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Was ist besser? - Privat oder staatlich studieren? (Anerkennung - Betreuung - Kosten)


Markus Jung

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Das Portal studycheck.de (Partnerportal von fernstuidumcheck.de, auch von der OAK) hat für eine aktuelle Pressemitteilung Professoren zu typischen Vorurteilen über staatliche und private Hochschulen befragt. Die Antworten möchte ich euch hier als Basis für eine Diskussion zur Verfügung stellen.

 

Haben Absolventen privater Hochschulen es im Berufsleben schwerer als Absolventen staatlicher Hochschulen?

 

Teilweise eilt privaten Hochschulen der Ruf voraus, dass man sich den Abschluss durch die hohen Studiengebühren “erkaufen” könne und das Studium vergleichsweise weniger anspruchsvoll sei. Gut möglich also, dass manche Unternehmen Absolventen privater Hochschulen als weniger qualifiziert einordnen, als Absolventen staatlicher Hochschulen.

 

Prof. Dr. Marcus Bysikiewicz – Präsident der Europäischen Fernhochschule Hamburg – sieht hier jedoch ganz klar einen Vorteil bei den privaten Hochschulen: “Private Hochschulen sind in der Lage, frühzeitig Trends am Arbeitsmarkt zu erkennen und zeitnah in geeignete Studienprogramme umzuwandeln, um erfolgreich am Markt agieren zu können. Somit können Studierende an privaten Hochschulen mit ihrer Ausbildung frühzeitig den Anforderungen der Unternehmenspraxis genügen.”

 

Ist der persönliche Kontakt zwischen Professoren und Studierenden an staatlichen Hochschulen überhaupt möglich?

 

Prof. Dr. Michael Groll lehrt heute an der privaten Fachhochschule des Mittelstands in Köln und kennt beide Persektiven, da er zuvor an de Deutschen Sporthochschule Köln war.

 

“Der persönliche Kontakt kommt auf jeden Fall zu kurz! Die Kollegen an den Öffentlichen haben ja allein schon anhand des geringeren Lehrdeputats weniger Möglichkeiten, ihre Studierenden in den Veranstaltungen kennenzulernen. Hinzu kommt die schiere Anzahl an Studierenden, da schaffen es höchstens zwei oder drei pro Jahrgang, sich nachhaltig beim Professor oder bei der Professorin bemerkbar zu machen.”

 

Der finanzielle Aspekt

 

Selbstverständlich sind die Gesamtkosten, die für ein Studium an einer privaten Hochschule anfallen, deutlich höher als an einer staatlichen Hochschule. Das liegt unter anderem daran, dass private Institute sich selbst finanzieren müssen und somit gezwungen sind, vergleichsweise hohe Studiengebühren zu erheben. Entsprechend erkennt Prof. Dr. Groll hier ganz klar den Vorteil der staatlichen Hochschulen:

 

”Die Vorzüge einer staatlichen Hochschule liegen zum einen im finanziellen Bereich, die sind einfach weniger kostenintensiv. Als ein weiteres Argument pro staatliche Hochschule sehe ich die Möglichkeiten, ein Studium von den Inhalten her eigenverantwortlich zu gestalten. Das gilt aber natürlich nur für Studierende, die von Haus aus eigeninitiativ sind.”

 

Ein weiteres Finanzierungsmodell stellt uns Dr. Christian Klenk – Leiter der Abteilung Kommunikation und Marketing der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt vor: “Die KU erhebt – abgesehen von den üblichen Beiträgen des Studentenwerks (in unserem Fall 52 Euro pro Semester) und einem Beitrag von 4 Euro pro Semester für das Sozialwerk der KU (das verschiedene studentische Projekte und bedürftige Studierende unterstützt) keine Studiengebühren. Der Grund ist, dass wir im Wesentlichen aus staatlichen und kirchlichen Mitteln finanziert werden.”

