Zum Inhalt springen

Wann ist jemand studierfähig?


KanzlerCoaching

Empfohlene Beiträge

Der Artikel ist ein Rant.

Die Person sieht ein Problem, nämlich dass Dinge nicht mehr so funktionieren, wie sie bisher funktioniert haben. Er stellt fest, dass sich Dinge verändert haben. Er sieht keinen Grund, auf seiner Weise etwas zu verändern. Was, wie schon mehrfach in diesem Fred geschrieben genau eines der Dinge ist, die er bei anderen bemängelt.

 

Die Frage ist, liegt er mit seinem Standpunkt richtig?

 

Und hier kommen wir dann wieder in den Bereich, in dem aktuell nicht mal wirklich klar ist, worüber geredet wird. Studienfähigkeit ist ein sehr weicher Begriff, der in verschiedenen Bereichen anders definiert wird.

 

Aus Sich des Autors haben die Studierenden aktuell nicht mehr den Level, den er früher gewohnt war.

Gehen wir mal davon aus, dass dieser Level, wie auch immer dieser definiert sein mag, ein damals akzeptabler Level war.

In diesem Fall wäre eine Anpassung von Seiten der Hochschule ein Absenken des Niveaus. 

 

Problematisch ist, dass vieles in seiner Erzählung ist. Ist es eine absolute oder relative Verschlechterung? Wenn er jetzt mehr Studierende hat, und davon ein paar negativ herausstechen, dann wäre dies etwas anderes, als bei einem gleichbleibenden Interesse am Studiengang. Ebenso wenn die Zahlen zurückgegangen wären.

 

Ausgehend von einer eher emotionalen Erzählung ist es recht schwer objektiv darüber zu diskutieren, weil dafür die Grundlagen fehlen. Der diskutierte Begriff selbst ist unscharf. Der Autor springt von Thema zu Thema und verallgemeinert seine Erfahrungen. Was, zieht man die Art des Artikels in Betracht, auch nachvollziehbar ist. Allerdings ist dieser, aus den den gleichen Gründen, eben keine Grundlage für eine sachliche Diskussion.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Anzeige: (wird für registrierte Benutzer ausgeblendet)

vor 1 Stunde schrieb unrockbar:

Ist die Freiheit des Studiums überfordernder als die Strukturen in der Lehre? Oder tragen Leute mit viel Neugierde/Wissensdrang auch den gesamten Weltenschmerz auf ihren Schultern?

 

 

 

Sehe ich schon so.

Ich kann beides beurteilen: Ich habe eine Berufsausbildung in einem Verwaltungsberuf abgeschlossen und arbeite seit fast 15 Jahren an einer Hochschule.

Während es so was wie Konkurrenzdenken bei Auszubildenden seltener gibt, ist das an der Uni vollkommen normal. Da findet man dann in der Bibliothek Lehrbücher über Jura oder Medizin, wo die Seiten heraus gerissen worden sind...Über die Gründe kann man natürlich spekulieren.

 

Und überhaupt ist es vom Umfang her etwas ganz anderes.

Bei den Geisteswissenschaften nicht so sehr wie bei den MINT-Fächern. Eine Bekannte von mir hat Chemie studiert, abgebrochen und dann eine 2jährige Ausbildung zur PTA (pharmazeutisch-technischen Assistentin gemacht). Sie sagte, dass alles was sie in den 2 Jahren gelernt hat, dem Umfang der Vorbereitung einer einzigen Chemie-Klausur entsprechen würde. Dementsprechend hat sie natürlich auch gut abgeschnitten.

 

Während den 15 Jahren habe ich auch schon 3 Selbstmorde von Studierenden "miterlebt", weil sie nur nicht dem Druck des Studiums nicht mehr standgehalten haben, sondern weil sie den Erwartungen der Eltern auch nicht mehr entsprechen konnten, die in der Regel selbst oft Akademiker sind und erwarten, dass ihr Kind eine ähnliche Karriere wie sie selbst hinlegen..

