nicht relevant, was natürlich auch je nach Perspektive ein Vorteil ist.

Ich merke gerade das ich enorm abschweife entschuldigung.

Nochmals ich finde es toll das du dich geöffnet hast und so ausführlich auf unsere Fragen eingegangen bist.

Für dein Unternehmen wünsche ich dir weiterhin viel Erfolg !

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Ja, die uneingeschränkte persönliche Haftung war in der Tat einer der Punkte, warum ich mir den Wechsel zu einer GmbH überlegt hatte. Aber auch da ist man ja nicht unbedingt aus der persönlichen Haftung heraus. Ja, die Gründungskosten waren durch den benötigten Notar und die Gerichtskosten höher, aber trotzdem noch überschaubar. Bilanz statt GuV - hat mir am Anfang, als ich das noch selbst gemacht habe etwas Kopfzerbrechen bereitet aber mittlerweile sind es zum Glück "nur" noch die etwas höheren Kosten für den Steuerberater und ich genieße in der Tat die Transparenz, die ich so über die Finanzen im Unternehmen habe. Und ich bin auch ganz glücklich damit, keinen Geschäftsbericht erstellen und veröffentlichen zu müssen - fände ich als 1-Mann-Unternehmen auch recht überzogen ;-) Ich danke Dir auf jeden Fall für Deine Rückmeldungen.

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vielen Dank für die Infos, Markus. War sehr interessant und aufschlussreich.

und ich denke, da es sich um eine Tätigkeit handelt, die dich interessiert, dir Spass macht und dir Möglichkeiten bietet, die du als Angestellter so wohl nicht hättest, fällt die eine oder andere "Überstunde" wohl nicht so schwer als wenn das Gegenteil der Fall wäre :) (ohne den Aufwand und die Mühe jetzt herabwürdigen zu wollen)

Die Art und Weise, wie du deine Existenz gegründet hast, ist wohl recht ideal - zunächst die Angestelltenposition, die den Lebensunterhalt sicherstellt und nun, wo es "läuft" keine Kredite und niedrige monatliche Kosten...:thumbup:

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