 

Auch Dr. Klenk erkennt trotz der oftmals hohen Studiengebühren Vorteile bei den privaten Hochschulen: “Eine klassische private Hochschule, die nicht auf diese Töpfe zugreifen kann, muss zwangsläufig Gebühren von den Studierenden erheben, um den Lehrbetrieb finanzieren zu können. Der Mehrwert, der an einer privaten Hochschule dafür geboten werden kann, ist unter Umständen eine bessere Betreuung der Studierenden oder eine bessere technische/räumliche Ausstattung.”

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  • 3 Wochen später...
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Bezüglich des persönlichen Kontakts habe ich unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Hier muss man sicher zwischen Uni und Hochschule und Massen-Studiengang vs. weniger überlaufenen Fächern differenzieren. Die Betreuung an meiner staatlichen Hochschule war mit Ausnahme einer einzelnen Person sehr unproblematisch. 

 

Auch die benötigte Selbständigkeit ist abhängig von der Hochschule. Grundsätzlich werden die privaten aber tatsächlich beim Service weit vorne liegen. In dem Punkt sicher richtig. 

 

 

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Am 10.9.2020 um 15:02 , Markus Jung schrieb:

Teilweise eilt privaten Hochschulen der Ruf voraus, dass man sich den Abschluss durch die hohen Studiengebühren “erkaufen” könne und das Studium vergleichsweise weniger anspruchsvoll sei.

 

Das scheint ein weit verbreitetes Vorurteil zu sein. Es lässt sich sogar in den Köpfen von Fernstudierenden über Fernstudierende anderer Hochschulen finden. Meiner Meinung nach ist es an den Haaren herbei gezogen. Ich habe auch schon aus eigener Erfahrung an einer Universität Seminare und Vorlesungen erlebt, bei denen die Leistungsnachweise schon fast hinterher geworfen wurden. 

 

Was ich im Moment unmöglich finde, ist die Herabsetzung der privaten Hochschule gegenüber den Universitäten im Hinblick auf das Psychotherapeutengesetz. 

Bearbeitet von psycCGN
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Als langjähriger Tutor hatte ich sehr engen Kontakt zu den Dozenten meines Instituts. Als "Normalo" ist man i.d.R. nichts weiter als eine Matrikelnummer für den Dozenten.

Dies hat sich vor allem bei meinen Kommilitonen bemerkbar gemacht, die Schwierigkeiten hatten einen Dozenten für die eigene Abschlussarbeit zu finden.

 

Die Selbstständigkeit ist m.M.n. mehr abhängig von der Hochschule und dem gewählten Studiengang - weniger von privat/staatlich. An der Fernuni Hagen wird vergleichsweise viel Selbstständigkeit gefordert - und dies ist ebenfalls staatlich.

 

Zum Vorurteil:

 

Der Mensch neigt irgendwie dazu, den eigenen Weg verteidigen und besser stellen zu müssen. Wenn man z.B. an der RWTH Aachen Maschinenbau studiert und mit 3,0 abschließt und jemand von der FOM schließt es mit 2,5 ab (nicht abwertend gemeint) - dann kratzt das am Gerechtigkeitsempfinden wenn der Wunschmaster einen Notendurchschnitt von 2,5 erfordert.

Aber auch das hat m.M.n weniger mit der staatlichen/privaten Geschichte zu tun. An meiner HS (ich weiß von anderen staatlichen HS, dass das da nicht anders war) - haben Maschinenbauingenieure starke Vorurteile gegenüber den Wirtschaftsingenieuren gehabt. Sie dürfen sich nämlich ebenfalls Ingenieure nennen  - bei deutlich weniger Aufwand. Das findet man "unfair" - aber was ist schon fair im Leben. 

 

Update

 

Glatt die Antwort auf die Frage "was ist besser?" vergessen:

 

Es kommt (wie immer) drauf an ! Wenn man sich erlauben kann, staatlich zu studieren (finanziell, Abhängigkeiten etc.), dann würde ich immer staatlich studieren. Wenn man allerdings einen guten Beruf hat, vllt Vater/Mutter ist und das Geld braucht, dann immer privat. Hier sind die Opportunitätskosten i.d.R. besser, auch wenn das Studium zunächst viel Geld kostet.