Bearbeitet von Zollstock
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 7 Stunden schrieb DerLenny:

Allerdings ist dieser, aus den den gleichen Gründen, eben keine Grundlage für eine sachliche Diskussion.

 

 

Eine Grundlage für eine sachliche Diskussion kann das schon sein. Wenn keine objektiven Daten über die letzten Jahrzehnte vorliegen, kann trotzdem über individuelle Erfahrungen, Wahrnehmungen und Einstellungen gesprochen werden. Verschiedene Perspektiven können eingenommen werden und so besteht die Möglichkeit, innerhalb einer solchen sachlich geführten Diskussion die eigenen Einstellungen im Austausch mit anderen zu reflektieren. Ziel kann ja eine multiperspektivische Betrachtungsweise sein, um den eigenen Horizont zu erweitern.

 

Und einen Perspektivenwechsel möchte ich hier noch einbringen. Ich kann zum Teil verstehen, dass der Autor der Ansicht ist, die Qualität nehme ab. Aber andererseits steigt das Bildungsniveau der Gesellschaft. Ich denke, für besonders begabte Studenten lassen sich trotzdem noch Möglichkeiten finden, diese zu fördern. Und vom Rest der Studenten kann der Professor ja denken, was er will, solange er seinen Job gut macht. 

 

Ich sehe gerade... der Autor hat einen Lehrstuhl in Bildungswissenschaften inne und ist am Zentrum für Lehrerbildung tätig. Gerade die Ausbildung von zukünftigen Lehrern empfinden manche Professoren als lästig. Lehrer gehen i.d.R. nunmal nicht in die Forschung und sie brauchen in ihrer Ausbildung Inhalte, die sie wirklich auf ihre Tätigkeiten vorbereitet. Und hier behaupte ich mal, dass es noch eine Lücke gibt zwischen Ausbildung und späterer Tätigkeit. Und abhängig davon, ob man beispielsweise Lehramtsstudenten vor sich hat, die Mathematik und Physik studieren, kann nicht zwingend davon ausgegangen werden, dass eben diese Studenten auch Profis sind, Texte der historischen Erziehungswissenschaft so zu analysieren und zu verstehen, wie es sich ein Bildungswissenschaftler wünscht, der selbst Germanistik, Philosophie und Geschichte studiert hat 🙄

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 8 Stunden schrieb Zollstock:

Während es so was wie Konkurrenzdenken bei Auszubildenden seltener gibt, ist das an der Uni vollkommen normal. Da findet man dann in der Bibliothek Lehrbücher über Jura oder Medizin, wo die Seiten heraus gerissen worden sind...Über die Gründe kann man natürlich spekulieren.

 

Den Grund hast Du bereits selber genannt: Konkurrenzdenken. Und ja, herausgerissene (oder geschwärzte)  Seiten findet man besonders häufig bei Jura- oder BWL-Studenten. 

 

Bei MINT-Studierenden wirst Du das weniger bis gar nicht finden. Erstens ist die Konkurrenz dort geringer (weniger Studierende in Hammerfächern wie Informatik, Mathematik, Physik, Chemie oder Elektrotechnik, sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt usw.). Zweitens ist man in MINT-Fächern wohl mehr auf Team-Arbeit angewiesen, weil sich solche Studiengänge ganz im Alleingang schlecht bewältigen lassen; d.h. man ist dort mehr auf die Hilfe von Mitstudierenden angewiesen. Drum wird unter MINT-Studierenden noch eher ein Geben-und-Nehmen gepflegt. 

 

Außerdem scheint mir die Ellenbogenmentalität und die Ich-Bezogenheit z.B. bei BWL-Studenten stärker ausgeprägt als in den Geistes-, Sozial-, Natur- oder Ingenieurwissenschaften. Das gilt sicher nicht für alle BWL-Studenten/-Studentinnen, aber doch immerhin für so viele, dass man fast schon 'ne Regel raus machen kann. 

