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Biegt Weiterbildung "krumme" Lebensläufe gerade?


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Ich begreife das mit den 'krummen Lebensläufen' noch nicht so ganz. Wenn ich mir als genannte Gruppe die "Frauen mit Kindern" anschaue - die haben doch entweder Qualifikation, oder sie haben sie nicht - oder sehe ich da was falsch? Ob ein Wiedereinstieg in den Beruf nach einigen Jahrne Kinderpause klappt hängt doch ganz stark von dser wirtschaftlichen Gesamtlage ab - und die kann ich mit einem Fernstudium nicht beeinflussen. Was ich kann ist mittels Fernstudium zeigen, dass ich auch während Kinderpause den Anschluss an meine einmal erworbene Qualifikation, sei sie nun beruflich oder akademisch, zu halten. Habe ich aber von vornherein keine Qualifikation, habe ich also nach abgebrochener Schulausbildung Hilfsarbeiten verichtet, dann ein Kind bekommen, und will jetzt in einen White Collar Job, dann wird es sicherlich, Ferstudium hin oder her, schwieriger. Aber auch dann ist es doch nicht das Kind, was meinen Lebenslauf 'krumm' gemacht hat, oder sehe ich da was falsch?

Grundsätzlich denke ich ja, dass der Einstiegsgedanke: 'Ich mache jetzt mal ein (Fern)studium, dann klappts auch auf dem Arbeitsmarkt' falsch ist. Ich schätze es ist klüger sich zu überlegen: 'was will ich?' Und dann schauen, was die Voraussetzungen für das Erreichen dieses Ziels ist. Das kann dann ein Studium sein, oder eine Ausbildung, oder sonst was. Und dann macht man's halt.

Ich denke, dass nicht das Fernstudium generell 'alles gut' macht. Da sollte schon ein Gedanke dahinter stecken, was genau man mit diesem Studiengang bezweckt. Der Gedanke: 'ich weiss mit 40 immer noch nicht wo ich hinwill, kann meinen Job als Tischler aber nicht leiden, deswegen habe ich jetzt mal Sozialpädagogik studiert, würden Sie mich bitte einstellen?' Kommt sicherlich nicht so gut an wie: "Ich bin jetzt 40, habe als Tischler im Unternehmen X in unserer Ausbildungsabteilung mit den Lehrlingen gearbeitet und dabei gemerkt, wie wichtig die Arbeit gerade auch mit sogenannten schwierigen Jugendlichen ist. Um mein Wissen in diesem Bereich zu vertiefen habe ich dann Sozialpadogik studiert und möchte jetzt voll in diesem Bereich arbeiten."

Ich denke, es ist wichtig, dass man eine Idee hat (und kommunizieren kann) was man mit welchem Ziel macht / gemacht hat. Und das kann ja durchaus was anderes als die zwanzig Jahre zuvor sein, aber auch dann sollte man begründen können warum man das jetzt will. Ich denke, das beeindruckt Arbeitgeber mehr als 'Ich hab dann mal ein Studium gemacht, weil Studium ja irgendwie gut ist, oder?'

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Grundsätzlich denke ich ja, dass der Einstiegsgedanke: 'Ich mache jetzt mal ein (Fern)studium, dann klappts auch auf dem Arbeitsmarkt' falsch ist. Ich schätze es ist klüger sich zu überlegen: 'was will ich?' Und dann schauen, was die Voraussetzungen für das Erreichen dieses Ziels ist. Das kann dann ein Studium sein, oder eine Ausbildung, oder sonst was. Und dann macht man's halt.

Ich denke, dass nicht das Fernstudium generell 'alles gut' macht. Da sollte schon ein Gedanke dahinter stecken, was genau man mit diesem Studiengang bezweckt. Der Gedanke: 'ich weiss mit 40 immer noch nicht wo ich hinwill, kann meinen Job als Tischler aber nicht leiden, deswegen habe ich jetzt mal Sozialpädagogik studiert, würden Sie mich bitte einstellen?' Kommt sicherlich nicht so gut an wie: "Ich bin jetzt 40, habe als Tischler im Unternehmen X in unserer Ausbildungsabteilung mit den Lehrlingen gearbeitet und dabei gemerkt, wie wichtig die Arbeit gerade auch mit sogenannten schwierigen Jugendlichen ist. Um mein Wissen in diesem Bereich zu vertiefen habe ich dann Sozialpadogik studiert und möchte jetzt voll in diesem Bereich arbeiten."