Bearbeitet von Arazjal
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Am 10.9.2020 um 15:02 , Markus Jung schrieb:

“Private Hochschulen sind in der Lage, frühzeitig Trends am Arbeitsmarkt zu erkennen und zeitnah in geeignete Studienprogramme umzuwandeln, um erfolgreich am Markt agieren zu können. Somit können Studierende an privaten Hochschulen mit ihrer Ausbildung frühzeitig den Anforderungen der Unternehmenspraxis genügen.”

 

 

Das kann ich für den Bereich Berufspädagogik / Pflegepädagogik absolut bestätigen!

 

2017 kam das Pflegeberufegesetz, das im Gegensatz zu vorher als Qualifikation für die Lehrkräfte an Berufsfachschulen eine Pflegeausbildung und einen Masterabschluss festlegt. Vorher waren die Qualifikationen bunt gemischt: Studienabschlüsse ohne Pflegeausbildung, Medizinpädagogen oder die Fortbildung "Lehrer für Pflegeberufe" (eine 400 Stunden Weiterbildung) waren erlaubt. Reine Pflegepädagogik Studiengänge waren selten.

 

2020 trat das Gesetz in Kraft.

2017 startete bereits an der HFH der Studiengang Berufspädagogik mit Fachrichtung Pflege und 2019 (?) an der IUBH Pflegepädagogik.

 

Und die staatlichen Hochschulen? Mir sind nicht viele Angebote bekannt, bei denen man berufsbegleitend studieren kann. Ohne Kooperation des Arbeitgebers mit einer Hochschule wird es kompliziert, denn die Präsenzzeiten lassen sich schlecht mit den Dienstplänen auf Station vereinbaren. Reine Pflegepädagogik Studiengänge sind immer noch rar.

 

Ähnliches gilt übrigens für Pflegemanagement! 

 

Viele Kollegen nehmen da gern die Studiengebühren in Kauf, haben aber zeitliche und örtliche Flexibilität.

 

 

Bearbeitet von Silberpfeil
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Ich glaube, dass es überhaupt keinen Unterschied macht wo man studiert. In der Privatwirtschaft werden die meisten Jobs doch sowieso unter der Hand vergeben und es kommt hier neben dem entsprechenden Abschluss nur noch auf den Nasenfaktor an. Zumindest kenne ich das garnicht anders. Ich war mal über einen Ingenieurdienstleister bei einem Automobilhersteller und dort wurden die Stellen nicht mal ausgeschrieben. Die haben sich das Personal eben bei den Dienstleistern geholt und wenn sie gut waren, wurde der ein oder andere übernommen.  Der Dienstleister hatte praktisch jeden, mit entsprechendem Abschluss eingestellt. Dem öffentlichen Dienst ist auch total egal ob der Abschluss an einer staatlichen oder privaten FH gemacht wurde. Wichtig finde ich halt, dass die HS staatlich anerkannt und akkreditiert ist.

Man kann doch auch nicht von gekauften Abschlüssen sprechen, denn sonst wäre kein einziger Meister irgendwas wert oder? Der kostet 10.000, dauert nicht mal ein Jahr und es beschwert sich auch keiner und behauptet der Abschluss wäre gekauft.

Irgendwie fehlt mir hier die Relation. Bildung kostet eben einfach Geld. Ob man das jetzt staatlich oder privat macht.

Wäre ich an eine staatliche Hochschule gangen müsste ich täglich zwei Stunden pendeln, an der privaten Fernhochschule benötige ich nicht mal das Auto😉. Wenn man an einen Ort gebunden ist, kann so ein Fernstudium sogar günstiger sein.

 

Bearbeitet von brotzeit
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