 

 

vor 8 Stunden schrieb Zollstock:

Eine Bekannte von mir hat Chemie studiert, abgebrochen und dann eine 2jährige Ausbildung zur PTA (pharmazeutisch-technischen Assistentin gemacht). Sie sagte, dass alles was sie in den 2 Jahren gelernt hat, dem Umfang der Vorbereitung einer einzigen Chemie-Klausur entsprechen würde. Dementsprechend hat sie natürlich auch gut abgeschnitten.

 

Das kann wohl sein. Ein Nachbarjunge von mir studiert Chemie auf Bachelor an der Uni Münster. Der hatte auf der Schule Chemie als Leistungskurs. Er meinte, die Chemie-Inhalte, die er in der kompletten gymnasialen Oberstufe hatte, wären zu Beginn des Studiums (die erste Uni-Woche im ersten Semester) Bestandteil der ersten beiden Chemie-Vorlesungen gewesen. Ab der dritten Vorlesung (zu Beginn der zweiten Woche) kam schon was Neues - und Schwierigeres. 😎

 

MINT-Studiengänge sind grundsätzlich schwer. Habe neulich noch eine Untersuchung gelesen. Demnach leiden knapp 2/3, also der Großteil, aller MINT-Studierende unter einem Lern-Burnout. Kein Vergleich mit den Lehramts-Studenten, welche gefühlt dreimal die Woche Party machen. Kenne da auch so einen Fall. Der studiert Geographie und Sport auf Haupt- und Realschullehramt (Sekundarstufe 1). Wenn der nicht gerade in der Mucki-Bude ist oder auf der Sonnenbank liegt,, zockt er die meiste Zeit (Videospiele). 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Am 6.4.2022 um 16:23 schrieb unrockbar:

Die Studis der 70er, 80er und 90er waren ganz sicher noch andere, als sie es heutzutage sind. 

 

Gewiss. Allerdings nicht unbedingt im positiven Sinne. Insbesondere die Studis der 60er und 70er Jahre haben es noch locker angehen lassen. Da waren für einen Diplom- oder Magisterstudiengang an der Uni 8 bis 9 Semester Regelstudienzeit angegeben, und die Herrschaften haben sich dann nach dem 18sten oder 19sten Semester langsam mal zur Prüfung bequemt. Heute kämen solche Langzeitstudenten nicht einmal mehr in die engere Auswahl (es sei denn, sie studieren Fächer, die extrem nachgefragt sind). 

 

Hauptgrund war, dass die damaligen Studenten praktisch noch in die offenen Stellen hineinstudieren konnten. Es gab wesentlich weniger Abiturienten (1965: ca. 6 % eines Schülerjahrgangs, 2020: ca. 53 %) , Studierende, Akademiker; sogar Absolventen der Geistes- und Sozialwissenschaften kamen leicht auf dem Arbeitsmarkt unter. Dies ist - insbesondere in den vorgenannten Disziplinen ("Brotlose Künste")  - heute nicht mehr so. 

 

Die Paradoxie besteht für mich darin, dass - neben der veränderten Arbeitsmarktsituation - ausgerechnet die "Vermassung" (immer mehr Abiturienten/Akademiker und die daraus resultierende Bildungsinflation ) zur verstärkten Selektion geführt hat. Wer 1967 Abitur einen Notendurchschnitt von 4,0 erzielte, der konnte damit hierzulande alles machen, sogar Medizin studieren. Wer heutzutage ein Abitur mit 1,8 macht, kann nicht mehr Medizin studieren (jedenfalls nicht, wenn er direkt über den Abi-Schnitt an einen Studienplatz kommen will). Und je nach Hochschule und Studiengang kann er mit 1,8 auch viele andere Fächer nicht mehr ohne Weiteres studieren (meine Angaben beziehen sich auf Präsenzhochschulen, denn die Fernhochschulen sind ja vom NC ausgenommen). 