Aus meiner Sicht ist es durchaus o.k., wenn jemand seinen Job "nicht (mehr) leiden" kann und deshalb etwas Neues anfängt. Ich kenne z.B. zwei Sozialarbeiter/-pädagogen, die vorher eine Schlosser-Ausbildung gemacht haben. Gut, die haben sich schon gleich nach Abschluss der Ausbildung umorientiert. Der eine davon hat dann auch noch sein Studium schlüren lassen, irgendwann aber doch noch die Kurve gekriegt, eine Ausbildung zum Ergotherapeuten gemacht und als bester seines Jahrgangs abgeschlossen. Seitdem arbeitet er in dem Bereich.

Daneben gibt es auch noch die Möglichkeit, dass jemand sein Berufsfeld zwar prinzipiell leiden kann, aber nicht seinen Job. Die Möglichkeit, einen besseren Job zu bekommen, hängt auch nicht nur an individuellen Voraussetzungen wie Fähigkeiten, Ehrgeiz, Einsatz. Die äußeren Rahmenbedingungen spielen schon auch eine Rolle.

Bei mir z.B. war der Lebenslauf bis zum Ende meines Aufbaustudiums einigermaßen glatt: erst brotlose Künste studiert, dann Journalistik und fünf Praktika absolviert. Danach bin ich dann ganz unten eingestiegen und auch geblieben. Gründe: mangelnde Fähigkeit, Klinken zu putzen; zur falschen Zeit am falschen Ort; zu wenig Flexibilität (keine Bemühungen um PR-Jobs; das Gegenteil von Journalismus); aber auch: Anzeigenkrise, Platzen der Online-Blase (Ausweichmöglichkeit Online-Redakteur fiel weg) etc. Weitere Gründe, mit 40 noch mal ein Informatik-Fernstudium anzufangen: riesige Konkurrenz auf einem schrumpfenden Arbeitsmarkt (d.h. als Freiberufler); sinkende Honorare; keine Aussicht auf Besserung; "Bore-out-Syndrom" aufgrund des Zwanges, nur Paria-Jobs erledigen zu dürfen.

Ich frage mich daher öfters mal, ob wohl alle Personaler so denken wie oben beschrieben: D.h., wenn ich bisher keine "Karriere" gemacht habe, muss ich wohl doof und/oder faul sein. Und egal wie gut ich mein jetziges Studium abschließe, ich bin sowieso als Loser abgestempelt.

Sollten wirklich alle so denken, dann wäre es wohl besser, zu hartzen und eine Umschulung zum Straßenkehrer zu machen, mich autodiktisch zum Bankräuber umzuschulen oder mir gleich die Kugel zu geben. "Abgehängtes Prekariat" nennt man das wohl.

Also bleibt mir nichts anderes übrig, als zu hoffen, trotzdem irgendwie noch mal Land zu sehen, gerne auch im Ausland und/oder als Freelancer.

Also: Denken alle Personaler so?

Und warum denken viele/alle so?

Ist es vielleicht die Angst vor unbequemen Persönlichkeiten, die womöglich eine eigene Meinung haben? Mir fällt da der Jura-Professor einer deutschen Uni ein, der einmal in einem Interview sagte, bei ihm hätten Leute mit IQ > 130 keine Chance, da Querdenker und "Spinner" nur den Betrieb durcheinander bringen würden.

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Ich glaube, du hast mein Post missverstanden ...

Aus meiner Sicht ist es durchaus o.k., wenn jemand seinen Job "nicht (mehr) leiden" kann und deshalb etwas Neues anfängt.