 

So gesehen ist unser heutiges Bildungssystem nicht weniger selektiv als vor 50 oder 60 Jahren. Die Selektion läuft nur anders. Sie kommt quasi äußerst perfide durch die Seitentür, sei es in Form von NCs oder irgendwelchen abenteuerlichen Einstellungstests, die so konzipiert sind, dass dort > 90 % durchfallen. 

 

"Das schöne Studenten-Leben?" - Dass ich nicht lache! Wo man auch hinsieht: Nur noch gehetzte Gesichter und eine ständige Jagd nach Punkten/(Best-)Noten. Und wer die Regelstudienzeit um ein oder zwei Semester überzogen hat, wird schon schief abgekuckt und als "Bummel-Student" kategorisiert. Fürchte nur, dass "Bildung" dabei zu kurz kommt.

 

Ich meine: Wer lediglich das Nötigste für die Prüfungen lernt (weil er für angrenzende Themenbereiche keine Zeit mehr hat) und nur für die Brieftasche bzw. den Arbeitsmarkt studiert, ist sicher nicht das, was man unter einem Bildungsbürger versteht. Er ist genau das, was ein Akademiker nicht sein sollte: Er ist ein Markierer. Sein Wissen ist ein markiertes Wissen. Finde diese Entwicklung außerordentlich bedenklich. Da hatten frühere Studenten-Generationen sicherlich mehr Spaß. Und gelernt haben sie vermutlich auch mehr. 

Bearbeitet von AbiFreak
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 11 Stunden schrieb AbiFreak:

Wer 1967 Abitur einen Notendurchschnitt von 4,0 erzielte, der konnte damit hierzulande alles machen, sogar Medizin studieren. 

 

Der NC wurde 1968 eingeführt. Das zeigt, das auch 1967 die Anzahl der Studienplätze begrenzt war und das "alles studieren" so einfach nicht stimmt. Auch die Bummelstudenten mit den 17 und 18 Semestern waren die Ausnahme und nicht die Regel, so wie Sie sie hier darstellen.

 

Warum Unternehmen zu Einstellungstests bei der Personalauswahl greifen, ist ein ganz anderes Thema. Haben Sie schon mal drüber nachgedacht, dass es daran liegen könnte, dass Zeugnisse aller Art nicht (mehr) aussagefähig genug sind?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 13 Stunden schrieb AbiFreak:

Zweitens ist man in MINT-Fächern wohl mehr auf Team-Arbeit angewiesen, weil sich solche Studiengänge ganz im Alleingang schlecht bewältigen lassen; d.h. man ist dort mehr auf die Hilfe von Mitstudierenden angewiesen. Drum wird unter MINT-Studierenden noch eher ein Geben-und-Nehmen gepflegt. 

 

Wo nimmst du das denn her? Da fällt mir ein alter Witz zu ein ...

 

Zitat

Was ist der Unterschied zwischen einem introvertierten und einem extrovertierten Mathematiker?
Der extrovertierte Mathematiker schaut beim Sprechen auf deine Schuhe.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor einer Stunde schrieb KanzlerCoaching:

 

Warum Unternehmen zu Einstellungstests bei der Personalauswahl greifen, ist ein ganz anderes Thema. Haben Sie schon mal drüber nachgedacht, dass es daran liegen könnte, dass Zeugnisse aller Art nicht (mehr) aussagefähig genug sind?

Wobei das aber schon sehr lange so ist. Selbst als ich mich vor fast 20 Jahren für meine Ausbildung beworben habe, musste ich einen Einstellungstest machen. Das ist also nichts, was man erst seit den letzten Jahren kennen würde.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 9 Minuten schrieb Zollstock:

Wobei das aber schon sehr lange so ist. Selbst als ich mich vor fast 20 Jahren für meine Ausbildung beworben habe, musste ich einen Einstellungstest machen. Das ist also nichts, was man erst seit den letzten Jahren kennen würde.

 

Eben. Und deswegen sollte es Abifreak auch nicht in die Diskussion hier einbringen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gast
Dieses Thema wurde nun für weitere Antworten gesperrt.



×
  • Neu erstellen...