Aus meiner ganz persönlichen Sicht ja auch. Ein Personaler aber investiert Zeit und Aufwand und wahrscheinlich auch Geld in mich, ich kann schon nachvollziehen das da nach dem Grund für den Wechsel gefragt wird, und jemand der dann keine klare Ansage machen kann, ist halt für den Betrieb auch ein Risiko.

Bei mir z.B. war der Lebenslauf bis zum Ende meines Aufbaustudiums einigermaßen glatt: erst brotlose Künste studiert, dann Journalistik und fünf Praktika absolviert. Danach bin ich dann ganz unten eingestiegen und auch geblieben. Gründe: mangelnde Fähigkeit, Klinken zu putzen; zur falschen Zeit am falschen Ort; zu wenig Flexibilität (keine Bemühungen um PR-Jobs; das Gegenteil von Journalismus); aber auch: Anzeigenkrise, Platzen der Online-Blase (Ausweichmöglichkeit Online-Redakteur fiel weg) etc. Weitere Gründe, mit 40 noch mal ein Informatik-Fernstudium anzufangen: riesige Konkurrenz auf einem schrumpfenden Arbeitsmarkt (d.h. als Freiberufler); sinkende Honorare; keine Aussicht auf Besserung; "Bore-out-Syndrom" aufgrund des Zwanges, nur Paria-Jobs erledigen zu dürfen.

Ich bekomme aus alter Verbundenheit (weil ich das Passwort nicht mehr weiss, um mich aus dieser Liste auszutragen!!:rolleyes:) nach wie vor die wöchentlichen Journalismus-Jobangebote von Newsroom.de. Und ich habe den Eindruck, dass sich da schwer was verbessert hat seit dem Platzen der Online-Blase - was, soweit ich mich erinnere, so um die 2002 statt fand. Schwere Zeiten gibt es davon abgesehen sicherlich in jedem Beruf. Und Weiterbildung kann dann sicherlich was reissen, aber wahrscheinlich doch eher als 'Weiter', und eher weniger als vollkommene 'Neu'-bildung. Und wenn man denn völlige Neubildung macht, dann muss man es halt erklären können. In jedem Bewerbungsratgeber steht dick und fett drin, man solle bei Vorstellungsgesprächen erklären warum man da hin will, wo man hin will; und nicht einfach nur erklären können, warum man von irgendwo weg will. Als Personaler würde ich jemanden, der nach zwanzig Jahrne Journalismus vor mir sitzt und sagt, er wolle jetzt IT-Techniker machen, weil er im Journalismus nicht auf den grünen Zweig kam - je nun, ich würde den nicht enstellen, so leid mir das tut.

Nicht weil er auf keinen grünen Zwei gekommen ist. Sondern weil mir die Erklärung dünn erscheint und ich befürchte, dass das für meine Firma ein Verlustgeschäft wird. Aber nun haben wir ja einen Mangel an Informatikern in Deutschland, also kann das doch alles eh nicht so dein Problem sein?

Letztlich war die Ausgangsfrage hier: Macht ein Studium krumme Lebensläufe gerade. Da denke ich nach wie vor: Nein, es ist kein Allheilmittel. Und in einem Fall wie hier beschrieben ist es ja eher so, dass das Studium selbst der Bruch ist, weil im vorherigen Job nichts mehr gesehen wird.

Also: Denken alle Personaler so?

Und warum denken viele/alle so?

Ist es vielleicht die Angst vor unbequemen Persönlichkeiten, die womöglich eine eigene Meinung haben? Mir fällt da der Jura-Professor einer deutschen Uni ein, der einmal in einem Interview sagte, bei ihm hätten Leute mit IQ > 130 keine Chance, da Querdenker und "Spinner" nur den Betrieb durcheinander bringen würden.

Mit Verlaub, aber den Gedanken 'Will mich keiner, weil ich eine eigene Meinung habe und vielleicht unbequem bin' kenne ich so nur aus den Foren grosser Frauenzeitschriften - da ist es der Rettungsanker der beziehungswollenden aber beziehungslosen Damen, mit dem den Männern die 'Schuld' untergeschoben wird: man selbst ist toll, so toll, dass die anderen Angst vor einem haben! In aller Butalität: Zwanzig Jahre Jobhoppertum in einem Lebenslauf liest sich für mich nicht unbedingt nach: 'Oh, da hat aber wer 'ne eigene Meinung!' Es liest sich nach: 'Da weiss wer nicht, was er will.'

Ich würde - wie Markus es im zweiten Beitrag erwähnte - einfach eine Logik hinter dem Studienbeginn, dem Jobwechsel und so weiter sehen wollen. Und diese Logik sollte eben weit mehr sein als 'Woanders hat es dann doch nicht gepasst'.

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Irgendwie splittet sich die Diskussion ziemlich auf (und verlässt damit mein eigentliches Thema in diesem Thread). Das zeigt ja aber eigentlich nur, dass die Themen "Wechsel der beruflichen Richtung", "Was denken Personaler, wenn sie krumme Lebensläufe sehen?" oder "Wie viel Wechsel akzeptiert eigentlich der Arbeitsmarkt?" hier in dieser Gruppe der Fernstudierenden sehr präsent sind.

Dass so viel durcheinander geht, ist aber auch das Problem, warum im konkreten Fall Bewerber um Jobs immer wieder scheitern. Man schmeißt nämlich gerne alles in einen Topf, rührt um und fängt an zu essen - oder besser: sich zu bewerben. Dass das Gericht im Topf nicht so richtig schmecken kann, darüber würde sich beim Kochen keiner wirklich wundern. Da ist klar, dass man sich schon die Mühe machen muss, die einzelnen Zutaten und die Zusammensetzung des gesamten Gerichtes zu prüfen, wenn das Essen richtig lecker werden soll. Ganz zu schweigen vom Abschmecken zum Schluss!

Beim Thema "krumme Lebensläufe" machen sich viele die Mühe nicht. Und auch hier geht es munter durcheinander.

Die grundsätzliche Frage ist doch, wann ein Lebenslauf als "krumm" (und damit wirklich problematisch bei einer Neuorientierung auf dem Arbeitsmarkt) betrachtet wird. Ich sag jetzt mal, welche meiner Erfahrung nach nicht dazu gehören:

Leute, die nach gesundheitlichen Einschränkungen etwas Neues lernen müssen

Wiedereinsteigerinnen nach längerer Familienpause

Leute, die nach einer gewissen Zeit im Job etwa Neues machen

... um nur mal die am häufigsten genannen Beispiele zu nennen. Die haben es zwar nicht unbedingt leicht auf dem Arbeitsmarkt, aber keiner würde auf die Idee kommen, von "krummen" Lebensläufen zu sprechen. "Krumm" im Sinne von "verkorkst".

Unter "krumm" verstehe ich

- Lebensläufe mit sehr vielen beruflichen Wechsel, kurzen Stationen, regelmäßig wiederkehrenden Zeiten von Arbeitslosigkeit

- Lebensläufe ohne Kontinuität im Arbeitsgebiet oder der Branche

- Lebensläufe mit Wechsel zwischen Angestelltendasein, kurzen Selbständigkeiten und MLM-Aktivitäten

- Lebensläufe mit mehr als einer abgebrochenen Ausbildung / Studium

- Lebensläufe von Frauen, die dem (Ehe-)Partner an verschiedene Orte im In- und Ausland gefolgt sind und dabei die eigene Kontinuität der Beschäftigung aus dem

Auge verloren haben

... um auch hier mal die gängisten Beispiele zu nennen. Für diese Beispiele war die Frage, ob eine Weiterbildung, ein Fernstudium in der Lage ist, das alles wieder grade zu biegen. Oder auch umgekehrt, was man denn zusätzlich zur Neuqualifizierung tun muss und kann, um seine Berufsbiographie wieder auf die Reihe zu bekommen.

Dazu sollte man Meinungen einholen, gut recherchieren und nicht Vermutungen und Vorurteile aus beliebigen Veröffentlichungen zu Rate ziehen. Denn für den Erfolg in solchen Lebenslagen ist es entscheidend, die eigene Situation und die bestehenden Möglichkeiten angemessen zu bewerten.

Noch eine abschließende Bemerkung: Ich lese hier in manchen Postings die Tendenz heraus, "die Personaler" verantwortlich zu machen für die Ablehnung von Bewerbungen. Bitte beachten Sie: Die Anforderungen ans Qualifikations- und Erfahrungsprofil werden in den Fachabteilungen erstellt und von den zukünfitgen Vorgesetzten wird auch entschieden, wer eingestellt wird oder nicht. Die Personalabteilung hat also nur die Funktion eines Dienstleisters im Unternehmen, nicht die des Entscheiders!

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@ soona

Newsroom.de. Habe eben mal reingeschaut. O.k., ich könnte mich als Freier Mitarbeiter der Lausitzer Rundschau in Hoyerswerda bewerben. Da müsste ich dann sicher auch mit ALG II aufstocken, aber was soll's.

Mal ernsthaft: Was für eine Art von Weiterbildung soll ich mir denn draufziehen? Die sinnvollste "Weiterbildung" wäre natürlich ein Volontariat. Mit > 30 kriegt man aber normalerweise keins mehr. Ein sechsmonatiges Vollzeit-Praktikum für 200 Euro im Monat kann und will ich mir nicht leisten. Insgesamt habe ich schon ein halbes Jahr lang Praktika gemacht, ein Aufbaustudium Journalistik gemacht, ein Auslandssemester etc. Irgendwann reicht es mal, zumal wenn man feststellt, dass die Qualifikationen, die man erworben hat, sowieso keine Sau interessieren.

Die sonstigen Jobs, die ausgeschrieben werden – und allzu viele sind es auch heutzutage nicht - , verlangen aber fast alle eine "fundierte journalistische Ausbildung" (= Volontariat oder Journalistenschule) und meist auch mehrere Jahre Berufserfahrung als Redakteur, sehr oft auf einem speziellen Gebiet. Da es genügend arbeitslose oder jobsuchende Journalisten mit diesen Qualifikationen gibt, dürfte es wenig Sinn ergeben, wenn ich mich um solche Jobs überhaupt bewerbe. Habe ich im Übrigen schon oft genug probiert.

Ein weiterer Grund, weshalb ich auf Journalismus keinen Bock mehr habe: Nach meiner Auffassung gibt es nur ganz wenige Nischen für unabhängigen Journalismus. Und da ist am allerwenigsten zu verdienen, da unabhängiger Journalismus nun mal die Anzeigenkunden vergrämt. Je besser man die Wahrheit verbiegen kann, umso mehr Kohle lässt sich scheffeln, als Unternehmenssprecher oder PR-Fuzzi. Nur ist das eben das Gegenteil von Journalismus.

Wenn ich Polizist werden will, um das Verbrechen zu bekämpfen, es aber leider gerade zu wenig Stellen für Polizisten gibt, sage ich normalerweise auch nicht: O.k., jetzt habe ich meine Polizistenausbildung hinter mir, dann nutze ich mein Wissen eben als Bankräuber.

Anders ausgedrückt: Der Zwang, mit irrelevanten Null-Nachrichten die Zeitung voll zu schreiben und die Wahrheit zu verbiegen, hat mich krank gemacht. Noch 20 oder 30 Jahre halte ich das nicht mehr durch. Wenn aus dem Neuanfang nichts wird, weil ich leider "zu alt" für einen Werksstudenten-Job bin und daher dann am Ende keine "Erfahrungen" vorweisen kann, dann mache ich eben gar nichts mehr.

Sicher ist es für ein Unternehmen immer ein Risiko, jemanden einzustellen. Aber immerhin gibt es ja noch so was wie eine Probezeit. Dass es bequemer ist, jemanden einzustellen, der immer schön einen geraden Weg verfolgt hat, ist auch klar.

Nur worin soll die "klare Ansage" denn bestehen? Die Wahrheit geht ja schon mal nicht. Denn wenn ich sage, dass ich Informatik auch schon lange sehr interessant fand, im Bereich Journalismus aber kein Land mehr gesehen habe, dann kommt genau jene Denke zum Tragen, die ich zuvor schon angesprochen hatte: Wer in einem Bereich "gescheitert" ist, taugt generell nichts und ist daher Ausschuss, gesellschaftlicher Müll. Implizit bestätigst Du das u.a. mit Deiner Aussage "den Gedanken 'Will mich keiner, weil ich eine eigene Meinung habe und vielleicht unbequem bin', kenne ich ..."

Mag ja sein, dass einige das als Ausrede benutzen. Aber willst Du ernsthaft behaupten, dass Positionen ausschließlich nach Leistung vergeben werden? Im Zweifel kann man natürlich immer nachschieben, dass es dann eben an der "emotionalen" oder "sozialen Intelligenz" gelegen habe. Am Ende läuft es stets darauf hinaus, dass "Erfolg" oder "Misserfolg" allein am Einzelnen liegt und Glück, Vitamin B und andere äußere Umstände keine Rolle spielen.

Diese hirnrissige Denke ist uns ja im Zuge der neoliberalen Gehirnwäsche seit vielen Jahren eingeimpft worden. Wer auf dem Arbeitsmarkt keine Chance bekommt, macht aus sich eben eine Ich-AG. Wer zu blöd ist, sich selbst gut zu "verkaufen", dem mangelt es eben an "Schlüsselqualifikationen". Und wer auf seine Bewerbungen keine Antworten erhält, dem finanziert die ARGE ein vierwöchiges "Bewerbungstraining". Am Stellenmangel (generell oder in einer bestimmten Branche) kann es ja nicht liegen ...

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Waldorf,

das Journalismus fies sein kann, bezweifelt ja keiner. (Ich zumindest nicht). Ich hab das selber zwanzig Jahre gemacht, und ich hatte halt dann irgendwann das Glück, oder auch die Gelegenheit oder was auch immer, festangestellt ins Ausland zu gehen. Da habe ich dann nebenbei mein Fernstudium gemacht, jetzt leiste ich mir ein Jahr Präsenzuni für den Master. Ich habe, sowohl was meinen letzten Arbeitgeber (den, wo ich im Ausland war) und mit meiner jetzigen Uni recht wohlklingende Namen im Lebenslauf, und ich wechselte sozusagen 'innerhalb der Jobfamilie', so klappte das irgendwie. Ich glaube aber doch dass ich, hätte ich mit einem zuvor zerupften Journalismus-Lebenslauf dann ein, sagen wir mal Sozialpädagogik-Studium gemacht und mich dann ohne jegliche Berufserfahrung im Bereich sozialpädagogik und mit einem krummen Lebenslauf beworben (und in meinem Alter. Ich bin 41) - ich glaube ganz ehrlich nicht, dass ich da was gefunden hätte oder finden würde.

Und das beantwortet dann auch die zuvor von Frau Kanzler noch mal gestellte Frage: Nein, ich glaube nicht, dass ein Studium solche krummen Lebensläufe wieder gerade biegt. Da ist das Studium ja nur eine weitere Ausbildung, nach mehreren zuvor abgebrochenen und diversen Kurzbeschäftigungen. Und wenn es dann noch ein 'artfremdes' Studium ist, dann ist es nur eine weitere krumme Kurve.

Das kann man doof finden. Und das muss ja auch nicht so stimmen - es ist ja nur meine Meinung.

Was man denn nun macht bei einem so krummen Lebenslauf - tja. Festanstellung suchen. Die, komme was da wolle, mindestens drei Jahre lang durchziehen. Daneben eine Weiterbildung machen, die Weiterbildungswillen zeigt - im Gegensatz zu 'Wieder was Neues'. Das wäre so mein Weg. Und wenn man keine Festanstellung findet - ich weiss es auch nicht. Ich glaube aber einfach nicht, dass ein Fernstudium es reisst, wen man dann mit 35 oder 40 ohne jegliche Arbeitserfahrung auf Arbeitssuche gehen muss. (Übrigens, das hab ich nicht so ganz verstanden: du schriebst doch du habest 20 Jahre als Journalist gearbeitet, also warum jetzt Volo oder 'keine Arbeitserfahrung'? In dem Bereich hast du sie doch!)

;) Und was den Bankräuber nach der Polizistenausbildung angeht - Security wäre da ja eine Möglichkeit. Da wird gesucht, und nein, das sind nicht nur muskelbepackte Idioten. da gibt es Management-Posten! :rolleyes: Ich glaube einfach, ein 'roter Faden' macht sich gut. Ob das eine durchgehende, 'passende' Weiterbildung ist, oder ob dahinter was anderes steckt: Hobby, Berufsidee, Selbstständigkeitsidee - finde ich dann gar nicht so wichtig. Nur die Ideen sollten halt irgendwie zusammen passen (ich bringe noch mal das Beispiel Markus, wo das Informatikstudium und die Kaufmännische Ausbildung sich in dieser Webseite gefunden haben. Sowas gibt's ja auch ....

Und das ist vielleicht, die Schlussfolgerung zu der ich bezüglich der Eingangsfrage kommen könnte. In meinem Job heisst es regelmässig, dass es aberwitzig ist zu glauben, dass man Probleme, die sich über Jahre angehäuft haben, in zwei Tagen lösen kann. Ähnlich ist das, denke ich, mit der Weiterbildung und dem krummen Lebenslauf. das Projekt #Lebenslauf gerade biegen' erfordert fürchte ich einfach mehr an Manpower. Und ist ein langfristiges Projekt.

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Zwei Dinge, Waldorf:

Ich fände es angemessener, für Ihr Thema einen eigenen Strang zu eröffnen.

Zweitens tun Sie genau das, was es schwer machen wird, beruflich einen neuen Anfang zu finden: Sie geben Ihrer Umgebung die Schuld, wenn es nicht klappt.

Eigentlich sind da Personaler Schuld, denn denen sind 120% passgenaue Bewerber nicht gut genug.

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Jedi, wie ich schon schrieb:

Die Anforderungen an neue Mitarbeiter stellt die Fachabteilung, genauer gesagt, der Chef der Fachabteilung. Wenn also einer "schlud" ist, dann der! "Der Personaler" überbringt nur die schlechten Nachrichten.

Ich reite deshalb so darauf herum, weil damit deutlich wird, wer überzeugt werden muss im Bewerbungsverfahren: die Fachabteilung!

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Eigentlich sind da Personaler Schuld, denn denen sind 120% passgenaue Bewerber nicht gut genug.

Ich hatte, bevor ich dann in Richtung Präsenzuni verschwand, die Aufgabe meine(n) Nachfolger(in) auszuwählen - bzw. die fünf Leute, die zum Interview eingeladen wurden aus den vierzig Bewerbungen, die mir die Personalabteilung mit freundlichem Lächeln (und einem Stück Schokolade :) ) auf den Tisch legte, auszusuchen. Das macht natürlich die Fachabteilung - die muss ja auch mit dem / der Neuen arbeiten, bzw wie in meinem Fall, den Laden übergeben.

*Hmpf* ganz ehrlich, ich kann mich nicht daran erinnern, ob ich nach 'krumm' im Lebenslauf geguckt habe. Studium hatten sie alle, das war Grundvoraussetzung, und dann hab ich nach Arbeitserfahrung geschaut, in den verschiedenen Bereichen, die mir für den Job wichtig waren.

Ich bin ganz sicher, dass sich viele der 35 anderen auch wunderten, warum sie kein Interview bekamen, obwohl sie die Grundvoraussetzungen doch erfüllten. Das taten sie auch. Aber die Auswahl beruhte dann eben doch noch auf anderen Skills und Fakten als nur 'Grundvoraussetzungen: Studium der XX Wissenschaften und mindestens 5 Jahre Berufserfahrung'.

Manches passt, und anderes eben manchmal nicht. Und ob jemand 120% passt, entscheidet sich häufiger aus Dingen, die nicht in der Stellenanzeige stehen, fürchte ich ...

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